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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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L., O.: Kunstverstand
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0270

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Kunslv erstand.

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»RECHTE SEITE DES TRH'TYCHO.NS

sich schwachen Kunstwerk noch eine Art Würde
und Bedeutung verleihen kann. Es war wirk-
lich zum Nachdenken. Ich mußte mir sagen,
daß in der Auswahl dieser Bilder geradezu ein
Instinkt für das Unechte, ein positives
Verlangen nach dem Erlogenen gewaltet hatte;
und das war gerade das Schlimme. Ich unter-
nahm den undankbaren Versuch, den Haus-
herrn, der mich um mein Urteil bat, rücksichts-
los aufzuklären. Ich wies ihm, von Bild zu Bild
gehend, nach, wie er hier auf diesen, dort auf
jenen Effekt hereingefallen sei. Ich sagte ihm,
daß es an sich nicht verwerflich sei, wenn er
hier etwa Geschmack an einer dramatischen

Doppelbeleuchtung, dort an einem pompösen
Baumschlag, da an blitzender Sonne bekundet
habe. Ich gab ihm zu, daß man sehr wohl an
diesen Dingen Vergnügen haben dürfe. Aber
ich zeigte ihm, daß die Verfertiger seiner Bilder
all diese Effekte auf eine gewissenlose Weise
erzielt hätten, und ich wies darauf hin, daß hier
genau dasselbe vorliege, was man im gesell-
schaftlichen Leben Hochstapelei, im geschäft-
lichen Leben Schwindelmanöver nenne. Ich
sagte ihm, daß diese Ware sein Haus für den
Kenner gerade so belaste, wie die Anwesenheit
eines anrüchigen Menschen. Und als er sich
auf die Position des Sprüchwortes „De gustibus
 
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