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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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H. O. R.: Münchner Glaspalast 1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0322

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Münchner Glaspalast 1924.

AUGUST HERZOG-M UNCII K.N.

MÜNCHBKER

GEMÄLDE >AUER DULT <

schnitt hält, so muß man sagen, daß allerhand
zu holen ist in dieser Schau. Sie gibt in bun-
testem Beieinander einen riesigen Querschnitt
durch die verschiedensten geistigen Strömungen
der Zeit. Indem wir hier unter Ausschluß der
Neuen Secession, die ja gesondert auftritt, be-
trachten, können wir, da wir die alte Sezession
mit einschließen, immerhin feststellen, daß
sämtliche Stile, die in den letzten hundert Jahren
geboren wurden, noch am Leben sind. Wir
nehmen also nicht sosehr das Nacheinander
des geschichtlichen Lebens wahr als vielmehr
die Durchdringung von vielen, sich be-
fehdenden Richtungen. Darüber soll man sich
aber nicht aufregen. Erstens ist wenigstens von
Ferne eine leise Zusammenziehung der Mög-
lichkeiten zu verspüren. Auf dem Gebiete der
Plastik (hier oft in monotonem Sinne) und
des Kunstgewerbes sogar sehr vernehmlich.
Zweitens aber erscheinen die Gegensätze aus der
Nähe der Betrachtung immer größer als nach
Verlauf einiger Zwischenzeit. Noch fast jede
Zeit der neueren Kunstgeschichte hat, seitdem
man überhaupt solche Fragen erörtert, Jammer

und Geschrei erhoben über das Auseinander-
fallen der Absichten der Zeitgenossen. Und
immer hat es Spätlinge gegeben, die im Geiste
derjenigen Stile dachten und empfanden, die
von Anderen schon wieder durch neue Form-
absichten überholt und befehdet worden waren.
Es ist in künstlerischen Dingen zwar von
Wichtigkeit, dem Stoßtrupp der Er Öffner an-
zugehören. Aber das ist nie das Entscheidende.
Dies wird einzig und allein in der Qualität
gelegen sein, das heißt in demjenigen, was aus
dem gegebenen Formengut geistig-sinnlich ge-
macht worden ist.

Manche Scheidewände, die zwischen die ein-
zelnen Vereinigungen gelegt wurden, fallen heute
in sich zusammen, nachdem die kühne, hochbe-
deutsame Sturm- und Drang-Zeit des Expres-
sionismus, der das wichtigste Gesamfgeschehnis
neuester europäischer Kunstgeschichte bleibt,
einer Beruhigung entgegengeht. So sinkt min-
destens die Wand zwischen alter und neuer
Sezession. Aber auch zwischen den anderen
Gruppen sind die Grenzen schwankend .zwischen
der „Münchner Künstlergenossenschaft", den
 
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