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ArsSTKI.I.rxc.S-R MM
EINE ARCHITEKTUR-AUSSTELLUNG
IM WIENER ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE.
Einem Lande, dessen wirtschaftliche Situation
kaum die nötigsten industriellen Zweck-
bauten gestattet, einer Hauptstadt, deren Bau-
tätigkeit nach dem Stillstand eines vollen Jahr-
zehnts jetzt durch verschiedene Siedelungspro-
jekte wiederum Antrieb erhält, könnte diese
Ausstellung kaum anders als theoretisch be-
langvoll erscheinen.
Aber damit ist ihre Bedeutung auch nicht
annähernd umschrieben. Gerade in der mo-
mentanen wirtschaftlichen Lage frappiert es,
daß sich die Wiener Architektur-Schule über
Wagner und Olbrich hinaus logisch weiterent-
wickelt und fraglos eine Reihe Künstler vonRang
hervorbringt. — Die Ausstellung im Österr.
Museum, veranstaltet von den führenden Wie-
ner Architekten wie: Josef Hoffmann, Oskar
Strnad, Josef Frank bis zu den jüngsten der
Wiener Schule, dokumentiert absolut das Ver-
mögen, modernste Raumprobleme mit den Auf-
gaben gegenwärtiger Technik zu kombinieren
und vollendet zu lösen. Die Raumgestaltung
des Architekten Oswald Haerdtl betont die
modernsten Tendenzen im Arrangement, schafft
durch rhythmische Gliederungen ein reichge-
stuftes und visuell sehr wirksames Gesamtbild,
in dem die verschiedenen Gruppen und Gemein-
samkeiten der einzelnen Objekte mit klarster
Überschaubarkeit zur Geltung kommen.
Man kennt die Linie, jenseits der Hoff mann,
Strnad und Frank im Gebiete eigener, durch-
aus persönlicher Leistungen stehen. Hoffmanns
Stoklet-Palais, Haus Skyba u. a., Strnads Thea-
ter, das ein theoretischer Vorschlag geblieben
ist und die konsequente Absage vom natura-
listischen Bühnenbild in seinen völlig auf Linie,
subjektive Rhythmik und äußerste farbige Re-
duktion gestellten Szenarien. Das Modell eines
Zinshauses und ein Krematorium vermochten
das reich f azettierte Bild seiner Arbeiten wesent-
lich zu ergänzen. Franks Landhäuser aber cha-
rakterisieren bereits die soziale Richtung, in der
sich die Bauaufgaben der Gegenwart bewegen.
Siedelung, Einfamilienhaus, großstädtisches
Zinshaus, Industrie-Anlage und kommunaler
Verwaltungs- und Repräsentationsbau bezeich-
nen in der Hauptsache die modernen baulichen
Typen, um deren zweckmäßigste Formulierung
die jüngste Generation bemüht ist. Grundsätz-
lich wertvoll erscheint die Bereitschaft zur Kon-
struktion, das entschiedene Zurückgreifen auf
tektonische Grundfunktionen, die Absicht, jede
XXVIL September 1924 (.
ArsSTKI.I.rxc.S-R MM
EINE ARCHITEKTUR-AUSSTELLUNG
IM WIENER ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE.
Einem Lande, dessen wirtschaftliche Situation
kaum die nötigsten industriellen Zweck-
bauten gestattet, einer Hauptstadt, deren Bau-
tätigkeit nach dem Stillstand eines vollen Jahr-
zehnts jetzt durch verschiedene Siedelungspro-
jekte wiederum Antrieb erhält, könnte diese
Ausstellung kaum anders als theoretisch be-
langvoll erscheinen.
Aber damit ist ihre Bedeutung auch nicht
annähernd umschrieben. Gerade in der mo-
mentanen wirtschaftlichen Lage frappiert es,
daß sich die Wiener Architektur-Schule über
Wagner und Olbrich hinaus logisch weiterent-
wickelt und fraglos eine Reihe Künstler vonRang
hervorbringt. — Die Ausstellung im Österr.
Museum, veranstaltet von den führenden Wie-
ner Architekten wie: Josef Hoffmann, Oskar
Strnad, Josef Frank bis zu den jüngsten der
Wiener Schule, dokumentiert absolut das Ver-
mögen, modernste Raumprobleme mit den Auf-
gaben gegenwärtiger Technik zu kombinieren
und vollendet zu lösen. Die Raumgestaltung
des Architekten Oswald Haerdtl betont die
modernsten Tendenzen im Arrangement, schafft
durch rhythmische Gliederungen ein reichge-
stuftes und visuell sehr wirksames Gesamtbild,
in dem die verschiedenen Gruppen und Gemein-
samkeiten der einzelnen Objekte mit klarster
Überschaubarkeit zur Geltung kommen.
Man kennt die Linie, jenseits der Hoff mann,
Strnad und Frank im Gebiete eigener, durch-
aus persönlicher Leistungen stehen. Hoffmanns
Stoklet-Palais, Haus Skyba u. a., Strnads Thea-
ter, das ein theoretischer Vorschlag geblieben
ist und die konsequente Absage vom natura-
listischen Bühnenbild in seinen völlig auf Linie,
subjektive Rhythmik und äußerste farbige Re-
duktion gestellten Szenarien. Das Modell eines
Zinshauses und ein Krematorium vermochten
das reich f azettierte Bild seiner Arbeiten wesent-
lich zu ergänzen. Franks Landhäuser aber cha-
rakterisieren bereits die soziale Richtung, in der
sich die Bauaufgaben der Gegenwart bewegen.
Siedelung, Einfamilienhaus, großstädtisches
Zinshaus, Industrie-Anlage und kommunaler
Verwaltungs- und Repräsentationsbau bezeich-
nen in der Hauptsache die modernen baulichen
Typen, um deren zweckmäßigste Formulierung
die jüngste Generation bemüht ist. Grundsätz-
lich wertvoll erscheint die Bereitschaft zur Kon-
struktion, das entschiedene Zurückgreifen auf
tektonische Grundfunktionen, die Absicht, jede
XXVIL September 1924 (.