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Dreyfus, Albert: Der Bildhauer Maillol
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0034
MA1LLOL - MARLY LE ROI. »SCHREITENDE«
BRONZEP1.ASTIK: »L'ILE DE FRANCE«
klärt er mir zuweilen auf mein Be-
fragen, „ist ganz nach der Natur ge-
macht; jenes ist nach der Natur an-
gefangen, aber später, als gelegentlich
mein Auge darauf fiel, aus dem Ge-
dächtnis .korrigiert'." — Andere sind
ganz aus der Eingebung entstanden. Es
wäre schwer, einer Art Blätter den Vor-
zug zu geben. Sie sind alle drei selbst
wiederVorarbeiten zu seinenPlastiken
und darum ein streng behüteter Schatz.
„Unmöglich," sagt er, „mich von dieser
Armbewegung, jener Beckenkurve zu
trennen. Ich brauche sie heute oder
morgen. Ich brauche sie zur Kontrolle."
Diese Zeichnungen setzen das Werk in
Gang, erhalten es in seiner Dichte, aber
die Natur ist immer nur Dienerin: Mail-
lol läßt sich nichts von ihr vorschrei-
ben.
DieAbbildungen hier geben einenBe-
griff davon,wie derBildhauer solcheAn-
regungen ausschöpft. „Die Trauernde"
(Abb. 1), die als Kriegsdenkmal in Ceret
ausgeführt ist, stellt noch den schwe-
ren vollen, durch heimatlicheEindrücke
bedingten Mittelmeer-Frauentyp dar.
Und nun in reifem, reifstem Alter bringt
Maillol die hymnische „Ile de France"
(Abb. 3) hervor, dieses schlankere, ju-
gendstarke, jubelnd indasLeben schrei-
tende Weib, ein Typ, der weiterwirkt
in der „Grazie" (Abb. 6) und in dem
Mädchen, das in all seiner Kraft und
Holdheit, Debussy huldigend, nieder-
kniet (Abb. 7). Wie begnadet ist ein
Künstler, im siebten Jahrzehnt seines
Lebens sich so verjüngen zu können!
Noch ein Wort über die Gesinnung
seiner Kriegsdenkmäler.Wie sollte sich
ein Maillol für Kampf begeistern? Für
ihn kann auch gewonnener Krieg nur
Schmerz und Verlust bedeuten; für ihn
kann es nur einen Sieg über sich selbst,
nicht über andere geben. Wurzelt Mail-
lol auch ganz in seiner französischen
Erde, mit solcher Menschlichkeit steht
ihm das Bürgerrecht bei allen Völkern
zu............. A.D.
Alles muß entschwinden, und ich er-
gebe mich. Aber in meinem Alter
sehe ich die wunderbare Natur an mir
vorüberziehen mit all ihrem Zauber,
ihren Jahreszeiten. Ich bin erstaunt, in
meinem Spiegel alt zu sein, denn ich
fühle, daß ich liebe und verstehe. Ich
bin glücklich wie ein Primitiver.. RODIN.
BRONZEP1.ASTIK: »L'ILE DE FRANCE«
klärt er mir zuweilen auf mein Be-
fragen, „ist ganz nach der Natur ge-
macht; jenes ist nach der Natur an-
gefangen, aber später, als gelegentlich
mein Auge darauf fiel, aus dem Ge-
dächtnis .korrigiert'." — Andere sind
ganz aus der Eingebung entstanden. Es
wäre schwer, einer Art Blätter den Vor-
zug zu geben. Sie sind alle drei selbst
wiederVorarbeiten zu seinenPlastiken
und darum ein streng behüteter Schatz.
„Unmöglich," sagt er, „mich von dieser
Armbewegung, jener Beckenkurve zu
trennen. Ich brauche sie heute oder
morgen. Ich brauche sie zur Kontrolle."
Diese Zeichnungen setzen das Werk in
Gang, erhalten es in seiner Dichte, aber
die Natur ist immer nur Dienerin: Mail-
lol läßt sich nichts von ihr vorschrei-
ben.
DieAbbildungen hier geben einenBe-
griff davon,wie derBildhauer solcheAn-
regungen ausschöpft. „Die Trauernde"
(Abb. 1), die als Kriegsdenkmal in Ceret
ausgeführt ist, stellt noch den schwe-
ren vollen, durch heimatlicheEindrücke
bedingten Mittelmeer-Frauentyp dar.
Und nun in reifem, reifstem Alter bringt
Maillol die hymnische „Ile de France"
(Abb. 3) hervor, dieses schlankere, ju-
gendstarke, jubelnd indasLeben schrei-
tende Weib, ein Typ, der weiterwirkt
in der „Grazie" (Abb. 6) und in dem
Mädchen, das in all seiner Kraft und
Holdheit, Debussy huldigend, nieder-
kniet (Abb. 7). Wie begnadet ist ein
Künstler, im siebten Jahrzehnt seines
Lebens sich so verjüngen zu können!
Noch ein Wort über die Gesinnung
seiner Kriegsdenkmäler.Wie sollte sich
ein Maillol für Kampf begeistern? Für
ihn kann auch gewonnener Krieg nur
Schmerz und Verlust bedeuten; für ihn
kann es nur einen Sieg über sich selbst,
nicht über andere geben. Wurzelt Mail-
lol auch ganz in seiner französischen
Erde, mit solcher Menschlichkeit steht
ihm das Bürgerrecht bei allen Völkern
zu............. A.D.
Alles muß entschwinden, und ich er-
gebe mich. Aber in meinem Alter
sehe ich die wunderbare Natur an mir
vorüberziehen mit all ihrem Zauber,
ihren Jahreszeiten. Ich bin erstaunt, in
meinem Spiegel alt zu sein, denn ich
fühle, daß ich liebe und verstehe. Ich
bin glücklich wie ein Primitiver.. RODIN.