167
MALER SERGIUS PAUSER-WIEN »FRAU PAUSER UND H. BLUMBERGER«
KUNST, KUNSTLER UND HEILIGE
VON DR. HERBERT HOFMANN
Manche der großen Kunstausstellungen aus
den letzten Jahren ließen nicht im Zweifel
über die Mentalität, wie solche Ausstellungen
gemacht und wie sie gewertet werden. Es ist
immer und überall das gleiche: man stellt Namen
aus, wo es allein um die Sache gehen sollte,
und man grämt sich um Namen, die aus irgend-
einem (wahrscheinlich ebenfalls nicht ganz
sachlichen) Grunde fehlen . . . ,,der Vollständig-
keit halber".
„Vollständigkeit?" Kommt es darauf an?
Geht es denn nicht um ganz andere Dinge?
Namen können sensationell erregend oder
repräsentativ verpflichtend sein; sie können
eine hervorragende gesellschaftliche oder poli-
tische Geltung besitzen. Aber sie brauchen nur
ganz entfernt etwas mit Kunst zu tun zu haben.
Die Literatur über sie wächst in die Breite,
und in gleichem Maße wie der Enthusiasmus
auch die Ahnungslosigkeit, und wenn es die
Gelegenheit ergibt, so rankt man um den be-
rühmten Namen gern und freigebig (und sich
selbst berauschend) das Ornament eines ge-
sellschaftlichen Ereignisses.
So steht es in der ganzen Welt um Kunst-
ausstellungen. Mode, Geschmack, Tendenz und
politische Geste entscheiden auf einem Gebiete
subtilster Menschheitsäußerungen, wo allein
der innere Wert maßgebend sein sollte. Oft
sucht man dann zwischen den Namen nach dem
inneren Wert — und geht leer dabei aus.
Die Not der Kunst ist nicht immer die Not
der Künstler. Und umgekehrt: mit Hilfsaktionen
und Ausstellungsgelegenheiten rettet man zu-
weilen wohl den Menschen, nicht immer aber
die Sache. Fordert der Künstler, daß er von
seiner Arbeit lebe, so gilt sie ihm lediglich Lei-
stung, Arbeit, Erwerb. Dann ist er ein wirt-
schaftlicher Faktor wie tausend andere und
unterliegt den Gesetzen von Angebot und Nach-
frage, den Bewegungen von Kaufkraft, Kon-
junktur und Krise.
Ist er aber ein Heiliger der Kunst — wie es
solche auch heute noch gibt; freilich nur wenige
MALER SERGIUS PAUSER-WIEN »FRAU PAUSER UND H. BLUMBERGER«
KUNST, KUNSTLER UND HEILIGE
VON DR. HERBERT HOFMANN
Manche der großen Kunstausstellungen aus
den letzten Jahren ließen nicht im Zweifel
über die Mentalität, wie solche Ausstellungen
gemacht und wie sie gewertet werden. Es ist
immer und überall das gleiche: man stellt Namen
aus, wo es allein um die Sache gehen sollte,
und man grämt sich um Namen, die aus irgend-
einem (wahrscheinlich ebenfalls nicht ganz
sachlichen) Grunde fehlen . . . ,,der Vollständig-
keit halber".
„Vollständigkeit?" Kommt es darauf an?
Geht es denn nicht um ganz andere Dinge?
Namen können sensationell erregend oder
repräsentativ verpflichtend sein; sie können
eine hervorragende gesellschaftliche oder poli-
tische Geltung besitzen. Aber sie brauchen nur
ganz entfernt etwas mit Kunst zu tun zu haben.
Die Literatur über sie wächst in die Breite,
und in gleichem Maße wie der Enthusiasmus
auch die Ahnungslosigkeit, und wenn es die
Gelegenheit ergibt, so rankt man um den be-
rühmten Namen gern und freigebig (und sich
selbst berauschend) das Ornament eines ge-
sellschaftlichen Ereignisses.
So steht es in der ganzen Welt um Kunst-
ausstellungen. Mode, Geschmack, Tendenz und
politische Geste entscheiden auf einem Gebiete
subtilster Menschheitsäußerungen, wo allein
der innere Wert maßgebend sein sollte. Oft
sucht man dann zwischen den Namen nach dem
inneren Wert — und geht leer dabei aus.
Die Not der Kunst ist nicht immer die Not
der Künstler. Und umgekehrt: mit Hilfsaktionen
und Ausstellungsgelegenheiten rettet man zu-
weilen wohl den Menschen, nicht immer aber
die Sache. Fordert der Künstler, daß er von
seiner Arbeit lebe, so gilt sie ihm lediglich Lei-
stung, Arbeit, Erwerb. Dann ist er ein wirt-
schaftlicher Faktor wie tausend andere und
unterliegt den Gesetzen von Angebot und Nach-
frage, den Bewegungen von Kaufkraft, Kon-
junktur und Krise.
Ist er aber ein Heiliger der Kunst — wie es
solche auch heute noch gibt; freilich nur wenige