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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 70.1932

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Zimmermann, Ernst: Das Porzellan der europäischen Manufakturen im XVIII. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0222

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212

gerade wenig. Im übrigen wurden Niederlagen
begründet, gelegentlich Ausstellungen gemacht.
Dann wandte man sich an Hausierer, Agenten,
ja selbst Gesandte mußten manchmal behilf-
lich sein. Im Jahre 1774 stand Meißen mit über
hundert auswärtigen Handelshäusern in Ver-
bindung. Der Umkreis der Beziehungen war
manchmal äußerst groß, erstreckte sich bis in
den Orient, den man vor allem, wie bis dahin
China, mit Kaffeetassen versorgte. Sehr wenig
entwickelt dagegen war damals die Reklame,
es fehlte noch die Zeitung heutigen Stils.
Auch gedruckte Anpreisungen, Geschäftskarten
waren noch selten. Ein sehr beliebter, freilich
auch gefährlicher Notbehelf in schlechten Zeiten
waren dann die Versteigerungen, zu denen viele
Fabriken damals greifen mußten. Ein weiterer:
Porzellanlotterien, bei denen man meist auch
die Ladenhüter loswerden konnte.

Ganz leicht war damals der Absatz freilich
schon deshalb nicht, weil man in dieser Zeit
meist auf Qualität hinarbeitete, die Erzeugnisse
darum durchaus nicht billig waren, manchmal
sogar erstaunlich teuer. Dazu kam dann seit der
2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die starke Kon-
kurrenz. Kein Wunder, daß sich alle Porzellan
produzierenden Länder und Ländchen durch
Zollmauern und Einfuhrverbote zu schützen

TEEKESSEL MIT UNTERSATZ. MEISSEN, UM 1760.
BERLIN, SCHLOSSMUSEUM

bald immer mehr an Vorlagen
an. Doch auch diese wurden
meist sehr frei verwendet, dabei
mit größtem Geschick ins Far-
bige übertragen. Höroldt war
hier der größte aller Farben-
techniker. Kaum glaublich, in
wie kurzer Zeit er die schönsten,
nie wieder übertroffenen Farben
erfand!

Sehr interessant und wichtig
für unsere so wirtschaftlich den-
kende Zeit ist dann auch das
Kapitel über die Verkaufsmetho-
den, die Reklame und das Mar-
kenwesen. Zwei wichtige Auf-
gaben gab es für fast jede bessere
Fabrik, sobald sie in Gang ge-
kommen war: zunächst den Ab-
satz herbeizuführen, dann sich
vor Nachahmungen zu schützen.
Einen großen Ausfall bedeutete
es freilich bei den fürstlichen
Fabriken, daß sie zumeist für
ihre Begründer umsonst zu ar-
beiten hatten und vielfach nicht

CHINESISCHER TELLER MIT DEM URTEIL DES PARIS BEMALL
BERGEN, KUNSTGEWERBEMUSEUM
 
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