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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0811
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ν.

Cura Saiiitatis Tilberii.

Den lateinischen Bearbeitungen der Abgarlegende scliliessen
wir wenigstens einen Text zur Veronicalegende an, der zwar
schon mehrfach, doch nur an entlegenen Orten und in völlig
unzureichender Weise gedruckt worden ist. Wir haben hier,
wenn nicht die älteste Form der Veronicalegende, so doch die-
jenige, die deren Ursprünge am besten veranschaulicht (s. S. 209
bis 214).

Da die sog. Pilatus-Akten und die Peter- und Pauls-Akten
zu Grunde liegen, so bietet der Text zugleich ein nicht unwich-
tiges kritisches Hilfsmittel für diese Schriftstücke, welche teil-
weise noch sehr kritischer Aufhellung bedürfen (s. besonders c. 16).

Überhaupt aber beansprucht unser Text in hohem Masse
philologisches Interesse als charakteristisches Beispiel für die unver-
gleichlich grösseren Schwierigkeiten, welche Legendentexte gegen-
über klassischen und auch kirchlichen litterarischen Werken für
eine sichere Textherstellung bieten. Ohne Verfassernamen überliefert
gelten diese Legenden als herrenloses Gut, an das jeder Abschreiber
ein Anrecht hat: so werden sie weniger abgeschrieben als um-
geschrieben. Wenigstens in der ersten Zeit nach ihrem Entstehen.
Später pflanzen sich die einzelnen Bearbeitungen mit derselben
Genauigkeit fort, wie andere Texte; nur das Ineinanderfliessen
verschiedener Typen bringt hier immer neue Variationen zustande.
So hat, auch wo eine Bearbeitung nur durch junge Zeugen (des
14. oder 15. Jahrh.) vertreten ist, die Annahme ein Recht, dass sie
in ältere Zeit zurückreicht, und wird oft durch unerwartete Auf-
findung einer älteren Handschrift dieses Typus (etwa aus dem
11. Jahrh.) glänzend bestätigt.
 
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