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Zietz, Peer; Wiegand, Thomas; Leyhe, Theodor; Rostalski, Karl Heinz; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Werra-Meißner-Kreis: 1, Altkreis Eschwege — Braunschweig, Wiesbaden: Friedr. Vieweg & Sohn, 1991

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48767#0177
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Meinhard

Meinhard

Frieda

Frieda
Unterhalb von Eichenberg, Kahlenberg und Großem Dachsberg, die den
südlichen Rand des Eichsfeldes markieren, liegt im Eschweger Becken in der
Nähe der Einmündung des Baches Frieda in die Werra das gleichnamige
Dorf, dessen Geschichte im wesentlichen von einer dort befindlichen Furt
durch die Werra bestimmt wird, die einen Zugang ins südliche Eichsfeld
ermöglichte. Um diesen strategisch wichtigen Punkt für das Reich zu sichern,
wurde Frieda schon im 879. Jahrhundert als königlicher Sitz befestigt. Doch
erstmals im Jahr 974 wurde die Ortschaft unter dem Namen „Frioda“
inschriftlich in einer Schenkungsurkunde Kaiser Otto IE an seine Frau Theo-
phanu erwähnt. In der Mitte des 13. Jahrhunderts ist das Erzbistum Mainz in
Frieda nachweisbar begütert, im Jahr 1306 gelangte.der Ort zusammen mit
Wanfried in die Hände des hessischen Landgrafen. Damit begann ein jahr-
hundertelang andauernder Streit zwischen dem Mainzer Erzbistum und den
hessischen Landgrafen um die alleinige Herrschaft im Ort. Für das Erzbi-
stum bedeutete der Besitz Friedas den gesicherten Zugang zu den Besitzun-
gen im Eichsfeld, für die Landgrafschaft war der Ort Verbindungspunkt von
Eschwege nach Wanfried mit gleichzeitiger Kontrolle des Werraüberganges.
Erst im Jahr 1583 schlossen beide Parteien einen Vergleich, womit Frieda
vollständig in hessischen Besitz überging, denn für das Erzbistum hatte der
Ort seine Bedeutung als Brückenkopf für den alleinigen Zugang zum Eichs-
feld verloren.
An der Stelle des ehemaligen Königshofes wurde auf dem zur Werra abfal-
lenden Bergsporn die ehemalige Friedaer Kirche erbaut, die im Jahr 1860 ab-
gebrochen werden mußte. Sie wurde durch die 1862 an anderem Ort fertigge-
stellte historistische Kirche ersetzt.
Wie die sieben im Jahr 1831 nachgewiesenen Höfe belegen, spielte die Land-
wirtschaft in Frieda im 19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Rolle. Ne-
ben dem Gewerbe und Handwerk war die auftragsgebundene Leineweberei
Haupterwerbstätigkeit der ansässigen Bevölkerung. Heute ist eine Fabrik für
Kunststoffbeschichtung der Hauptarbeitgeber im Ort.



Erläuterungen zu Karte 3 (M 1:50000)
Gemeinde Meinhard
Das nach der Höhe Meinhard benannte
Gemeindegebiet befindet sich in einer
flächenmäßigen Ausdehnung von
39,63 qkm nördlich von Eschwege und
erstreckt sich vom Werratal bis zu dem
im Norden ansteigenden Höhenzug.
Die heutige Großgemeinde wurde 1972
unter dem Zusammenschluß der Orte
Frieda, Grebendorf, Hitzelrode,
Jestädt, Motzenrode, Neuerode und
Schwebda gegründet. Der Verwaltungs-
sitz der Gemeinde Meinhard befindet
sich in Grebendorf.

In der Gemeinde Meinhard lebten 1986
5635 Personen. Die im Werratal gelege-
nen Orte Jestädt, Schwebda und Gre-
bendorf werden durch stattliche Her-
rensitze geprägt, die im 16. Jh. erbaut
wurden und den jeweiligen Einfluß der
Lehnsherren auf die Ortsgeschichte be-
zeugen. In ihrem Umfeld entwickelte
sich eine typische Orts-und Sozialstruk-
tur mit größeren Hofanlagen sowie klar
abgegrenzten Bereichen, die durch
kleinmaßstäbliche Bebauung geprägt
werden.

Die in den ansteigenden Seitentälern
gelegenen Orte Motzenrode, Hitzelro-
de und Neuerode erlangten zu keiner
Zeit die wirtschaftliche Bedeutung ihrer
Nachbarn im Werratal. Das Ortsbild mit
sporadisch angeordneten Hofanlagen
und kleinteiliger Bebauung ist zugleich
Abbild der vom Verkehrsweg Werra ab-
geschnittenen Ortssituation. In der Ge-
meinde Meinhard wurden 5 Gesamtan-
lagen und 161 Kulturdenkmale ausge-
wiesen.

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