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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0072
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Offensichtlich bevorzugte die barocke Zeit zum einen pastellige, warme Töne, wie unter
anderem auch am herrschaftlichen Wohnhaus Stiftstraße 2 in Wunstorf nachzuweisen;
hier tönte man die Gefache im 18.Jh. in einem kräftigen Rose, während man die Fuge
zum Ständerwerk weiß absetzte. Zum anderen imitierte man gern die Massivbauweise
und verwandte dementsprechend steinimitierende Farben, wie beispielsweise die 1749
in Uetze-Eltze errichtete Kirche belegt: Ihre Bruchsteinmauern überdeckte eine graue
Farbfassung, während die Eckquaderungen wie auch die Fenstergewände in einem tie-
fen Rot gehalten waren. Ein Rechnungsbeleg des Jahres 1781 bestätigt nochmals die
„Stein Coulöhr“ als Außenfarbigkeit der Kirche zu Langenhagen-Horst (Andreaestraße 5),
die im Inneren grau und weiß gehalten war. Ein anderer Befund trat am Herrenhaus in
Sehnde-Rethmar (Gutsstraße 13) zutage, dessen Fassaden offensichtlich ein lichtes
Ocker im Kontrast zur Steinsichtigkeit der Gewände, Sockel und Eckquaderungen über-
zog.


Burgdorf-Otze, Deckenmalerei der Kapelle

Kontrastreich und licht präsentierten sich die Kirchenbauten F. A. Hellners, der sie in den
vierziger Jahren des 19.Jh. als steinsichtige, von hohen Fensterbahnen belichtete
Backsteinkirchen in klaren Konturen ausführte. Um den Kontrast zwischen rotem Ziegel
und hellen Ziergliederungen zu verstärken, wies er an, das äußere Gesims der
Gorgoniuskirche zu Neustadt-Niederstöcken „3 mal mit einer Bleiweißölfarbe dauerhaft
in Steincouleur zu überstreichen, und nachher mit passendem Sand zu überpudern“. Die
Holzfenster präsentierten sich nach außen hin perlweiß, die Türen bronzefarben, wäh-
rend alle weiteren Ziergliederungen die gleiche Behandlung mit Farben in „Steincouleur“
und Sandpuder erhielten.
Offensichtlich blieb ocker dennoch als Farbfassung von Fachwerk- und Massivbauten
bis in das frühe 20.Jh. aktuell, bevor helle und farbige Putze es verdrängten. So prä-
sentierte sich das möglicherweise als Ausspann errichtete Fachwerkgebäude
Hannoversche Straße 2 in Neustadt (um 1815/20) ebenso ockerfarben wie das dortige
historistische Amtsgericht (Schloßstraße 7; um 1902), dessen Fensterrahmungen aller-
dings eine kontrastreiche dunkelrote Färbung betonte. Die Fassaden der 1868 im han-
noverschen Rundbogenstil errichteten Gaststätte Burgdorfer Straße 43 in Burgdorf-Otze
tendierten hingegen stärker zu einem warmen Gelb.
Für die historistischen Kirchen der 2. Hälfte des 19.Jh. konnte hingegen mithilfe einiger
Probeschnitte häufiger die gedämpfte Tönung rötlicher, brauner oder grünlicher Farben
nachgewiesen werden, die im Innern als illusionistische, geraffte Vorhänge mit üppigen
Brokatmustern, florales Tapetendekor oder Marmorierungen die Wände bespannten
(1894 Neufassung der Martinskirche in Langenhagen-Engelbostel); derartige „gründer-
zeitliche“ Ausmalungen blieben in der Region allerdings leider nicht erhalten.

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