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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0220
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GEMEINDE ISERNHAGEN
ISERNHAGEN/ALTWARMBÜCHEN

Der Name Isernhagen als zusammenfassende
Bezeichnung von vier sich aneinanderreihenden
Bauerschaften ist alt (1119 ersterwähnt; 1353
„Ysernehaghene") und leitet sich vermutlich aus
der Tätigkeit der Eisengewinnung (Eisen -
Ysen) ab, die hier seit dem neunten nachchrist-
lichen Jahrhundert in Verhüttungsplätzen, Mei-
lern und Rennfeueröfen ihre eindeutigsten
Spuren hinterließ. Die Endung Hagen wiederum
umschreibt die Anlage der Bauerschaften als
hochmittelalterliche, in den Wald (Hagen) ge-
schlagene Rodungs- bzw. Hagendörfer, zu
denen möglicherweise auch das etwas abseits
gelegene, 1928 eingemeindete Altwarmbüchen
gehört.
Wie alle anderen Isernhagener Ortsteile so war
auch Altwarmbüchen ehemals der Amtsvogtei

Burgwedel unterstellt, eine Region, die der
Burgwedeler Vogt 1651 als Gebiet „...in
Holzung und Busch, Morast und sumpfigen
Örtern..." beschrieb; zwar gab es „eine stadtli-
che Wildbahn'' und „viel Wiesenwachs", aber
der Ackerboden sei unterschiedlich, mal tro-
cken, mal feucht (vgl. Hauptstaatsarchiv Han-
nover, Hann. 74 Burgwedel Nr. 4). Dies alles
waren keine günstigen Voraussetzungen, um
gewinnbringend Ackerbau oder Viehzucht
durchführen zu können, so dass die Bauern
aller Dörfer zur Aufbesserung ihrer Ernährungs-
grundlage gezwungen waren. Bereits die spät-
mittelalterlichen Bewohner der Hagendörfer
gruben daher nachweislich nach Eisenerz als
Nebentätigkeit zur bäuerlichen Hofhaltung.
Damit folgten sie der Tradition der seit dem
Frühmittelalter belegten unsesshaften Wald-
schmieden, die im Bereich der Wietzeniede-
rung das anstehende Eisen verhütteten und
dafür immensen Raubbau am Baumbestand
der Region betrieben; um 1450 wurde das Erz-

schmelzen schließlich offiziell verboten. Die
Dichte ihrer Arbeitsplätze förderte eine archäo-
logische Luftbildprospektion 1981 zutage, die
allein um die 5000 Plätze in der Wietzenie-
derung zwischen Langenhagen und Isernhagen
registrierte.
Obwohl der bäuerliche Nebenerwerb durch
Eisenverhüttung nicht aufgegeben wurde, ist
ungefähr zur Zeit des Verbots eine Erstarkung
des Hopfenhandels zu registrieren, der den
Bauerschaften über einige Zeit zu Wohlstand
verhalf (1668: insges. 48 Hopfenhändler-Höfe).
Darüber hinaus profitierte man zunehmend von
der Rinderzucht, neben die im 18.Jh. eine er-
folgreiche Schafzucht trat (1786: 928 Schafe;
1838: 1200 Schafe; 1883: 3123 Schafe in allen
Bauerschaften), aber auch von der vornehmlich
im 16. bis 18.Jh. florierenden Bienenzucht und
dem Pferdehandel, der vor allem in der 2. Hälfte
des 18.Jh. während der Garnisonszeit (Statio-
nierung des Hannoverschen Dragonerregi-

Isernhagen, Kurhannoversche Landesaufnahme, aufgen. 1781, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


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