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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0283
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Stadt Lehrte, Königl. Preuss. Landes-Aufnahme 1896, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


STADT LEHRTE
LEHRTE

Lehrte, etwa 20 Kilometer östlich von Hannover
am Nordrand des Sarstedt-Sehnder Sattels
gelegen, zeigt sich heute von einem dichten
Bahntrassen- und Straßennetz (Autobahnen A
2 und A 7, Bundesstraßen B 65 und B 443)
umzogen, während der einst flächendeckende
Waldbestand im Lehrter Raum nur noch in
Restbeständen (z.B. Ahltener Wald) erhalten
blieb.

Geschichtlicher Überblick
1147 berichteten die Quellen erstmals vom Dorf
„Lerte”, das der Hildesheimer Bischof damals in
Teilen dem Kloster Suite übertrug. Einige
Bereiche der Ortschaft sollen im Laufe der Zeit
an die Herren von Escherde als Erben der
bischöflichen Gefolgsleute von Depenau über-
gegangen sein, da die von Escherde 1294
ihrerseits dem Hildesheimer Moritzstift „Lende-
reyen in lehrt” übergaben. Zusammen mit drei¬

zehn weiteren Dörfern (u.a. Sehnde, Rethmar,
Ilten, Anderten, Höver, Bilm, Ahlten) gehörte
Lehrte um 1200 zum Gebiet der „Großen
Freien” (Begriff erst seit 1671 belegt; früher:
Große Grafschaft), ein dörflicher, sich zahlreiche
Rechte freihaltener Zusammenschluss, wie die
damaligen Quellen offenkundig bezeugen
(.de fryen vor dem Nordwolde mit Ören rech¬
ten und tobehörigen...”); Ähnliches kennen wir
nur aus dem Burgwedeler Gebiet mit der
ebenfalls alt mit Rechten ausgestatteten
„Grafschaft über dem Moor”. Dennoch sind für
das frühe 13.Jh. immer wieder die Grafen
von Roden(-Lauenrode-Wunstorf) als bischöf-
liche Lehensnehmer in der Großen Grafschaft
belegt, bis diese durch Kauf 1248 an die Welfen
überging. Nach nachfolgender Rückver-
pfändung an den Bischof von Hildesheim
erlangten die Welfen erst 1395 erneut die
Rechte über die Freien, die sie 1406 als
„...unsere undersaten...” bezeichneten und ein
Jahr später ihrem Schutz unterstellten. 1512
ging das Gebiet der Großen Freien in der lüne-
burgischen Amtsvogtei Ilten auf, als Amt Ilten
(seit 1852) seit 1859 mit dem Amt Burgdorf offi-
ziell vereinigt.

Zur Entwicklung des Dorf- bzw. Stadtgrund-
risses
Ein am Denkmalbestand geschriebener Über-
blick zur Geschichte Lehrtes liest sich wie eine
Typenübersicht zur Bau- und Technikge-
schichte des späten 19. und 20.Jh.; denn
Industrie- und Technikanlagen, moderne
Kommunalbauten und städtische Wohnbauten
prägen die Silhouette der heutigen Stadt und
lassen vergessen, dass zwischen den breiten,
erst kürzlich teilweise abgeräumten Gleisan-
lagen aus der Mitte des 19.Jh. der alte Sied-
lungskern in seinen Grundstrukturen erhalten
blieb.
So zeigt die heutige Gemengelage der Parzel-
len zusammen mit dem Verlauf der Oster-,
Markt- und Hagenstraße an, dass im Umkreis
des Lindenberges wohl der älteste Kern der
historischen Siedlung zu suchen sein wird. Der
Lehrter Bach (heute unterirdisch; Verlauf abzu-
lesen an der Führung der Bachstraße), der die
Siedlung im Westen und Nordwesten zur Burg-
dorfer Aue hin entwässert, sicherte die unab-
hängige Wasserversorgung des Dorfes, das

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