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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0219
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Stelingen, Engelbosteler Straße 39, Haupthaus der Hofstelle



kartierte. Zusätzlich hatte sich westlich eine
mehrarmige Straßenkreuzung entwickelt, der
sich in der Nachkriegszeit und vor allem nach
1976 wiederum großflächige Neubausiedlun-
gen anlagerten, so dass sich der unbebaute
Finkenkamp aus seiner zentralen Lage mehr
und mehr an den Ortsrand verschob.
Stelingen präsentiert sich heute zweigeteilt mit
einem Neubaubereich zwischen Leine- und
Husarenstraße und einem südwestlich angren-
zenden historischen Kern, der trotz moderner
Verdichtungen noch immer von reizvollen
Ausblicken in das landschaftliche Umfeld lebt.
Zentrale Grünfläche ist heute eine vom unbe-
festigten Schulweg durchkreuzte Weiden- und
Wiesenfläche mit kleinem Feuerwehrhaus der
Jahrhundertwende. Der historische Baube-
stand konzentriert sich vor allem südlich des
unbebauten Finkenkamps, entlang der Straße
Hinter dem Worth und der Engelbosteler Straße.
Dem dörflichen Charakter Stelingens entspre-
chend handelt es sich um Wohnwirtschaftsge-
bäude, zumeist in der 2. Hälfte des 19.Jh. in
Vierständerbauweise mit teilweise massivem
Wohnteil bzw. Wohngiebel errichtet (Engelbos-
teler Str. 39: „1874”; Nr. 40: „1823”; Hinter der
Worth 8: „1861”; Nr. 24: „1880”). Dementspre-
chend homogen erscheint auch die Abfolge
bündig abgezimmerter Wirtschaftsgiebel mit
geschosshohen Eckverstrebungen, seitlichen
Mistgängen und dem axialen Korbbogentor. Die
Variante massiver Wohnwirtschaftsgebäude
belegt hingegen der nach seiner Bauinschrift in
das Jahr 1895 datierende Ziegelbau Engel-
bosteler Straße 16 gegenüber dem Krieger-
ehrenmal an der Abzweigung der Stöckener
Straße, einem aufgesockelten, aus Wacken
aufgeschichteten Obelisk unter Eichen (nach
1918). Der steinsichtige Bau wurde zunächst
als traditionelles Wohnwirtschaftsgebäude mit
einem durch Blendgliederungen gestalteten
Wirtschaftsgiebel konzipiert. Die durch glasierte
Ziegel betonten Sohlbänke bezeugen jedoch
wie auch die aufwendig reliefierten, kassettier-
ten Türflügel des Flettzugangs, dass man dem
Schauwert des Wohnteils zur Jahrhundert-
wende allmählich größere Bedeutung zumaß
und sich stärker an städtischen Wohnbauten
orientierte - eine Entwicklung, die auch in
Traufseiten parallelen oder zum Eingang sym-
metrischen Baumsetzungen abzulesen ist (vgl.
auch Hinter der Worth 24).
Ähnliches ist auch für das Haupthaus der
Hofstelle Engelbosteler Straße 39 zu formulie-
ren, das sich hinter der massiven Hofmauer und
einigen alten Eichen erhebt. Hier unterstreicht
eine bemerkenswerte, über Jahrzehnte zu
einem lebenden Dach gezogene Linde vor dem
Flettzugang den repräsentativen Charakter des
Wohnteils. Die Wirkung des Gehöfts lebt über-
dies vom harmonischen Zusammenspiel des
Haupthauses mit dem einmündenden Fach-
werkstall des späten 19.Jh. mit der rückseitigen
Ziegelscheune des Jahres 1927 und der
gegenüberliegenden Doppellängsdurchfahrts-
scheune („1850”).

Stelingen, Engelbosteler Straße 16, Wohnwirtschaftsgebäude, „1895"

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