Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0218
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
soll einst als Fährhaus gedient haben; nach
dem veränderten Verlauf der Leine ist diese
Nutzung bzw. der historische Zusammenhang
allerdings kaum mehr nachzuvollziehen.
Wenige Meter südlich erhebt sich auf einer
natürlichen Anhöhe ein wahrer Meilenstein, das
Kennzeichen einer denkwürdigen Stätte in der
Geschichte des Ortes Schloss Ricklingen, das
nüchtern als Herzog-Albrecht-Denkmal titulierte
Ehrenmal Am Leineufer. Kein Ehrenmal im
modernen Sinn, sondern ein alter Erinnerungs-
stein, vor mehr als 600 Jahren entstanden
(„1385”). Vermutlich als Sühnemai errichtet,
erinnert das reliefierte Scheibenkreuz an den
Tod Herzog Albrechts von Sachsen-Witten-
berg, den - der Sage nach - an dieser Stelle ein
von der belagerten Burg aus geschleuderter
Stein tödlich traf; ein Höhepunkt im Lüneburger
Erbfolgekrieg. 1617 wurde zum Schutze des
Steins ein massiver Baldachin auf Befehl des
Herzogs von Braunschweig-Lüneburg errichtet,
der noch heute das Kreuz überspannt; er
wurde 1722 restauriert und mit einem Ziergitter
umzogen, das jedoch nicht erhalten blieb.
Eine bogig verlaufende Lindenallee führt von
hier aus auf die Leine zu, die eine weit gezoge-
ne Stahlbogenbrücke (Länge: 46,20 m) über-
spannt. Zwischen 1894 und 1897 als damals
ausgesprochen fortschrittliche Brückenkon-
struktion aus zwei Fachwerkstahlbögen (sog.
Halbparabel-Trägerbrücke mit Ständerfach-
werk) konstruiert, schien ihre Belastbarkeit
nach neunzig Jahren intensiver Nutzung völlig
verbraucht. Nach langen Diskussionen wurde
sie 1988 bis 1990 in einer spektakulären
Sanierungskampagne grundsaniert, wobei ein
Großteil der Nietverbindungen erneuert, die
Fahrbahnkonstruktion ersetzt werden musste.
Am gegenüberliegenden historischen Ortsrand
Schloss Ricklingens ist eine weitaus lockerere
Streuung historischer Bauten zu beobachten.
Zu ihnen gehören die zwei Vierständerbauten
Kiebitzmoor 2 und Brandmoor 21 (inzwischen
abgetragen), zwei bündig abgezimmerte und
gleichmäßig gerasterte Hallenhäuser der Zeit
um/vor 1800, die als Haupthaus in dem einen
bzw. Altenteiler im anderen Fall fungierten; die
Hofstelle Kiebitzmoor 21 ergänzt überdies ein
historischer Brunnen.

GARBSEN/STELINGEN

Der seit der ersten Nennung Stelingens 1269
häufiger belegte Name „lutteken Stenlage”
(Klein-Stelingen) wird in der ortshistorischen
Literatur gerne als frühester Hinweis auf das
landschaftliche Umfeld gewertet, die steinigen
Böden der Grund- und Endmoränenlandschaft,
in der sich Stelingen als mittelalterliches
Rodungsdorf entwickelte.
Seine Darstellung auf der Kurhannoverschen
Landesaufnahme 1781 lässt ein zergliedertes
Dorfbild mit weilerartigen Gehöftgruppen deut-
lich werden, die sich um eine annähernd ovale
Grünfläche (Finkenkamp) gruppieren, die in
gleicher Form noch die Königl.-Preußische
Landesaufnahme nur einhundert Jahre später


Schloss Ricklingen, Burgstraße 18/20, ehern. Amtshaus, Hauptportal

Schloss Ricklingen, Burgstraße 18/20, Parkanlage


Schloss Ricklingen, Am Leineufer, Stahlbogenbrücke über die Leine


215
 
Annotationen