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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0123
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NEUSTADT A. RBGE./ESPERKE

Das inmitten der Leinemasch gelegene Esperke
veranschaulicht die Struktur eines ursprünglich
entlang des Leinelaufes gewachsenen Straßen-
dorfes entlang der Neustädter Straße, das sich
mit dem Ausbau einer gerade geführten Paral-
lelstraße im 19.Jh. allmählich zu einem Haufen-
dorf verdichtete. Zahlreiche verwinkelte Quer-
straßen belegen die Aufsiedlung bis zur neu
angelegten Langen Straße, die über eine recht

lange Zeit die Ostgrenze des Dorfes markierte.
Ein Beleg der späten Bebauung dieser Achse
bietet das massive Wohnwirtschaftsgebäude
Nr. 78, das 1897 im Stil eines repräsentativen
Wohnhauses entstand.
Ältere Hofanlagen gruppieren sich vor allem
entlang der bogig verlaufenden Neustädter
Straße, die durch die anliegende, 1450 auf älte-

ren Fundamenten errichtete Kapelle als ältester
Kern Esperkes ausgewiesen wird.
Neben einigen in ihrer Bausubstanz weitgehend
ungestörten, als Einzeldenkmale ausgewiese-
nen Wohnwirtschaftsgebäuden und kleineren
Nebengebäuden (Neustädter Str. 35, Im stillen
Garten 3) wurden zwei größere Gehöfte als
Gruppen baulicher Anlagen benannt (Nr. 43
und 45).

NEUSTADT A. RBGE./EVENSEN

Die Karte veranschaulicht die Struktur eines
bogenförmig gewachsenen Haufendorfes, das
sich vermutlich um ein großzügiges Hofgut, das
quellenkundlich genannte Mandelsloh'sche
Lehnsgut, formierte. Das noch heute das Zent-
rum Evensens einnehmende, in weiten Teilen
aber modern überformte Gut wurde im Jahr
1701 zu einem repräsentativen Herrenhof

(Schelppwisch 1) ausgebaut. Damals erhielt
das siebenachsige Herrenhaus gegen Norden
einen Parkbereich vorgelegt, der sich in einigen
Details bis in die heutige Zeit erhalten konnte
und als wichtiger Gruppenbestandteil das als
Einzeldenkmal ausgewiesene Gutshaus er-
gänzt. Als eine weitere Gruppe baulicher An-
lagen wurde ein Gehöft am südwestlichen

Ortseingang gekennzeichnet (Am Karpfenteich
10), dessen Haupthaus besondere bauliche
Qualitäten birgt. Neben zwei weiteren Wohn-
wirtschaftsgebäuden und einem noch in das
17.Jh. zurückreichenden Speicherbau (Zur
Näsch 8) wurde schließlich einer der in der
Region eher seltenen Kreuzsteine als Einzel-
denkmal ausgewiesen.

NEUSTADT A. RBGE./HAGEN

Der Kartenausschnitt veranschaulicht die cha-
rakteristische Struktur eines Hagenhufendorfes
mit den beidseitig der Hauptverkehrsachse
angeordneten Hofanlagen, das in dieser klassi-
schen Form gesamtheitlich denkmalpflegeri-
sches Interesse verdient: Die Streifenfluren mit
Weideland erstrecken sich im Norden bis zum
Hagener Bach, nach Süden steigen sie auf san-
digem Gelände bis zum Friedhof an. Die dörfli-
che Mitte markiert ein kleiner Straßenbering, an

den die zu barocken Zeiten umgebaute Kirche
mit dem zugehörigen Friedhof (Zur Kirche 6)
angrenzt; beide wurden zusammen als Gruppe
baulicher Anlagen kartiert. Unter den in altem
Baumbestand eingebetteten Hofanlagen wur-
den als zwei weitere Gruppen die jeweils ein
Haupthaus in Vierständerbauweise der Zeit um
1850 und Nebengebäude umfassenden Höfe
Zur Kirche 12 und Hagener Str. 59 ausgewie-
sen.

Nördlich des Hagenhufendorfes entwickelte
sich in der Nachkriegszeit die Wohnsiedlung
Am Gänseberg, die einen klaren Abstand zum
historischen Straßendorf einnimmt; mit
Ausnahme des um 1830/40 entstandenen
Vierständerhauses Am Gänseberg 11 sind hier
keine Denkmalqualitäten nachzuweisen.

NEUSTADT A. RBGE./HELSTORF

Das an einem wichtigen Leineübergang als
unregelmäßiges Haufendorf gewachsene Hels-
torf hat seine historische Struktur bis heute -
von einigen Neubauten in Randlage abgesehen
- weitgehend unverändert bewahrt. Grund mag
seine labile landwirtschaftliche Basis gewesen
sein, die durch die Belastungen im Zuge des
Dreißigjährigen Krieges oder aber die spätere
Agrarreform zusätzliche Schwächungen erlitt.
Großzügige Dorferweiterungen sind in histori-
schen Zeiten ebensowenig erfolgt wie tiefgrei-
fende Modernisierungen der Gehöfte.

Diesem Umstand verdankt Helstorf heute sein
historisch-nostalgisches Ambiente, das von
den zahlreichen erhaltenen Wohnwirtschafts-
und Nebengebäuden des 18. und 19.Jh. (Alt
Helstorf 1, 3, 5) wie auch vom alten Eichenbe-
stand des Ortkerns profitiert (v.a. Alt Helstorf 5).
Dominierendes Baudenkmal am Kreuzungs-
punkt der Hauptverkehrsachsen ist die Saalkir-
che aus dem 18.Jh. mit einem älteren, hölzer-
nen Glockenturm (17.Jh.), die sich am Rande
des lang gezogenen historischen Friedhofes
erhebt. Eine Vielzahl historischer Grabmale

belebt diese Gruppe baulicher Anlagen (Brü-
ckenstr. 10), die zusammen mit dem ebenfalls
als Gruppe ausgewiesenen Gehöft Brücken-
straße 11 den eigentlichen Ortskern ausbildet.
Einzeldenkmalqualitäten erhielten das wohl
älteste Gebäude Helstorfs, das noch aus dem
frühen 18.Jh. stammende Vierständerfach-
werkhaus Fährmannsweg (Nr. 9/11) als auch
die alte Schmiede Walsroder Straße 16 zuge-
wiesen, die am rechten Ortsrand zu sehen ist
und heute ein Schmiedemuseum mit bedeutsa-
mer Innenausstattung birgt.

NEUSTADT A. RBGE./LUTTER

Das in der Niederung des Lutter Baches zwi-
schen Mandelsloh und Laderholz gewachsene
Lutter zeigt die typische Struktur eines stark
verästelten Haufenwegedorfes, das in seiner
historischen Zergliederung gesamtheitlich
denkmalpflegerisches Interesse verdient. Die
wichtigsten Gemeinschaftsbauten des Dorfes
wurden an den nordsüdlich verlaufenden Ab-
schnitt der Lutter Straße platziert, die die un-
strukturierten Straßenballungen im Norden und
Süden miteinander verbindet. Hier entstand
1748 die erhöht liegende Fachwerkkapelle (Nr.
25), der sich 1911 die neue Schule (Nr. 21) und
nach 1918 das vollplastische Kriegerdenkmal

angliederten.
Nach Südwesten, Westen und Osten leitet
Gartenland zu den Weiden und Wiesen der
Umgebung über, die schon seit langem das von
der Schafzucht lebende Dorf charakterisieren.
Von diesem wichtigen Wirtschaftszweig zeugt
heute der als Einzeldenkmal ausgewiesene
Schafstall des 18.Jh. Am Bäckerweg 1. Er ist
nur eines von zahlreichen, als Einzeldenkmale
ausgewiesenen Nebengebäuden des 18.Jh.,
die als Speicher, Stall oder Backhaus zumeist
dem rückseitigen Abschnitt der lang gestreck-
ten Hofparzellen zugewiesen wurden und hier in
zahlreichen Fällen Lehmausfachungen um

Weidengeflechte belegen (Lutter Str. 33, Zum
tiefen Wege 1). Besonders auffallend ist die
hohe Zahl an historischen, aber in ihrem
Bestand z.T. stark gefährdeten Backhäusern
(Zum Schulzenkamp 4).
Insgesamt drei weitläufige Hofanlagen (Lutter
Str. 20, 22 und 37) wurden im Norden des
langgestreckten Dorfes als zwei Gruppen bau-
licher Anlagen kartiert, wobei mit der Hofstelle
Lutter Straße 20 ein weitgehend ungestörtes
Ensemble aus Haupthaus des 19.Jh., Scheune,
Speicher und Backhaus bis in die heutige Zeit
erhalten blieb.

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