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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0143
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Gesamtfläche kleineres sowie oval geführtes
Wallsystem ersetzte (siehe Wächtersstieg/
Mittelstraße/Kleine Bahnhofstraße). Drei Tore
durchbrachen den Wall im Westen, Osten und
Süden (Penn- oder Hannoversches Tor; Otzer-
oder Celler Tor; Damm- oder Braunschweiger
Tor) und dominierten zusammen mit drei paral-
lelen Straßen (Markt-/Mittel-/Schmiedestraße)
die spätmittelalterliche Stadtgestalt. Schon
während der älteren Befestigung wurde der
nahe Verlauf der Aue zur Sicherung der Stadt
um Schloss und Stadt geleitet, der sog.
Gümmekanal vom Hauptstrom abgezweigt und
als begradigter Gewerbekanal für verschiede-
ne, wassergebundene Gewerke genutzt, die
sich um 1519 an der Straßengabelung Mühlen-
/Braunschweiger Straße südlich der Aue ansie-
delten (Brauer, Leineweber, Färber) - der
Entstehungsbeginn der Braunschweiger Vor-
stadt, die später dem Befestigungssystem ein-
bezogen wurde (so dargestellt bei M. Merian,
1630). Erst 1802 begann man mit dem Abtrag
der Wälle, um damit großzügige Stadterweite-
rungen einzuleiten; der Großbrand 1809 setzte
der Entwicklung allerdings zunächst ein Ende.
Stattdessen wurden rigorose Flächenüberpla-
nungen umgesetzt, in deren Folge alle Straßen-
biegungen, Fassadenvor- und -rücksprünge
klaren und breiten Fluchten weichen mussten;
gleichzeitig wurde eine großzügige Stadterwei-
terung nach Osten abgesteckt und besiedelt,
die ihren Abschluss im Kleinen Brückendamm,
einem von einer idyllischen Allee begleiteten
Dammweg, fand. Die flächenhafte Stadtaus-
dehnung begann insgesamt jedoch sehr zöger-
lich und vor allem in nördlicher und östlicher
Richtung, da die seit 1845 westlich der Stadt
verlaufende Eisenbahntrasse eine dortige
Erweiterung wesentlich erschwerte. Diese
Grenze wurde ähnlich der südlichen Auenie-
derung erst um/nach 1920 überschritten, als
man unter anderem zum Ausbau der Damm-
garten- und Uetzer Straße schritt.

Burgdorf, Ortsgrundriss, Königl. Preuss. Landes-Aufnahme 1896, Ausschnitt (Landesvermessung und Geoba-
sisinformation Niedersachsen)

Burgdorf, Plan der Stadt Burgdorf vor dem Brand 1809. Nieders. Hauptstaatsarchiv Hannover 32b Burgdorf 3 pm


Bis heute blieben zahlreiche Reste des histo-
risch gewachsenen Burgdorfs, vor allem einige
schmale und gebogen geführte Gassen nörd-
lich der Marktstraße mitsamt ihrer engen
Parzellierung erhalten. Dennoch täuschen diese
Rudimente nicht darüber hinweg, dass die häu-
fig unsensibel durchgeführten Modernisierun-
gen in der Stadt mit unwiederbringlichen Ver-
lusten verbunden waren.

Schloss bzw. ehemaliges Amtshaus
Der von einer äußerst wechselhaften Geschich-
te gekennzeichnete Winkelbau Spittaplatz 5
gehört seinem Ursprung nach zu den ältesten
Bauten Burgdorfs, zumal die verheerende
Feuersbrunst 1809 weite Flächen der Stadt zer-
störte; in Anlehnung an herrschaftliche Reprä-
sentationsbauten war er zunächst als Dreiflü-
gelbau mit Seitenrisaliten an der Stadtseite ent-
worfen (1641), jedoch aus Kostengründen nur
in seiner reduzierten heutigen Gestalt realisiert
worden, wobei man die auf Pfählen gegründe-
ten, spätmittelalterlichen Substruktionen mit
einbezog. So entstand zunächst ein stattlicher,
lang gestreckter Fachwerkbau über hoher mas-
siver Substruktion, mittig über eine zweige-

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