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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0172
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eine Gesindestuben. Im anderen Fach ist in der
Mitten queer [...] ein Saal und auf beyden Seiten
des Saale eine Stuebe und Cammer ins
Gevierte”, der Dachraum diente als Kornboden
(ebd.).
Wie an den Baufugen und Konstruktionen
ersichtlich, wurde dieser Kernbau später nach
Osten und Norden verbreitert. Vermutlich ist
dieser Anbau mit der Übernahme der Vogts-
würde durch die Familie von Alten zu erklären,
da diese Wohnräume im Amtshaus benötigte,
nachdem die Familie von Eltz 1718 zwar aus-
gestorben, ihr Wohnhaus aber am Steineken-
weg als Erbgut an die Nachkommen überge-
gangen war. Im Innern mehrfach umgebaut und
um 1884 mit einem winkelförmigen Flur und
zahlreichen Kammern und Stuben versehen, ist
der ursprüngliche Grundriss des Amtshauses
heute allerdings nicht mehr zu erahnen.
Zur gleichen Zeit wurde auch das Wachtmeis-
terhaus parallel zur Straße neu strukturiert, das
allerdings erst im frühen 19. Jh. errichtet worden
sein wird. Seit 1885/86 lagen hier eine
Dienstwohnung mit Küche und Speisekammer
einem Diensttrakt mit Waschzimmer, Wasch-
küche und fünf massiven Zellen gegenüber,
während sich die Mauern des Gefangenen-
hofes seitlich anschlossen (heutige Mauerwan-
ge am Eingang). Das zwischen beiden Bauten
vermittelnde einstige Waschhaus wird hingegen
noch dem späten 18.Jh. zuzuweisen sein und
wurde um 1885 zur Remise und Kleinviehstal-
lungen für den Amtsrichter und Gerichtsdiener
umgestaltet.
Größere bauliche Eingriffe wurden erst ab 1952
vorgenommen, als man beispielsweise einen
Sitzungssaal in die alte Waschküche verlegte
und die Grundrisse im Hauptbau neu formierte;
der Umbau des Wachtmeisterhauses zu
Diensträumen erfolgte schließlich 1977, ein
Eingriff, dem auch die vergitterten Zellen zum
Opfer fielen.
1988 bis 1991 wurden der Altbaubestand res-
tauriert und das Ensemble durch einen Ein-
gangsbau und seitliche Verbindungsgänge,
eine leichte Architektur aus Holz und Glas, er-
weitert, die seitdem wesentlich zur baulichen
Geschlossenheit der Anlage beitragen.
Hinter der Baugruppe erstreckt sich noch heute
ein weitläufiger, allerdings verwilderter Park, der
ursprünglich das gesamte Areal zwischen den
Straßen Im Klint, Auf dem Amtshof und der
Bahnhofstraße überspannte und den um 1780
ein Wegestern in barocker Manier strukturierte
(vgl. Kurhannoversche Landesaufnahme
1780/81). In einem Situationsplan von 1884
zeigt sich der „Garten mit Parkanlagen” bereits
durch einen sich schlängelnden Rundweg,
einen verlandeten und einen polygonalen Teich
belebt, während die Ostseite ein langgezogen-
rechteckiger Feuerlöschteich bezeichnete. 200
Obstbäume, Obststräucher und Weinstöcke
sicherten die Selbstversorgung des Amtsrich-
ters und der Gefängnisküche, fast 500 über
fünfzehn Meter hohe „wilde Bäume” belebten
den Park.
Einbußen hatte der Amtsgarten 1912 zu ver-
kraften, als man den Parkabschnitt gegenüber
der Von-Eltz-Straßeneinmündung dem Amts-
gerichtssekretär A. Warnecke verkaufte, der
dort seine nostalgische Putzvilla auf Rasen-

Großburgwedel, Im Klint, Blick von Südosten auf den Amtshof



Großburgwedel, Im Klint 4, Hauptgebäude des Amtshofes von Westen


Großburgwedel, Im Klint 4, Nebengebäude des Amtshofes, Blick von Südosten

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