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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0202
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dem traditionellen Gedanken, Schulbauten in
bekannter Weise als Wohnwirtschaftsgebäude
zu errichten.

GARBSEN/HAVELSE

Das 1216 als „Havekesla” urkundlich erstmals
erwähnte Dorf entwickelte sich nahe des Ortes
Garbsen unmittelbar am nördlichen Rand der
Leineniederung.
1781 wurde es mit 17 Feuerstellen um eine
Straßengabelung kartiert, die gegen Süden an
Altarme und Restgewässer der mäandrieren-
den Leine grenzte; bis Ende des 19.Jh. sind
keine nennenswerten Vergrößerungen zu regist-
rieren. Erst im beginnenden 20.Jh. stieg der
Flächenzuwachs des Ortes sprunghaft an, der
mit dem planmäßigen Ausbau des Stadtteils
Auf der Horst 1954 schließlich eine direkte
Anbindung an Garbsen erhielt. Auch aufgrund
infrastruktureller und verwaltungstechnischer
Verflechtungen wurde das städtebauliche Kon-
glomerat Garbsen-Havelse 1966 als Großge-
meinde anerkannt, die wiederum 1968 Stadt-
rechte erhielt; Havelse wurde damit Stadtteil
der stetig anwachsenden Stadt Garbsen.
Heute markieren nur noch drei Baudenkmale
den historischen Dorfkern mit der charakteristi-
schen Straßengabelung (Grünfläche mit Frie-
densmal) südlich der modernen Hauptdurch-
gangsstraße, der bezeichnenderweise den
Straßennamen Im alten Dorfe trägt: Ältestes
Baudenkmal unmittelbar am Zusammen-
schluss der zwei einstigen Hauptstraßenzüge
ist das dekorative Dreiständerhaus Nr. 19
(„1747”), dessen straßenseitiger Wohngiebel in
zeittypischer Weise deutlich vorkragend abge-
zimmert wurde. Karniesknaggen tragen den
Vorsprung ab und beleben zusammen mit den
gekehlten Kopfbändern der eng gesetzten
Ständer die dekorative Giebelfront.
Deutlich jünger datiert hingegen das Hallenhaus
(„1824”) der massiv umfriedeten Hofstelle Nr.
11, das den regionaltypischen Wirtschaftsgie-
bel mit hoch liegender Giebelschwelle und bün-
dig durchschießenden Giebelwandständern
aufweist; statt profilierter Knaggen dekorieren
jedoch bemalte Stiele die flache Zone unterhalb
des nunmehr bündig abgezimmerten Steilgie-
bels. Dekorativ präsentieren sich auch das ge-
schwungen geführte Sturzholz des Dielentores
und die Lebensbaumbemalung samt Spiralde-
kor der Torständer. Den gleichen Bautyp doku-
mentiert das straßenparallele Vierständer-
hallenhaus Am Hasenberge 41/41A, das um
1830/40 nördlich und deutlich abseits des Dorf-
kerns entstand. Noch Jahrzehnte später belegt
die Königl.-Preußische Landesaufnahme 1898
die losgelöste Anordnung der kleinen Gehöftan-
siedlung am Hasenberg, die zwischenzeitlich
von der modernen Nachkriegs-Wohnbebauung
überprägt worden ist; Blickpunkt bleibt indes
das hinter einer Lindensetzung aufragende
Zwerchhaus (Ende 19.Jh.) über dem Flettzugang.
Zeitlich zwischen beiden Hallenhäusern wird das
kleine Querdielenhaus Im alten Dorfe 16-20
anzusiedeln sein.

GARBSEN/HEITLINGEN

Das im Westen direkt an Osterwald-Oberende
grenzende Dorf erstreckt sich nordwestlich
Hannovers auf einem Diluvialrücken der
Engelbosteler Moor-Geest zwischen Feuchtge-
bieten im Westen und Süden, die Heitlingen
sein typisches Gepräge verleihen: Eine be-
schauliche Ansiedlung inmitten weiter Weiden
und Wiesen. Seit spätestens 1310 ist die
Geschichte des 1186 als „Hetleghe” belegten
Dorfes mit der Entwicklung einer hiesigen
Wasserburg bzw. eines Hofes verknüpft, nach
dem sich das Adelsgeschlecht von der Hetlage,
später von Limburg („von der Hetlage geheten
von Limburg”), fortan benannte. Er dominierte

die dörfliche Ansiedlung, die über Jahrhunderte
nur aus dem Gut, drei Meierhöfen und
Anbauern bestand. Als „adel Hof Kaysler”
bezeichnete ihn die Kurhannoversche Landes-
aufnahme 1781 und erfasste ihn östlich der 20
Feuerstellen großen Siedlung, einer lockeren
Ansammlung unregelmäßig angeordneter
Gehöfte nördlich einer bogig verlaufenden
Straße (heutige Resser Straße/Stelinger
Straße/Vor den Höfen). Gehöfte und Straßen in
Streulage kennzeichneten Heitlingen noch im
späten 19.Jh., als es bereits mit dem benach-
barten Ortsteil Osterwald-Oberende zusam-
menwuchs. Bis heute hat sich das weitläufige
Dorf ohne eigentlichen Kem nur geringfügig
vergrößert.

Heitlingen, Vor den Höfen 40, Rittergut Heitlingen, Herrenhaus, Blick von Südwesten


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