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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0267
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Langenhagen, ehern. Heil- und Pflegeanstalt, Pavillon VIII


Langenhagen, Haghof 4, sog. „Verwalter-Wohnhaus", um 1905



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Langenhagen, ehern. Heil- und Pflegeanstalt, Kegelbahn, um 1900

Regelrecht inszeniert wurde der hauseigene
Friedhof (angelegt 1908), ein kreisförmiger,
durch Radialwege strukturierter Bestattungs-
platz im Südosten der Fläche, der nach seiner
Auflassung in der frühen Nachkriegszeit und
der nachfolgenden Übergrünung nur noch zwei
Grabsteine zeigt. In deutlichem Abstand zur
Erholungsfläche angelegt, erschloss ihn eine
gerade geführte Buchenallee, die einst einen
großflächigen Obstgarten begrenzte und noch
heute wenige Meter vor der massiven Kapelle in
die Eichen-Hauptallee einmündet. Die schlichte,
von schlanken Strebepfeilern gegliederte
Kapelle (Stadtparkallee 28) unter Satteldach
fungierte somit als Auftakt zur bebauten
Klinikfläche bzw. Abschluss des Grünbereichs
(1905). Eine vergleichbare, ebenso dekorative
Übergangsstellung nimmt der quadratische,
obergeschossig (Bereich des Wasserbehälters)
oktogonal auskragende Wasserturm ein, der im
Übrigen wie alle Klinikbauten des frühen 20.Jh.
das Nebeneinander roter Ziegel- und weißer
Putzflächen aufweist (Nr. 39). Ebenfalls 1905
zusammen mit dem angegliederten einge-
schossigen Pumpenhaus errichtet, sicherte er
die unabhängige Wasserversorgung der An-
stalt. Noch heute setzt er trotz seiner leicht
abseitigen Lage einen wichtigen Akzent in der
Gesamtanlage.
Wie überfällig diese landschaftliche Gestaltung
der Anstaltsfläche damals war, belegen die
öffentlichen Klagen Hermann Löns - er kritisier-
te sie 1903 auf das Heftigste: Quer durch die
Anstalt verlaufe eine Landstraße, die Fläche sei
durch Straßenbahngleise zerschnitten. Mehr
noch: Eine „hässliche, große, düstere Sperr-
front” sei sie, die „jeden Aufschwung lähmt”.
Gemeint waren damit die heute nur noch in
Teilen erhaltenen, historistischen Gründungs-
bauten (um 1870), während die erhaltenen,
heute fast heiter anmutenden Bettenhäuser erst
zwischen 1906 und 1910 entstanden, durch-
weg als lang gestreckte, zweigeschossige
Massivbauten mit achsenbetonenden Mittel-
oder Eckrisaliten konzipiert (Stadtparkallee 18,
19, 21,22, 31,33). Sie alle folgen dem damals
aktuellen Landhausstil, der sich in Materialviel-
falt (Sichtziegelmauerwerk neben verputzten
Flächen) ebenso äußert wie in neben- und auf-
einandergeschachtelten Baukuben, die man
durch frühneuzeitlich anmutende Treppen-
türme, verspielte Veranden oder Zierfachwerk-
giebel dekorierte. In jedem Fall überfangen
Walmdächer die zergliederten Formen und tra-
gen so zur Vereinheitlichung und optischen
Beruhigung der Gesamtanlage bei. Als an-
schaulichstes Baubeispiel dieser Stilrichtung sei
das sog. Verwalter-Wohnhaus (Hagenhof 4)
genannt, das anders als die funktionellen
Ansprüchen unterworfenen Betten- und Klinik-
bauten weniger einschneidenden Eingriffen
ausgesetzt war (um 1905). Seinen dekorativen
Gesamteindruck unterstreichen die kleinteili-
gen, segmentbogigen Oberlichter ebenso wie
zweiflüglige, nach außen zu öffnende Fenster,
das Zierfachwerk des Drempelgeschosses
oder der polygonale Treppenturm.
In annähernd den gleichen Zeithorizont datieren
die zweigeschossigen Wohnhäuser Walsroder
Straße 114 und Nr. 116 (in einem Plan von

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