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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0287
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und gotisierenden Anleihen den Vorgaben der
alten Schule, kombinierte sie aber mit ausge-
sprochen großzügigen Dimensionen, die sich
am deutlichsten an der ursprünglich neunachsi-
gen Front des Flügelbaus offenbaren; der durch
grau abgesetzte Gewände und Zierglieder aus-
gestaltete Schulbau wurde erst im frühen
20.Jh. auf vierzehn Achsen vergrößert.
In der Nähe der einstigen Ortsmitte entlang des
ostwestlich orientierten Marktstraßenstranges
weisen nur noch wenige Bauten Denkmalqua-
litäten auf. Zu ihnen gehört das holzverkleidete,
1 1/2-geschossige Traufenhaus Marktstraße
19, mitsamt der steinernen Baluster und dem
Staketenzaun ein ansprechendes Ensemble
der Zeit um 1890; verändert zeigt sich lediglich
das axiale Zwerchhaus. Nach einer historischen
Aufnahme zu folgern, zeigte sich die Markt-
straße um die Jahrhundertwende in diesem
östlichen Bereich als eine gehobene Wohn-
straße - ein- bis zweigeschossige Wohnbauten
mit Vorgärten säumten den Weg und vermittel-
ten ein beschauliches Ambiente, das an den
erhaltenen Fassaden heute nur noch teilweise
abzulesen ist. Anders präsentierte sie sich
gegen Westen, wo sich im Bereich der kreu-
zenden Königsstraße oder der nach Norden
abzweigenden Straße „Sedanplatz” vierge-
schossige Bauten erhoben. Die durch Eck-
türme, Zwerchhäuser und Risalite betonten
Bauten hielten fast durchweg im überhöhten
Erdgeschoss Geschäfts- und Büroräume
bereit, während sich die Wohnetagen bis in die
durch Zwerchhäuser aufgewerteten Mansarden
zogen, die demnach als Vollgeschosse ver-
mietet werden konnten. Am heute ver-
kehrsberuhigten abgeschiedenen Sedanplatz
bezeugen diese Bauentwicklung der durch
helle Putzflächen aufgelockerte Baublock am
einstigen Bahnübergang Ahltener Straße
Marktstraße 2 und Nr. 4 und das etwas stren-
ger gehaltene Doppelhaus Sedanplatz 2 und
Nr. 4.
Waren es früher die Gleise, die das alte Dorf von
der Neustadt abschnitten, so ist es heute die

Lehrte, An der Masch 2, Volksschule, 1889


teilweise als Unterführung ausgebaute Berliner
Allee, die - schwer überwindbar - Altes von
Neuerem trennt.
Das Rathaus hingegen, bis zu seinem Abbruch
1990 unmittelbar an der Bahntrasse gelegen,
erhebt sich heute an einem als Ruhezone
gestalteten Grünstreifen, den man in jüngster
Vergangenheit im Bereich der abgegangenen
Bahngleise gestaltete: Der mächtige Drei-
flügelbau - 1923 bis 1925 nach Entwürfen des
Architekten H. Behrens und des Ingenieurs W.
Decker realisiert - beherbergte ursprünglich die
Verwaltungsräume der Kreissparkasse (Bahn-
hofstr. 10A); nur der Nordflügel stand der Stadt
und ihrer Verwaltung mietfrei zur Verfügung, die
für ihre Zwecke jedoch nach und nach mehr
Raum für sich beanspruchte. Den erdgeschos-
sig von Rundbogenarkaden, obergeschossig
von kantigen Lisenen bestimmten Ziegelbau -
aufgrund seiner Formenstrenge und Reprä-
sentativität von Zeitgenossen als eine
Meisterleistung deutscher Baukunst...” geprie-
sen - beleben noch heute kleinteilige Spros-
senfenster, die in ihrer Vielzahl die Größe des

Lehrte, Marktstraße 19, Wohnhaus, um 1890

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