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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0315
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Sievershausen, Zum Krähenfeld 3, Kirchfriedhof mit Grabkreuzen


Das Kirchhofquartier umläuft die Oelerser
Straße, von der radial gegen Süden und Osten
einige Gassen abzweigen - alte Höfe bestim-
men mit Ziegelbauten des endenden 19.Jh.
und beginnenden 20.Jh. und modernen Neu-
bauten das Bild der Straßenrandbebauung.
Eine steinerne Pforte mit Wagen- und Fuß-
gängertor („1834”) eröffnet die alt gepflasterte
Hofstelle Nr. 24, deren quer gerichteten Wirt-
schaftshof ein Vierständerbau des Jahres 1828
dominiert. Zu den ältesten Bauten des in selte-
ner Weise dreiseitig mit Funktionsbauten um-
bauten Hofes gehört die zufahrtsflankierende
Scheune, ein Wandständerbau in Unterrähm-
konstruktion unter Walmdach (um 1800). Das
wenige Meter östlich in der Meisterstraße gele-
gene Fachwerkwohnhaus Nr. 5 zitiert mit seiner
Traufständigkeit, dem Zwerchhaus und den fas-
sadenüberspannenden Andreaskreuzen einen
Wohnhaustyp, den wir heute noch vorwiegend
in Burgdorf finden. Das um/nach 1880 errichte-
te Wohnhaus erhielt wohl erst nach 1910 den
hölzernen, modern verglasten Windfang mit
Freigespärre vorgelegt. Wiederum weiter östlich
präsentiert das Vierständerhallenhaus Oelser
Straße 12 die für Lehrte typische gleichmäßige
Abzimmerung des Wirtschaftsgiebels, dessen
Eckständer die regionaltypische Verstrebungs-
figur der K-Strebe verstärken.
Die von idyllischen Höfen zumeist des begin-
nenden 19.Jh. begleitete Straße Dammbusch
bezeichnet den östlichen Ortsabschluss und
vermittelt zu den angrenzenden weiten Wiesen
und Feldern in Richtung der weiter östlich ver-
laufenden Fuhse. Etliches der anliegenden
Bauten entstand erst um 1830, wie beispiels-
weise die Vierständerbauten Brinkstraße 8 und


Dammbusch 30, deren Torstürze die Jahres-
zahl „1829” aufweisen. Beide zeigen die noch
bis ca. 1840 gebräuchlichen hohen Fußstreben
als winkelsteife Verstrebung der Tor- und
Eckständer, eine konstruktive Besonderheit der
Lehrter Region, die andernorts bereits um/vor
1800 nicht mehr nachzuweisen ist. Als ein
zweites, für Lehrte charakteristisches Detail ist
der zweigeschossige Wohnteil am Hallenhaus
Dammbusch 30 zu bezeichnen, der an hiesi-
gen Wohnwirtschaftsgebäuden schon früh und
in großzügigen Dimensionen erscheint.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu diesen relativ
jungen Höfen des 19.Jh. befindet sich das äl-
teste erhaltene Wohnwirtschaftsgebäude Sie-
vershausens, das Zweiständerhallenhaus Damm-
busch 9, das allerdings infolge massiver Teil-
erneuerungen der jüngeren Vergangenheit eini-
ge konstruktive Einbußen hinnehmen musste.
Nach der Gestaltung der holzausgefachten Zo-
ne im Drempelgeschoss, deren Brüstungsbret-
ter bei genauerer Betrachtung reliefierte Ro-
setten erkennen lassen, ist es vielleicht noch
der ersten Hälfte des 17.Jh. zuzuweisen, ob-
wohl es die jüngere bündige Abzimmerung auf-
weist. Auch das vorspringende Kammerfach
zeigt die für das 17.Jh. typische Ständerbau-
weise; es verzichtet jedoch bereits auf die ein-
geschobene Balkenlage als ältere Konstruktion
der Geschossunterteilung, wie sie eigentlich bei
Bauten dieser Zeit zu erwarten wäre. Deutlich
jünger datiert die zugehörige Quereinfahrtsscheu-
ne mit Kranhaus und Rampe (spätes 19.Jh.).

Sievershausen, Dammbusch 9, ehern. Wohnwirtschaftsgebäude u. Scheune

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