Verlauf dieser Anlage zeichnen heute die
Straßen und Wege Wallstraße und Am kleinen
Walle nach.
Neustadt a. Rbge., Schloss Landestrost, Grundriss des Leineflügels (Plansammlung des Nieders.
Diese mittelalterliche Anlage ließ Herzog Erich II.
von Calenberg 1558 zu einer bastionären, auch
modernen Feuerwaffen standhaltenden Befes-
tigung ausbauen, die aus fünf bis neun Meter
hohen Erdaufschüttungen, Maueraufbauten
und polygonalen Basteien im Nordwesten und
Westen der Stadt bestand. Archäologische
Grabungen, die ab 1986/87 im Zuge der
Umgestaltung des Erichsberges (Kleine Wall-
str./Rundeel/Theodor-Heuss-Str.) zur Grün-
anlage durchgeführt wurden, förderten einen
Teil der Nordwestbastei wieder zutage, wobei
ein Großteil der Anlage, der historische Kase-
mattengang, unter einem drei Meter starken
Lehmauftrag unversehrt erhalten blieb. Die vier
vollständig intakten, durch eine Spitzbogen-
Landesamtes für Denkmalpflege)
tonne geschlossenen Kasemattensegmente
(lichte Breite: ca. 3,75 Meter; lichte Höhe: um
2,80 Meter; Außenmauerstärke: um 3,50 Me-
ter) weisen regelmäßig angeordnete Nischen
mit Schießscharten und Schachtanlagen auf,
die den Geschützgang zur Oberfläche der aus
statischen Gründen aufgebrachten Lehmauf-
schüttung entlüfteten.
Ab 1573 wurde dieses bauliche Konglomerat
aus mittelalterlicher Landwehr und Renais-
sanceerweiterungen zu einer imposanten
Festung ausgebaut, die seitdem den Namen
„Landestrost” trägt. Damals wurde der
Nordwestbastei eine pfeilförmige, wohl mit
Klinkern verblendete Bastion vorgelagert, deren
einstige Struktur noch heute in der abfallenden
Geländetopographie der Grünanlage Am
Erichsberg unmittelbar hinter der Wallstraße
abzulesen ist.
Eine vergleichbare, wenn auch wesentlich grö-
ßer dimensionierte Spitzbastion sicherte den
südlichen Abschnitt mitsamt der Feste Schloss
Landestrost (Schloßstr. 1), das man an der
Stelle des 1562 abgebrannten Vorgängerbaus
zwischen 1573 und 1587 als Dreiflügelbau
errichtete. Bohrungen (1981) bestätigten, dass
man zuvor eine mehrere Meter starke
Kulturschicht aufschüttete, um dem Schloss
eine exponierte Lage zu sichern. Das auch als
Schauplatz von 60 Hexenprozessen für die
über 40 Hexenverbrennungen unter Erich II. in
die Neustädter Geschichte eingegangene
Schloss ruht ebenfalls auf einem spitzbogig
überwölbten Kasemattengang, der die Sub-
struktion des Schlosses ausbildet und heute als
Sektkellerei dient. Nachdem ein Teil der schon
im 17.Jh. als baufällig beschriebenen Residenz
durch Zusammensturz (Südflügel, Reste bis
1650 erhalten) und Teilabbruch (Nordflügel
19.Jh.) verloren ging, präsentiert sich die
Residenz heute als ein lang gestreckter
Schlossbau mit zwei polygonalen Treppentür-
men in den einstigen Gebäudewinkeln und
einem auffallend kurzen Nordtrakt. Seit 1923
wurde dieser historische Bestand um einen sti-
listisch angeglichenen Südflügel der Architekten
Pape und Roder (Hannover) ergänzt, der -
ursprünglich als Kreissparkasse konzipiert -
heute die Volkshochschule beherbergt.
Neustadt a. Rbge., Schloss Landestrost, Leineflügel, Blick von Südosten
322
Straßen und Wege Wallstraße und Am kleinen
Walle nach.
Neustadt a. Rbge., Schloss Landestrost, Grundriss des Leineflügels (Plansammlung des Nieders.
Diese mittelalterliche Anlage ließ Herzog Erich II.
von Calenberg 1558 zu einer bastionären, auch
modernen Feuerwaffen standhaltenden Befes-
tigung ausbauen, die aus fünf bis neun Meter
hohen Erdaufschüttungen, Maueraufbauten
und polygonalen Basteien im Nordwesten und
Westen der Stadt bestand. Archäologische
Grabungen, die ab 1986/87 im Zuge der
Umgestaltung des Erichsberges (Kleine Wall-
str./Rundeel/Theodor-Heuss-Str.) zur Grün-
anlage durchgeführt wurden, förderten einen
Teil der Nordwestbastei wieder zutage, wobei
ein Großteil der Anlage, der historische Kase-
mattengang, unter einem drei Meter starken
Lehmauftrag unversehrt erhalten blieb. Die vier
vollständig intakten, durch eine Spitzbogen-
Landesamtes für Denkmalpflege)
tonne geschlossenen Kasemattensegmente
(lichte Breite: ca. 3,75 Meter; lichte Höhe: um
2,80 Meter; Außenmauerstärke: um 3,50 Me-
ter) weisen regelmäßig angeordnete Nischen
mit Schießscharten und Schachtanlagen auf,
die den Geschützgang zur Oberfläche der aus
statischen Gründen aufgebrachten Lehmauf-
schüttung entlüfteten.
Ab 1573 wurde dieses bauliche Konglomerat
aus mittelalterlicher Landwehr und Renais-
sanceerweiterungen zu einer imposanten
Festung ausgebaut, die seitdem den Namen
„Landestrost” trägt. Damals wurde der
Nordwestbastei eine pfeilförmige, wohl mit
Klinkern verblendete Bastion vorgelagert, deren
einstige Struktur noch heute in der abfallenden
Geländetopographie der Grünanlage Am
Erichsberg unmittelbar hinter der Wallstraße
abzulesen ist.
Eine vergleichbare, wenn auch wesentlich grö-
ßer dimensionierte Spitzbastion sicherte den
südlichen Abschnitt mitsamt der Feste Schloss
Landestrost (Schloßstr. 1), das man an der
Stelle des 1562 abgebrannten Vorgängerbaus
zwischen 1573 und 1587 als Dreiflügelbau
errichtete. Bohrungen (1981) bestätigten, dass
man zuvor eine mehrere Meter starke
Kulturschicht aufschüttete, um dem Schloss
eine exponierte Lage zu sichern. Das auch als
Schauplatz von 60 Hexenprozessen für die
über 40 Hexenverbrennungen unter Erich II. in
die Neustädter Geschichte eingegangene
Schloss ruht ebenfalls auf einem spitzbogig
überwölbten Kasemattengang, der die Sub-
struktion des Schlosses ausbildet und heute als
Sektkellerei dient. Nachdem ein Teil der schon
im 17.Jh. als baufällig beschriebenen Residenz
durch Zusammensturz (Südflügel, Reste bis
1650 erhalten) und Teilabbruch (Nordflügel
19.Jh.) verloren ging, präsentiert sich die
Residenz heute als ein lang gestreckter
Schlossbau mit zwei polygonalen Treppentür-
men in den einstigen Gebäudewinkeln und
einem auffallend kurzen Nordtrakt. Seit 1923
wurde dieser historische Bestand um einen sti-
listisch angeglichenen Südflügel der Architekten
Pape und Roder (Hannover) ergänzt, der -
ursprünglich als Kreissparkasse konzipiert -
heute die Volkshochschule beherbergt.
Neustadt a. Rbge., Schloss Landestrost, Leineflügel, Blick von Südosten
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