tig klassizistische Züge trägt; kleinteiiige
Oberlichter lockern die für diesen Baustil typi-
schen, tiefschattenden Fensteröffnungen deko-
rativ auf.
Nur wenige Jahre später datieren die unmittel-
bar gegenüberliegenden Villenbauten Linden-
straße 8 und 10, die trotz unterschiedlicher
Stilistik letztlich beide historistischem Formen-
empfinden folgen. Während Villa Nr. 10 mitsamt
ihrer an nordostdeutsche Kontorhäuser des
16./17.Jh. erinnernden Ziergiebel und dem dia-
gonal angeordneten Eckstanderker den kon-
ventionellen Typ der bürgerlichen Villa historisti-
schen Stils (um 1900) widerspiegelt, wurde in
den Fassaden des Nachbarwohnhauses Nr. 8
bereits der Kontrast zwischen kubischen und
gerundeten Formen gesucht und von historisti-
schen Details deutlich Abstand genommen. So
betonten zeitgenössische Berichte den unge-
wöhnlichen Dachvorstand, die „eigenartige
Gruppierung der Fenster” und die Farbkon-
traste (verschieden farbiger Wurfputz; Holzteile
Neustadt a. Rbge., Lindenstraße 8 und 10, Villen, um 1900, Blick von Südosten
grün), während die Innenkonzeption historis-
tisch blieb. Dennoch kann die bürgerliche “Villa
Preuß” als eine moderne Interpretation des
Landhausstils bezeichnet werden und gehört
sicherlich zu den sachlichsten Konzeptionen
des hannoverschen Neugotikers Fritz Bludau,
der dieses durch verschiedenförmige Risalite,
Erkerausbuchtungen und Balkone ausgespro-
chen lebhaft gestaltete Wohnhaus vor 1907
entwarf. Nur wenige Meter von dieser Bau-
gruppe entfernt erhebt sich der dreigeschossi-
ge Klinkerbau des Schulneubaus Stockhau-
senstraße (Stockhausenstr. 1), der mit seinen
neun Klassen- und weiteren Nebenräumen
dem offensichtlichen Platzmangel der Rektor-
schule Rechnung trug. Die Schaufassade der
1929 eingeweihten dreigeschossigen Schule
erhält durch stufig vorspringende Zierziegel,
vorgelegte Figurinen und den zurückgelegenen
Zugang eine ausgesprochen plastische Wir-
kung, die zusammen mit den kleinteiligen, z.T.
historischen Fenstern den architektonischen
Reiz des Bauwerks bestimmt.
Schließlich sei auch auf die deutlich kleiner
dimensionierten Backsteinbauten Rundeei 7
(„1909”) und Nr. 15 nordöstlich des Bahnhofes
verwiesen, die hier als bescheidene Arbeiter-
häuser am Fuße des Walles um 1910 entstan-
den. Das Zitat der Zwerchgiebel, kleinteiligen
Blendgliederungen und farbig abgesetzten
Zierziegelsetzungen veranschaulicht traditionel-
les, noch gründerzeitlichem Stilempfinden ver-
pflichtetes Bauen im beginnenden 20.Jh.
Der städtische Außenbereich
Außerhalb des durch die Eisenbahnlinie im
Westen und den Leinelauf im Osten umschrie-
benen Stadtkerns sind nur vereinzelt Baudenk-
male zu registrieren: So erhebt sich unmittelbar
östlich der Löwenbrücke die imposante elfjochi-
ge Fachwerkfassade des Wohnhauses
Hannoversche Straße 2, das zusammen mit
dem rückwärtigen Nebengebäude (Apfelallee
2) und einem sandsteinernen Brunnen um
1815/20 entstand. Das durch breit lagernde,
fünfjochige Zwerchhäuser, den flachgeneigten
Neustadt a. Rbge., Stockhausenstraße 1, Schule, eingew. 1929, Detail
338