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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0449
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Zur historischen Gutsanlage gehört die südlich
verlaufende Seufzerallee, ein alt gepflasterter
Weg, den beidseitig Kopfeschen und schmale
wasserführende Gräben begleiten. Von der be-
eindruckenden Allee zweigt annähernd mittig
eine steinerne Bogenbrücke ab, einstiger Zu-
gang zum Wirtschaftshof, von dem aus ein reiz-
voller Ausblick auf den alten Baumbestand im
Parkbereich östlich des Speichers möglich ist.
Ev. Pfarrkirche St. Catharina
Unmittelbar hinter dem Herrenhaus erhebt sich
unter hohen Bäumen die weiß gekalkte Kirche
des Ortes, ein wohl noch im Spätmittelalter ent-
standener Bruchsteinbau mit vorgelagertem
Westturm (An der Kirche 2). Neben der seltenen
Form eines zunächst einziehenden, dann spitz
zulaufenden Turmhelms erstaunt vor allem ein
angeschleppter, durch Strebepfeiler abgesi-
cherter Anbau, die „Crypta Eltziana” (Bauin-
schrift; außen: „1866” und „memento mori”;
heute Leichenhalle). Bauherr dieser Familien-
gruft war Friedrich Casimir zu Eltz (gest. 1682),
an den eine Inschriftentafel im Innern der Gruft

Rethmar, An der Kirche 2, Pfarrkirche St. Catharina, Blick auf den Orgelprospekt


erinnert. Ursprünglich war sie über einen heute
zugesetzten profilierten Rundbogen im Stil der
Renaissance zu betreten, dessen Gewände in
der Wandfläche im Kirchenschiff sichtbar belas-
sen wurden; gleichzeitig bildete sie die
Substruktion für die Patronatsloge aus, die über
die später angefügte Außenstiege zu erreichen
war.
Ihre überkommene Gestalt erhielt die Kirche
zwischen 1717 (Turm) und 1724 (Bauinschrift),
als man unter anderem die großen Fenster ein-
brach. 1774 wurden die Kirche neu überwölbt
(hölzernes Spiegelgewölbe) und auch der gold
erhöhte Kanzelumgangsaltar eingebracht, der
die klassische Form der Ädikula mit flankieren-
den, radial ausgestellten Säulen aufweist.
Neben der barocken Taufe des Jahres 1717
sind das Bildnisepitaph Bodo von Ruthenbergs
(gest. 1597), ein Grabstein eines 1611 verstor-
benen Kindes und des „Herren-Dieners Albert
von Vechelde" von 1618 besonders hervorzu-
heben.
Auf dem umlaufenden, noch mit einer
Friedenseiche (gesetzt 1813/14 oder 1870/71)
bepflanzten Kirchfriedhof wurde bis 1878
bestattet - heute zeugt neben einem rustikalen
Ehrenmal unter einem Ahorn mit zwei
Namenstafeln zur Erinnerung der in beiden
Weltkriegen Gefallenen nur noch die Stele des
russischen Gefallenen von der Jahrhunderte
alten Nutzung des Kirchhofes als Bestattungs-
platz.
Zum Kirchareal gehört - wie selten in dieser
Geschlossenheit erhalten - der benachbarte
Pfarrhof (Nr. 2), bestehend aus einem von der
Straße zurückversetzten Pfarrhaus mit vorgela-
gertem Stall und paralleler Scheune. Wie die
durch K-Streben an den Eck- und Bundstän-
dern winkelsteif verbundene Längseinfahrts-
scheune (laut Chronik 1766 erbaut; rückseitig
modern verlängert) wird auch das in seltener
Weise zweigeschossig als Stockwerksbau
abgezimmerte Pfarrhaus im Kem noch dem

Rethmar, An der Kirche 2, Pfarrkirche St. Catharina, Außenbau, Blick auf die „Crypta Eltziana"

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