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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0531
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1288; Errichtung eines Plankenwerkes,
erwähnt 1325; Bau der Stadtmauer 1430).

Obgleich die gräfliche Burg nach Auseinander-
setzungen schon 1317 geschliffen worden war,
beruhigten sich die rechtlichen und damit auch
die innerstädtischen Verhältnisse offensichtlich
erst, nachdem die Grafschaft Wunstorf samt
Stift und Stadt durch Verkauf an das Land und
spätere welfische Fürstentum Calenberg über-
gangen war. Wichtigste Neuerung war die her-
zoglich veranlasste Umwandlung des Stifts in
ein Damenstift. Seit ein Stadtvogt die herzog-
lichen Interessen vertrat (1599), wurden die
Befugnisse und Freiheiten des städtischen
Rates deutlich zurückgedrängt. Das Jahr 1709
markierte schließlich den Endpunkt der städti-
schen Eigenverwaltung, da Vogt- und Bürger-
meisteramt in Personalunion an den Stadtvogt
übergingen. Eine städtische Einheit wurde
Wunstorf schließlich 1848, als man nach der
Auflösung des Stiftes den gesamten Stifts- und
Abteibezirk dem Stadtgebiet zuschlug.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht waren der
Entwicklung Wunstorfs schwere Hürden
gesetzt: Drei Großbrände (1519, 1570, 1625)
legten die Stadt in Schutt und Asche und setz-
ten der wirtschaftlichen Erstarkung immer wie-
der ein abruptes Ende. Da viele der Kanonissen
und Kanoniker des dem Stift angegliederten
Chorherrenstiftes ihre Häuser nicht wiederauf-
bauen konnten, lagen mitunter weite Flächen
auf dem Stiftshügel brach. Schließlich errichte-
ten hier Städter aus Wunstorf auf vormals klös-
terlichem Platz ihre bürgerlichen bzw. adligen
Wohnbauten (z. B. der so genannte Röbbigs-
Wunstorf, Stiftshügel und Altstadtkern, Blick von Südosten (Luftbild Chr. Stahl, 1990) türm des Oberst Jobst von Holle). Spätestens
mit den Einquartierungen der durchziehenden
Truppen zur Zeit des Dreißig- und Siebenjähri-
gen Krieges wurde der endgültige Untergang
Wunstorfs eingeleitet. Auch die Erhebung
Wunstorfs 1788 zur Garnisonsstadt und 1816
zum Standort der reitenden Artillerie der neu
formierten Armee führte zu keiner Verände-
rung.
Im Jahr 1810 fiel Wunstorf mit dem Gebiet
Calenberg an das Königreich Westfalen, bevor
es 1866 Stadt im preußischen Regierungs-
bezirk Hannover wurde.
Zwischen 1855 und 1885 genoss es den Rang
einer amtsfreien Stadt im Amt Neustadt am
Rübenberge; in diese Zeit fallen auch die Wen-
de und der wirtschaftliche Aufschwung der
Stadt, der mit dem Bau des außerhalb der
Altstadt gelegenen Trennungsbahnhofes (1847)
begann. An diesem von C. W. Hase erbauten
Bahnhof liefen die zwei wichtigsten Bahnlinien
nach Hannover (Bremen-Hannover, Köln-
Hannover) zusammen und sicherten fortan die
enge Anbindung Wunstorfs mitsamt seiner rei-
tenden Artillerie an die Hauptstadt Hannover.
Damit gewannen auch die südlichen Ausfall-
straßen (Hindenburg- und Bahnhofstra-ße) an
Bedeutung und entwickelten sich allmählich zu
einem ansehnlichen Villenvorort. Entgegen den
Erwartungen trug die Steinhuder-Meer-Bahn
kaum zum Aufschwung der Stadt bei, da der
Schienenverkehr durch den engen Wunstorfer
Altstadtkern schon acht Jahre nach der

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Wunstorf, Kurhannoversche Landesaufnahme, aufgen. 1782, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinfor-
mation Niedersachsen)

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