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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0534
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1800 typisches Erscheinungsbild durch den
Einbau zahlreicher ungeteilter Fenster gelitten
hat (Neue Str. 10,12,14,16; An der Wasser-
mühle 23, 25). Bescheiden präsentieren sich
die Fassaden der anliegenden, bündig abge-
zimmerten Bauten, deren vollkommen gleich-
mäßig abgezimmertes Fachwerk nur wenige
Fußstreben an den Eckständern beleben.
Östlich der Nordstraße setzt sich die schmale
Straße Wasserzucht fort, die bis zu den neues-
ten Renovierungen der achtziger Jahre den
Charakter einer sozial untergeordneten Gasse
trug. Im frühen 19.Jh. durch die einseitige
Bebauung der Wallkrone entstanden, hat sie
sich bald zu einer kleinen Wohnstraße für
Handwerker und ärmere Bürger der Stadt ent-
wickelt. Hier erhebt sich gegenüber der engen
Reihung kleiner traufständiger Fachwerkhäuser
(Nr. 10-26) ein lang gestreckter, in Stockwerk-
bauweise ausgeführter Speicherbau des 18.
Jh. (Abteihof 1), der als einziger auf der Süd-
seite der Straße entstand. Bemerkenswert ist
seine dem Straßenverlauf folgende und somit
unregelmäßige Geschossvorkragung. Erst in
jüngster Zeit wurde die Fläche eines alten
Adelshofes, die später an das Stift überging,
durch eine eng parzellierte Reihenhaussiedlung
überprägt, so dass die freie Stellung des Spei-
chers aufgegeben wurde. Leider hat auch die
historische Bausubstanz der gegenüberliegen-
den Straßenseite durch die überproportionale
Durchfensterung der heute als ländlich gepräg-
te Einfamilienhäuser umgenutzten Bauten gelit-
ten, während der historische Charakter der
Gasse durch den Erhalt des Kopfsteinpflasters
gewahrt werden konnte.
Ihr Ende bezeichnet das steile Giebeldreieck
der sog. Abtei (Wasserzucht 1), die hier vor
1520 als ansehnliches Adelshaus entstand
(Fälldaten der verbauten Hölzer: 1507-1518)
und heute zu den besterhaltendsten und ältes-
ten profanen Denkmalen dieser Region zählt.
Das in den Jahren 1985 bis 1987 tiefgreifend
renovierte Gebäude zeigt sich neuerdings aller
Um- und Anbauten entledigt, die teilweise auch
einer historischen Umnutzung zum Bürgerhaus
entstammten; so wurde um 1710 der First des
Gebäudes um neunzig Grad gedreht und somit
der Eindruck eines breit lagernden Giebelhau-
ses bewirkt. Der später als Wohnhaus der
Stiftsäbtissin genutzte Bau zeigt heute wieder
seine ursprüngliche Längsausrichtung und die
typische Fachwerkkonstruktion des 16.Jh., die
in der engen Ständerstellung, den versteifenden
Fußwinkelhölzern, den mit Taubändern verzier-
ten Karnieskonsolen und den gedrückt-spitz-
bogigen Pforten abzulesen ist.
Wie auch in der Neuen Straße und der Wasser-
zucht, so ist die Bebauung der Schlobbenriede
erst im frühen 19.Jh. erfolgt. Die wenigen erhal-
tenen, traufständigen (Nr. 3, 7), seltener giebel-
ständigen (Nr. 31) Wohnwirtschaftsbauten führ-
ten somit das homogene Straßenbild der wall-
begleitenden Straßen (z. B. Neue Straße etc.)
unverändert weiter.
Dass man erst sehr spät und nur vereinzelt die
Wallkronen bebaute dokumentiert der noch iso-
liert stehende, eingeschossige Backsteinbau


Wunstorf, Wasserzucht 1, ehern. Abtei, Kern frühes 16.Jh.

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