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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0536
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Amtsstraße 4, der nach seinem gläsernen
Windfang und der durch ein Zwerchhaus
gestalteten Gartenseite offensichtlich um 1890
entstand. In seiner näheren Umgebung erhebt
sich schließlich das um 1915 errichtete
Turnvater-Jahn-Denkmal an der Amtsstraße,
die ihren Namen vom anliegenden Amtsgericht,
einem zweigeschossigen Ziegelbau aus der
Mitte des 19.Jh. erhielt (Nr. 2).

Die Stiftskirche St. Cosmas und Damian und
der Stiftshügel
Von besonderer stadträumlicher Bedeutung
sind Lage und Anordnung der beiden
Sakralbauten: im Osten, auf einem Höhen-
rücken errichtet, die dominierende Stiftskirche
St. Cosmas und Damian, mit ihrem steil aufra-
genden, weithin sichtbaren Westturm, dessen
Wirkung durch die kleinteilige Bebauung der
Immunität noch gesteigert wird - ihr gegenüber,
im Westen, nur durch den breiten Stadtgraben
getrennt, die Marktkirche St. Bartholomaei, die
einen zweiten Akzent setzt und den Beginn der
weiterführenden städtischen Hauptdurch-
gangsstraße (Lange Straße) bildet.
Die ecclesia Beatorum Cosme et Damiani
(Stiftsstraße 5 c), wie sie um 1250 erstmals in
den Schriftquellen erscheint, ist eine dreischiffi-
ge Basilika auf kreuzförmigem Grundriss mit
altertümlich anmutendem westwerkartigem
Querriegel, quadratischem Presbyterium und
apsidialem Ostabschluss. Gewölbesystem und
Bauernornamentik lassen die Kirche in die Zeit
um 1200 datieren. Bauspuren eines Vorgän-
gerbaues, der vermutlich 1010 durch Brand
zerstört wurde, sind bis heute spärlich und
kaum exakt zu datieren. Auch die 1938 durch
Ernst Oeters durchgeführten bauhistorischen
Untersuchungen am aufgehenden Mauerwerk
und Grabungen am Westbau, wo man
Fundamente und Schächte freilegte, in denen
man Reste von Treppentürmen erkannte,
ermöglichen nur eine unscharfe Vorstellung
vom Gründungsbau. Urkundlich erstmals 1124
fassbar ist hingegen der Wechsel vom Petrus -
zum Cosmas -und-Damian-Patrozinium.


Wunstorf, Stiftskirche, Perspective von Süd-Ost, aufgen. in: Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersachsens,
Hrsg, von dem Architeckten- und Ingenieur-Verein ... Leipzig 1882


Wunstorf, Stiftskirche, Grundriss (Plansammlung des Nieders. Landesamtes für Denkmalpflege)

In den Schriftquellen erscheint der Hinweis auf
ein „Schlafhaus“, ein Dormitorium, das bis zu
seinem Abriss 1706 unmittelbar an den nörd-
lichen Kreuzarm der Stiftskirche anschloss, so
dass der freien Südseite des Gotteshauses die
Bedeutung einer Schauseite zukam.
Die Wahl des Baumaterials und die Behandlung
der Einzelformen heben die Wertigkeit des
Gotteshauses hervor: Gemauert sind die
Außenwände in Quadern aus gelblichem Deis-
tersandstein; die prächtigen Schmuckformen,
die sich nicht nur auf das Innere beschränken,
von Steinmetzen sorgfältig herausgearbeitet.
Auffallend konträr ist die Bausprache des
Außenbaues. Während der blockhafte West-
riegel nahezu ungegliedert erscheint, sind die
Wände des Langhauses und der Ostteile durch
eine reiche Bauornamentik akzentuiert. An die
Stelle von Lisenengliederungen treten an der
Hauptapsis jeweils zwei übereinander angeord-
nete schlanke Rundsäulen, eingespannt zwi-


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Wunstorf, Stiftskirche, Längsschnitt (Plansammlung des Nieders. Landesamtes für Denkmalpflege)

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