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Walles und einige Denkmale erhalten sind
(z. B. Müllerin-Denkmal, Kriegerehrenmal).
Vor dem Groner Tor
Die Grünzone zog sich bis an das ver-
schwundene Groner Tor heran. Hier steht
auf der Nordwestecke zwischen Berliner
Straße und Chaussee nach Kassel seit dem
frühen 19. Jh. ein Hof, der seit 1822 als Tier-
medizinisches Institut genutzt wird; Teile des
Gehöftes sind in dem heutigen Komplex
erhalten.
Um 1870 setzte die Besiedlung mit Villen in
den gegenüberliegenden Gärten am Ein-
gang Bürgerstraße/Rosdorfer Weg ein (Bür-
gerstraße 2, 5; Groner Landstraße 1, 3; Ros-
dorfer Weg 2, 4, 6, 8,10). Es handelt sich um
zweigeschossige Gebäude (Ausnahmen:
Rosdorfer Weg 10, nur eingeschossig; Gro-
ner Landstraße 1, ebenfalls eingeschossig,
1913 Umbau der Dachzone) mit geschlosse-
nem, durch Risalite meist symmetrisch ge-
gliedertem Baukörper. Auffällig sind die zum
Teil repräsentativen Eingänge. Die renais-
sancistischen Stilformen überwiegen, dane-
ben wurden an den vermutlich älteren Häu-
sern gotisierende Elemente (Bürgerstraße 5,

Rosdorfer Weg 4, 10) aufgenommen. Die
Grundstücke haben bisher ihren alten
Zuschnitt und z. T. originale Einfriedung
(Mauern und Gitter) behalten. Städtebaulich
und stilistisch gehört das dreigeschossige,
massive Wohn- und Geschäftshaus des
Bauunternehmers Rathkamp (Groner Tor
Straße 1) zu diesen qualitätvollen Wohnbau-
ten, die sich durch hohen architektonischen
Aufwand hinsichtlich Material (Tuff- und
Sandstein) und Form als einheitliche
Gruppe vornehmer Wohnbauten aus der
umgebenden heterogenen Bebauung her-
ausheben.
ROSDORFER WEG / LEINESTRASSE /
EISENBAHNSTRASSE
In der Folgezeit ließ sich am Rosdorfer Weg
und den westlichen Querstraßen eine weni-
ger anspruchsvolle soziale Schicht nieder;
es wurden weitgehend ungeplant in den
achtziger und neunziger Jahren architekto-
nisch bescheidene Mietwohnhäuser ge-
baut, zwischen denen ältere Fachwerkgar-
tenhäuser, Werkstätten und Neubauten ste-
hen. Sozialgeschichtlich interessant ist der

Straßenzug Leinestraße, der seit den siebzi-
ger Jahren des 19. Jh. als Wohnbereich von
Arbeitern, besonders Eisenbahnern des
Eisenbahnausbesserungswerkes aufgesie-
delt und 1900 um die Eisenbahnstraße
erweitert wurde. In dieser Epoche prägte die
Gartetalbahn (1897 eröffnet und 1959
geschlossen), deren Gleise in der Leine-
straße entlangführten, diesen Bereich. Rela-
tiv ungestört hat sich hier eine Gruppe von
mehrgeschossigen, einfachen Häusern aus
der Zeit um 1902 erhalten, die die Reichs-
bahn-Gesellschaft für ihre Arbeiter bauen
ließ (Leinestraße 12, 14, 16, 18; Eisenbahn-
straße 1/3, 2/4, 13, 15, 17, 19).
Landeskrankenhaus
Damals weit außerhalb der Stadt wurde
1862/64 im Auftrag des königlichen Ministe-
riums des Innern nach Plänen von Rasch und
Funk (die wahrscheinlich auch am Em-
pfangsgebäude des Bahnhofs beteiligt
waren) das Landeskrankenhaus am Rosdor-
fer Weg 70 oberhalb der Leine erbaut und
stellte die in seinerzeit größte Bauaufgabe
innerhalb der Stadt Göttingen dar. Es liegt
am Südosthang des Leinebergs in parkartig

Berliner Straße 28, Naturhistorisches Institut, 1875-77



Berliner Straße 5, ehemaliges Reichsbank-
gebäude, Architekt J. Habicht, 1909



Groner Tor Straße 1, Rosdorfer Weg 2, Groner Landstraße 1

Rosdorfer Weg 10, 1872


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