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GÖTTINGEN - INNENSTADT

Die Stadt Göttingen behielt bis zur Mitte des
19. Jh. den Umriß bei, den sie sich im
14./15. Jh. durch den Bau von Wall und Gra-
ben gegeben hatte.
Dieser umfassenden Form unterliegt ein
Grundriß, derälterist. Erergabsich im Hoch-
mittelalter aus dem Zusammenwachsen
verschiedener Ansiedlungen und derdaraus
resultierenden Anlage einer ersten Befesti-
gung im ausgehenden 13. Jh.
Für den Gründungszusammenhang der
Stadt waren zunächst neben den besitz-
rechtlichen (siehe: Geschichtlicher Über-
blick) die topographischen Verhältnisse aus-
schlaggebend: Von den östlich liegenden
Kalkbergen flössen zahlreiche Bäche herab,
die heute in der Kanalisation verschwunden
sind, z. B. der Goldgraben, die Reinsrinne,
der Sölenborn, der Steinsgraben. Sie ver-
einigten sich in der Talaue mit den verschie-
denen Armen der Leine, so daß hier ein
feuchtes, siedlungsfeindliches Maschgebiet
lag.
Vom heutigen Kreuzbergring schiebt sich
ein fruchtbarer Keuperrücken in südwestli-

cher Richtung in das Leinetal. An ihm ent-
standen auf überschwemmungsfreiem
Grund, gut versorgt mit Trinkwasser und
geschützt durch die oben genannten Bäche,
die drei ersten Siedlungen der Stadt.
DIE ENTSTEHUNG DER MITTELALTER-
LICHEN SIEDLUNGSBEREICHE
Das älteste Dorf „Gutingi” (Siedlung an der
Goten), das sich bereits in merowingischer
Zeit gebildet hatte, lag auf der Südseite der
heutigen Langen Geismar Straße. Südlich
verlief der Reinsgraben, der den „Dorfteich”
(den späteren Schwanenteich auf dem
Grundstück Albanikirchhof 7/8, heute ver-
schwunden) speiste und von dort hinterden
Höfen nach Westen floß. In der Nähe des
„Dorfteiches” lag möglicherweise der
Haupthof. Um 1200 dehnte sich die
Bebauung etwa vom Wall bis Lange Geismar
Straße 49, einige Höfe lagen vermutlich aber
auch am östlichen Teil der heutigen Wen-
denstraße und am südlichen Abschnitt der
Oberen Karspüle. Um diese Zeit bestand
bereits ein Vorgängerbau der Albanikirche.
Im Rahmen der Erbschaften und Besitzer-
werbungen Heinrichs des Löwen kurz nach

1152 war das ehemalige Königsgut, das
nördlich derSiedlung „Gutingi” am heutigen
Ritterplan neben dem Museum lag und bis
an die Speckstraße reichte, an die Welfen
gefallen. Aus der Urkunde von 1202, in der es
als „Gudingi” das erstemal erwähnt wird, läßt
sich schließen, daß es sich um einen befe-
stigten welfischen Wirtschafts- und Verwal-
tungshof handelte, zu dem -zumindestspä-
ter - 3 Burgmannshöfe gehörten. Die Was-
serversorgung sicherte ein Bach, derals Ver-
längerung des Goldgrabens aus dem späte-
ren „Jordans-Teich” (heute verschwunden
auf dem GrundstückTheaterstraße15) in der
Speckstraße entlang floß. An diesen Burgbe-
reich lehnte sich ein rasch wachsenderSied-
lungskomplex, der etwa durch die Einmün-
dung der Jüdenstraße in die WeenderStraße
(im Norden), die Weender Straße (im
Westen) und die Burgstraße (im Osten)
begrenzt wurde; die südliche fließende
Grenze lag etwa bei der Mauerstraße. Politi-
sches und geistliches Zentrum waren eben
jener Hof (später Burg Balruz) und die etwa
1210 gegründete Jakobikirche.


Pfarrkirchen

Mich bedingte, selbständige Siedlungsteile

Neustadt (< 1293)

Levenau (1299)

Kleine Masch(1452)

Anger (14. u. 15. Jh.)

Vorstädte (13. u. 14. Jh.)

das Weender Alte Dorf

auf dem Ritterplan (Groner Tor)


topographische Entwicklung
Stadt Göttingen im Mittelalter

[St. Marien^

St. Albani (10.(11. Jh.-Bau 1400/1423(1467)
St. Jakobt (1180/90, <1266-Bau 1361-1390)
St. Johannis (~ 1236 Bau 1. Hälfte 14. Jh.)
St. Nikolai (1245/56-Bau <1351)
St Marien um 1290

Befestigungen
— innere Mauerbefestigung (13. Jh., <1251)
«■ äußere Wallbefestigung (1362-1577)

[St. Nikolai \

Klöster und Hospitäler
(T) Bariußerkloster (Franziskaner), um 1268
(?) Paulinerkloster (Dominikaner), 1292
@ Annenkloster (Franziskaner-Nonnen). 1508
@ Hospital St Spiritus 1293
© Hospital St. Bartho/omäi < 1311
© Hospital St. Crucis 1390
Kommende des Deutsch - Ritterordens 1318

fkiist D. Denecke, Göttingen, Materialien zur historischen Stadtgeographie und zur Stadtplanung, 1979, S. 15

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