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Schmuck. Es ist eine historistische, romani-
sierende Architektur - für die Zeit um 1900
stilistisch eher spät.
Auf dem Friedhof liegen alle Göttinger Per-
sönlichkeiten begraben, die nach 1881
gestorben sind; hier können nur einige
wenige erwähnt werden: die beiden Ober-
bürgermeister G. Merkel und C. Calsow,
Mitglieder der Familien Levin (s. u.), Rath-
kamp und Krafft (Bauunternehmer), die
Stadtbaumeister Gerber und O. Frey, die
Professoren F. Wöhler, E. Bertheau,
W. Weber, N. Hartmann, P. Tschackert,
O. Damsch, F. Klein, F. Göppert, H. Thiersch,
D. Hilbert, M. Planck usw.
Gleichzeitig mit der Anlage des Friedhofs
nahm die Bebauung an der Groner Land-
straße und am südlichen Teil der Königsallee
zu. Es wurden weitgehend ungeordnet
kleine Mietshäuser für Arbeiter, Gärtnereien
und Steinmetzwerkstätten gebaut. Die Auf-
siedlung dieser Straßenabschnitte war bis
zum Ersten Weltkrieg beendet. Seit den
zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts
setzte dann eine großzügige und planvolle,
architektonisch und städtbaulich jedoch

uninteressante Erschließung der Weststadt
ein, die nach dem Zweiten Weltkrieg z. T.
nach alten Plänen abgeschlossen wurde.
Dabei kristallisierten sich drei unterschied-
liche Siedlungskomplexe heraus:
An der Gerichtslinde, Kommendebreite und
Iheringstraße Reihenmietwohnhäuser in
geschlossener Bauweise; zwischen Königs-
allee und Königsstieg auf dem Egelsberg
offene Bauweise mit meist freistehenden
Einfamilienhäusern; im sogenannten Blüm-
chenviertel zwischen Godehardstraße und
Hagenweg überwiegend Zeilenbauweise
mit Mietwohnhäusern.
Diese Siedlungsbereiche stoßen an jenes
Gelände, wo die Industrieansiedlung im
Westen der Stadt ihren Anfang nahm; Grät-
zel (vgl. Goetheallee 8) baute bereits im
18. Jh. westlich des Gronebaches auf dem
Gelände des späteren Flugplatzes (nicht
mehr vorhanden, heute Industriegebiet) sei-
nen Betrieb. Dieser wurde 1846 von dem
Unternehmer Levin aufgekauft und bis 1900
um weitere Fabrikationsanlagen (Levin-
straße 8), Fabrikantenvillen (Levinstraße 7
und 12), die am Rande des ehemaligen Pri-
vatparks (Levinpark) liegen, und Wohnhäu-

serfür Arbeiter vergrößert. Relativ gut erhal-
ten haben sich im Zusammenhang mit dem
Park die oben erwähnten Gebäude, die zwi-
schen 1880 und 1900 entstanden. Sie gehör-
ten zu einem der wichtigsten Göttinger Indu-
striebetriebe (vgl. Merkeistraße 4,5,6), der in
der Wirtschaftskrise 1931 geschlossen wer-
den mußte.
Im 19. Jh. ließen sich weitere Betriebe in der
Nähe nieder, z. B. gründete 1852 Ph. Chr.
Rohns die Saline Luisenhall am Greitweg,
deren Gebäude leider stark gestört sind.
Allerdings steht noch die gut erhaltene um
1900 errichtete Fabrikantenvilla (Nr. 48).
Heute ist das gesamte Gebiet bis zum ehe-
maligen Dorf Grone mit Werkstätten und
Fabriken unterschiedlicher Art bebaut.


Groner Landstraße, Städtischer Friedhof,
Kapelle, Architekt Gerber, 1899/1900

Groner Landstraße, Städtischer Friedhof, Eingang

Levinstraße, Levinscher Park


Levinstraße 12, ca. 1870


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