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rung lag in Händen seines Nachfolgers
Justus Müller; seit 1811 war Rohns beteiligt.
1887/88 erfolgte ein Umbau durch Brey-
mann, durch den die neuen Meridianspalten,
die bewegliche Kuppel und Fenster im Atti-
kageschoß entstanden.
Bereits Borheck plante eine Sternwarte mit
Nebenflügeln für Wohnung und Arbeitszim-
mer. Die gebaute Anlage ist U-förmig mit
einem Querriegel nach Süden (in Ost-West-
Ausrichtung, Observatorium) und leicht
nach außen versetzten rückwärtigen Seiten-
flügeln. Die „Alltagserschließung” erfolgt
von der Geismar Landstraße über einen
Stichweg auf der Nordgrenze des Grund-
stücks in den Hof; hier liegen die normalen
Eingänge. Das Material ist Putz mit Sand-
steinsockel und -gliederung; das Hauptge-
bäude zeigt zum Garten bzw. zur Straße
Sandsteinfassaden.
Um den Abfall des Geländes auszuglei-
chen,wurde es terrassiert. So liegt der Bau-
körper - nähert man sich seitlich von Süden
durch ein Tor der alten Einfriedigung - wir-
kungsvoll erhöht auf einer Terrasse mit alter
Futtermauer und originalen Gittern, erreich-


bar nur über eine mittige Treppe, die auf das
Hauptportal führt.
Der eingeschossige Baublock mit aus-
geprägter Attika, Flachdach und auf Tam-
bour erhöhter, zentraler Beobachtungskup-
pel besitzt große Geschlossenheit; die
Architekturartikuliertsich in leicht vortreten-
den Mittel- und Seitenrisaliten, zu denen
jeweils ein Eingang gehört; die dazwischen
liegenden Wandflächen werden durch hohe
Fenster und die beiden Meridianspalten
geöffnet.

Der Schmuck ist sparsam und beschränkt
sich auf das antike Formengut der Dori-
schen Ordnung. Besondere Betonung findet
der eingezogene Haupteingang mit Vorhalle
und flankierenden Säulen in antes; erführt in
den runden, zentralen, überkuppelten Mit-
telraum unter der eigentlichen Observato-
riumskuppel. Dieser qualitätvolle klassizi-
stische Bau zeichnet sich durch ausgewo-
gene Proportionen und besondere Formen-
strenge aus, wie sie in der Göttinger Archi-
tektur einmalig ist. Eine gewisse Distanz zur
banalen Bebauung der angrenzenden
Wohngebiete sichert ihm sein im Süden


Geismar Landstraße 24, ca. 1888

ungestörtes Ambiente aus Grasfläche,
Mauern, Gitter und Baumbestand.
Geismar Landstraße und Querstraßen
Im 2. Viertel des 19. Jh. standen auf dem
Gelände zwischen der Reinhäuser und Geis-
mar Landstraße und südlich der Sternwarte
einige Gartenhäuser. Um 1855 wurde hier
durch Gutsbesitzer Uhde das erste größere
Wohnhaus gebaut (1979 abgerissen, Geis-
mar Landstraße 17), dem auf neu parzellier-
ten Grundstücken ab etwa 1869/70 bis etwa
1885 Professorenvillen (Geismar Land-
straße 16,13-19) und villenähnliche Wohn-
häuser (Nr. 23; am Steinsgraben Nordseite,
Nr. 1 - 7) folgten. Unter diesen zum Teil stark
veränderten Gebäuden hat sich nur Geis-
mar Landstraße 15 gut erhalten. Abseits der
Straße in einem heute durch Neubauten
etwas eingeschränkten Garten liegend, ist
diese vermutlich aufgestockte Villa wie alle
vornehmen Gebäude derzeit (vgl. Bürger-
straße, Nordabschnitt Rosdorfer Weg, Ein-
gang Herzberger Landstraße und Hainholz-
weg usw.) vorwiegend in Naturstein (Tuff-
und Sandstein) ausgeführt. Das Material und
das Gepränge mit überhohem Sockel,


Geismar Landstraße 11, Sternwarte, Architekt J. H. Müller, 1803-16


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