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der Hauptfassade mit Portikus und erhöh-
tem, galerieartig gestaltetem drittem
Geschoß (Aula) unterstreicht. Auf dem Hof
an der Wöhlerstraße 1 steht die gleichzeitig
erstellte Turnhalle mit Nebenräumen.
Schwierig war wegen des feuchten Unter-
grundes im ehemaligen Graben die Funda-
mentierung des Theaters. Es ist ebenfalls ein
geschlossener Baukörper mit flachem
Walmdach und mit zweieinhalbgeschossi-
gen Werksteinfassaden (Sand- und Tuff-
stein), dessen spezifische langgestreckte
Form mit Vorbauten (z. T. erst von 1905) und
zurückgesetztem Dachhaus im hinteren
Bereich (Bühne) sich von der Nutzung ablei-
tet. Dem breiten Mittelrisalit der dreiteiligen
Hauptfassade ist eine Schauwand aus
gequadertem Sockelgeschoß mit drei rund-
bogigen Pforten und aus „Beletage” mit Säu-
len und abschließendem Giebel vorgeblen-
det. Hier findet sich reicher Skulpturen-
schmuck. Die Zeitgenossen empfanden die
Architektur als im „Stil der italienischen
Renassance”, wir entdecken heute Ele-
mente des „Barockklassizismus”.

Die beiden platzwirksamen Bauten auf der
Westseite bilden gleichzeitig die Eingangssi-
tuation in den oberen, kurz nach 1883 besie-
delten Abschnitt der Theaterstraße. Das
nördliche Haus, Theaterstraße 15 (erbaut ca.
1880, Umbau derDachzone um 1905), istaus
Naturstein (Tuffstein mit Sandsteinsockel
und -gliederung) in renaissancistischen For-
men erbaut. Das gegenüberliegende villen-
ähnliche Zweifamilienhaus Theaterstraße 14
(dat. 1885) ist ein nahezu unveränderter Klin-
kerbau mit Tuff- und Sandsteinsockel und -
gliederung mit späten Elementen des Rund-
bogenstils, der sich in dieser Form lange in
Göttingen hielt. Auf der Ostseite findet sich
eine Veranda mit Treppe zum Garten und
überdachtem Freisitz am Obergeschoß, den
zierliche hölzerne Stützen schmücken.
Prägend wirkt an diesem Straßenabschnitt
das westlich stehende Verlagshaus Theater-
straße 13 von 1886, das in seiner Dachform
mit weitem Dachüberstand auf Konsolen
und durch die Wandgestaltung mit orna-
mentalen, farbig abgesetzten, glasierten
Klinkerbändern (braun in gelb) Elemente der
Architektur der Kliniken (vgl. Die nördlichen


Stadtgebiete, Humboldtallee) vorweg-
nimmt; allerdings ist hier die Wand durch
übergreifende Fensternischen, schwere
Sandsteingesimse und -quadern plastischer
durchformt.
Die erhöht liegende Südwestecke des Thea-
terplatzes, zu der das Gelände in Terrassen
ansteigt, wurde erst 1934/35 mit dem massi-
gen Putzbau des Museums für Völkerkunde
(Theaterplatz 15) besetzt.
DieNähezum begrünten Wall unddenGrün-
anlagen vor dem Theater, der Baumbestand
und das Blumenrondell in der Mitte mit
mehrarmigem Kandelaber bewahren dem
Theaterplatz den im späten 19. Jh. intendier-
ten schmückenden Charakter, der sich an
anderen Göttinger Plätzen im Vorfeld der
alten Wallanlage leider nicht erhalten hat.
ZWISCHEN NIKOLAUSBERGER WEG UND
HERZBERGER LANDSTRASSE
Bühlstraße
In den achtziger Jahren besiedelte man die
neu angelegte Wöhlerstraße und die West-
seite der Bühlstraße mit zweigeschossigen,

Bühlstraße 4, 1897


Bühlstraße 19, ca. 1890


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