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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0142
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Liebfrauenkirche, Kircheninnenraum, Blick nach Osten

neuen Flügel erweitert und unter den Schutz
„St. Angelas“ gestellt wurde. Infolge der wach-
senden Schülerinnenzahl erfolgte 1908 der letz-
te große Erweiterungsbau, ein dreigeschossiger
Rohziegelbau von 62 Metern Länge und 16
Metern Breite, der 1909 seiner Bestimmung
übergeben wurde.
Der traufständig zur Neutorstraße ausgerichte-
te, von der Straßenflucht zurückspringende Bau
(St. Ursula) nahm u.a. die große Pensionskirche
mit Nebenräumen, die Badeanstalt, die Speise-
säle, die große Turnhalle, Unterrichts- und
Schlafsäle sowie „Musikzellen“ auf.
Bis 1973 führten die Ursulinen die Anlage, die
vielfältigen Veränderungen unterworfen war
(Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum, Gymna-
sium, Realschule).
Rathaus
Der zweifellos bedeutendste Profanbau Duder-
stadts ist das prächtige Rathaus (Marktstraße
66), ein imposanter, zur Marktstraße ausgerich-
teter, freistehender Solitärbau, der neben den
beiden bedeutenden Stadtkirchen St. Cyriakus
und St. Servatius einen weiteren städtebaulich
wichtigen Akzent setzt. Durch das Fachwerk
seiner Obergeschosse fügt sich der mehrglie-
drige Baukörper harmonisch in die um-
schließende Bürgerhausbebauung der Stadt
ein, hebt sich jedoch zugleich durch die be-
achtliche Größe, die malerische Dreiturmfront
seiner Obergeschosse und die zwei massiven,
in Werkstein gearbeiteten Untergeschosse aus
dem Gleichklang der kleinteiligen Fachwerkbe-
bauung heraus. Auf den ersten Blick wie aus ei-
nem Guß erscheinend, stellt der heutige Bau
insgesamt gesehen das Ergebnis einer ver-
trackten, sehr differenzierten baugeschichtli-
chen Entwicklung dar, die durch annexartige
Anbauten und Zusammenfügung mehrerer
Bauteile sowie Bauplanänderungen gekenn-
zeichnet ist. Zurückverfolgen läßt sich die Bau-

Ehern. Konventsgebäude der Ursulinen, Neutorstraße


geschichte des Duderstädter Rathauses bis in
die Zeit um 1300, wie neuere bauhistorische
Untersuchungen, gestützt durch dendrochro-
nologische Daten, ergaben und die ihren Nie-
derschlag in einem 1989 veröffentlichten grund-
legenden Forschungsband der niedersächsi-
schen Denkmalpflege fanden. Die im wesentli-
chen durch H. Masuch beispielhaft durchge-
führten wissenschaftlichen Untersuchungen
leiteten zugleich umfangreiche Restaurierungs-
und Instandsetzungsarbeiten ein, deren erster
Bauabschnitt insbesondere den mittelalterlichen
massiven, zweigeschossigen Kernbau, den Ein-
bau eines weiteren Treppenhauses außen an
seiner Südseite betraf, während in zwei weite-
ren Bauabschnitten die Fachwerkgeschosse
und Dächer, der Laubenbereich, der Ratswein-
keller und sämtliche Außenbauflächen gesichert
und restauriert wurden. Zugleich sollten die im
Laufe der Jahrhunderte überformten Raumauf-
teilungen wieder aufgehoben werden, um im In-
nern historische Raumwirkungen wieder erleb-
bar zu machen. Nachdem das Rathaus bis
1976 noch Sitz der Stadtverwaltung war, wurde
es nach Abschluß der sechsjährigen Restaurie-
rungsarbeiten als Kommunikationszentrum und
als Sitz des Heimat- und Verkehrsverbandes
Eichsfeld einer neuen Nutzung zugeführt.

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