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Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0179
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Bilddokumente belegen. Wie u. a. das Beispiel
Jüdenstraße 29 zeigt, setzte der Wunsch,
„Putzarchitektur“ zu schaffen bereits in der vor-
angegangenen Bauperiode vereinzelt ein, um
sich in der Folgezeit vermehrt fortzusetzen.
Herauszustellen ist der dreigeschossige Putz-
bau Marktstraße 39, der in die nördliche Zeilen-
bebauung eingebunden ist. Durch Parzellenzu-
sammenlegung entstanden, wird der langge-
streckte Bau durch dezent angedeutete, kaum
aus der Bauflucht vortretende, zweiachsige Sei-
tenrisalite mit bekrönenden Zwerchgiebeln be-
tont, die durch umlaufende Sohlbank- und
Stockwerkgesimse an den eigentlichen Baukör-
per angebunden sind. Zur Strukturierung der
Fassade tragen schlichte Putzgliederungen bei,
die zugleich Fenstergruppen zusammenfassen.
Der Bau leitet über zum Wohn-/Geschäftshaus
Marktstraße 43 - ein symmetrisch gegliederter,
achtachsiger Putzbau mit ausgebautem Man-
sardsatteldach, der aus dem gleichen Formen-
repertoire schöpft. Strukturiert wird die strenge
Putzfassade durch Profillatten, die zur Ge-
schoßunterteilung eingesetzt sind. Aus dem
Mansardsatteldach erhebt sich ein breitgelager-
tes, frontgiebelartiges Zwerchhaus, das mit den
flankierenden Dachhäuschen dem Baukörper
das Gepräge gibt.
Im Vergleich zu den stattlichen Wohn-/Ge-
schäftshäusern an der Marktstraße, deren Erd-
geschoßzonen leider durch Entkernungen na-
hezu vollständig verändert wurden, sind die
doppelgeschossigen, stockwerkweise abge-
zimmerten Bürgerhäuser auf der südlichen Hin-
terstraße schlichter gestaltet. Ihre zweifach ver-
riegelten Wände zeigen Doppelständer und bis-
weilen kurze, gefachfüllende Streben unterhalb
der Fenster (Nr. 62, 64).
In paradigmatischer Weise verkörpert der Bau
Marktstraße 6 (ev. Pfarrhaus) von 1841 die
konstruktiv-gestalterischen Prinzipien der 5. Bau-
periode. Dem freistehenden, dreigeschossigen
Bau unter abgewalmtem Satteldach ist eine
einläufige Freitreppe vorgelegt. Sie bildet zu-
gleich die Mitte des streng achsialsymmetrisch
gegliederten Hauses.
Die zweifach verriegelten Wände der Geschos-
se schaffen ein gleichmäßiges Fachwerkraster,
akzentuiert und begrenzt durch wandhohe, ans
Rähm geführte und nach innen geneigte Eck-
streben. Auch das auf dem Areal eines städti-
schen Brauhauses errichtete ehemalige Schul-
haus („Königliche höhere Bürgerschule“) Hinter-
straße 66, das nach dem Brand von 1852
errichtet wurde, folgt diesem Fassadenaufbau.
In der geschlossenen Fachwerkzeile der Haber-
straße setzt der im Jahre 1849 für den Zinn-
gießermeister F. Küster errichtete Bau Nr. 52
aufgrund seiner Gestaltwerte und seines Bau-
materials einen besonderen Akzent. Er ist der
erste im Duderstädter Altstadtkern errichtete
Backsteinbau. Der wohl ursprünglich doppelge-
schossige Massivbau aus rotem Backstein wird
durch Werksteinrahmungen der Fenster und
geschoßunterteilende Friesbänder (Deutsches
Band) gegliedert. Zur Wirkung der bemerkens-
werten Fassade tragen der außermittige Poly-
gonalerker mit Welscher Haube, die beiden
Spitzbogenfenster, die durch einen aus Sand-

Haberstraße, Straßenaufnahme, Blick nach Westen


Haberstraße 52, von 1849, Wohnhaus des Zinngießermeisters F. Küster


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