Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0231
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
RS

Ludolfshausen, ev. Kirche, Blick von Südwesten


FRIEDLAND-MOLLENFELDE
Am äußeren Westrand der Gemeinde Friedland
liegt auf etwa 300 Metern ü. NN das unregel-
mäßig geformte Haufendorf Mollenfelde, das
verbunden ist mit Deiderode, Dahlenrode, Her-
mannrode und Gertenbach. Als „Moldghevelde“
wurde der Ort in der Schriftquelle erstmals
1318 erwähnt. Quellenmäßig gesichert sind für
die 2. Hälfte des 18.Jh. auch die 15 Feuerstel-
len und das südlich der Ortslage gelegene
„Neuerbaute Forsthaus“ an der Berlepscher
Straße. Darüber hinaus sind in der Preuss. Lan-
desaufnahme von 1876 an der nach Hermann-
rode führenden Durchgangsstraße, etwas ab-
seits der Ortskernbebauung, der Kirchhof und
der unmittelbar anschließende jüdische Friedhof
kartiert.
Nach dem Vergleich vom 16. Februar 1618
zwischen dem Landgrafen Moritz von Hessen
und dem Herzog Friedrich Ulrich, der zu jener
Zeit die südlichen Weifenlande regierte, wurde
Mollenfelde zwischen Hessen und dem Für-
stentum Göttingen aufgeteilt. Erst 1832 kam
das ganze Dorf zum Königreich Hannover. Ge-
sichert ist auch die während der ersten Jahr-
zehnte des 15.Jh. entstandene Landwehr, die
östlich von „Friedland ... mit einem noch gut er-
haltenen Graben wieder einsetzte und über
Friedland ... wohl nach Marzhausen lief, [sie] be-
nutzte dann das Tal der Molle und lief über Mol-

lenfelde bis zur Krietenwarte ..." (E. Kühlhorn).
Die ältere Ortsstruktur hat sich in wesentlichen
Zügen erhalten mit der leicht gekrümmten, den
Südrand tangierenden Kreisstraße 29 und den
kurzen nach Norden abzweigenden Er-
schließungsstraßen und der im Umkreis der Kir-
che sich verdichtenden Bebauung. Eine klein-
flächige nördliche Ortsranderweiterung (Über
den Höfen) setzt sich von der Altsiedelfläche
ab.
Aus dem überkommenen Baubestand Mollen-
feldes ragen die Kirche An der Landwehr 1,
das Wohnhaus An der Landwehr 3, das „Eu-
ropäische Brotmuseum“ Berlepscher Stra-
ße 27, die Hofanlagen Deideröder Straße 2
und 9 sowie das Wohnhaus mit Backofen Dei-
deröder Straße 14 heraus und vermögen durch
ihren Erhaltungszustand, durch ihre Gestaltwer-
te und durch ihre Lage markante Akzente im
Ortsbild zu setzen.
Zu den ältesten Bauten Mollenfeldes gehört
zweifellos der dem frühen 18.Jh. angehörende
doppelgeschossige Fachwerkbau Deideröder
Straße 14 nebst einem Lehmbackofen. Der
dreiseitig in Balkenstärke vorkragende Ober-
stock schließt mit abgewalmtem Satteldach ab.
Gegliedert werden die einfach verriegelten
Wände des bemerkenswerten Baues durch
leicht gekrümmte, relativ steil stehende, hohe

Fußstreben an den Eck- und Bundständern, die
bis zu den zusätzlich eingezogenen Kopfriegeln
reichen. Oberhalb des Riegels setzen ebenfalls
paarweise angeordnete, kurze, eckausfüllende
Winkelstreben an, die insgesamt zur Belebung
der Fassade beitragen.
Ein entsprechend konstruktiv-gestalterisches
Fachwerkgefüge zeigt der in unmittelbarer
Nähe der Kirche gelegene giebelständige Fach-
werkbau An der Landwehr 3, dem auch orts-
bildprägende Bedeutung zukommt.
Weitaus schlichteres Fachwerk bestimmen die
Bauten der Hofstelle Deideröder Straße 2 am
Nordende des historisch gewachsenen Orts-
kerns. Das Haupthaus des Dreiseithofes ruht
auf hohem Sockelgeschoß und wird von einer
mächtigen zweiläufigen Freitreppe erschlossen.
Dichte Doppelständerreihen im Erd- und Ober-
geschoß und die langen, nach Innen geneigten
Schwelle-Rähm-Streben gliedern den doppel-
geschossigen Fachwerkbau des ausgehenden
19.Jh.
Bemerkenswert ist auch die gegenüberliegende
Hofstelle Deideröder Straße 9, ebenfalls ein
Dreiseithof mit einem weit von der Straßenflucht
zurückspringenden, gut durchgestalteten dop-
pelgeschossigen Haupthaus unter abgewalm-
tem Satteldach. Der vermutlich aus der Mitte
des 18.Jh. stammende Fachwerkbau zeigt im
Oberstock markante fassadengliedernde K-
Streben an den Eck- und Bundständern.

229
 
Annotationen