Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0318
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

massiv ersetzte Erdgeschoßzonen und Gefüge-
veränderungen des Fachwerks.
Zurückverfolgen läßt sich der überkommene
Althausbestand Seulingens bis in die Mitte des
17.Jh. (Hauptstraße 21). Aufgrund seiner qua-
litätvollen Schmuck- und Zierformen zählt der
prächtige Fachwerkbau zu den auch überregio-
nal wichtigen Bauten.
Neben dem ehemaligen Dorfkrug Hauptstraße
21 und der kath. Pfarrkirche St. Johannes
Baptist An der Kirche 1 setzen die folgenden
Denkmale Akzente im Ortsbild: An der Kirche 1
(Bildstock und Prozessionsaltar), An der Kirche
6 (Pfarrhaus mit Nebengebäude), Eckberg
(Bildstock), die vier Klüsen, Göttinger Land-
straße 1 (Wegekreuz), Hauptstraße 3, Haupt-
straße 14, Winkelstraße 1 und Winkelstraße 5
(alte Schule).
Der „alte Krug“ (Hauptstraße 21)aus der Mitte
des 17.Jh. ist ein auf hohen Sockel gestellter,
stockwerkweise abgezimmerter Fachwerkbau
unter Satteldach. Der traufständig zur Haupt-

Seulingen, Winkelstraße 1, Wohnhaus, Ende 19.Jh.

j
•»

Seulingen, kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist, Außenbau, Blick von Westen


Straße ausgerichtete Fachwerkbau besticht
durch seinen Formenreichtum in der Gebälkzo-
ne und seine plastisch herausgearbeiteten ge-
drehten Säulen in den Eckständern, deren
Postament ein maskenhaftes Bildnis darstellt.
Zeittypisch ist das flach aufgelegte, beschlag-
werkartige Schnitzwerk im Füllbalken.
Der 2. Hälfte bzw. dem ausgehenden 19.Jh.
gehören die Bauten Hauptstraße 14, Winkel-
straße 1 und das Pfarrhaus An der Kirche 6
an. Das nahezu schmucklose, sehr nüchtern
wirkende Fachwerk wird bisweilen nur durch
dicht gestellte Doppelständer (Hauptstraße 14)
und durch wandhohe, bis ans Rähm reichende
Eckstreben aufgelockert.
Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist
Den Mittelpunkt des historisch gewachsenen
Dorfkerns bildet die kath. Pfarrkirche St. Johan-
nes Baptist inmitten des baumbestandenen
Kirchhofs (An der Kirche 1). Die Kirche gehört
zum Erzpriestersitz Seeburg des Archidiakonats
Nörten.
Wie archäologische Untersuchungen im Jahre
1986 ergaben, konnten als Vorgängerkirchen
ein schlichter romanischer Saalbau mit einer
nach Osten ausgerichteten, in Mauerstärke ein-
springenden, platt schließenden Apsis und eine
gotische Hallenkirche nachgewiesen und re-
konstruiert werden.
Auf den Grundmauern des im Dreißigjährigen
Krieg zerstörten gotischen Baues und unter
Einbeziehung des mittelalterlichen Turmwerks
errichtete der Italiener Dominikus Balatt eine im
Sinne des Barocks gestaltete Kirche, die 1869
um Querhaus, Sakristei und apsidial geschlos-
senen Chor in neuromanischen Formen erwei-
tert wurde.
Der heutige Bruchsteinbau erhält sein Gepräge
durch den wuchtig wirkenden, im Kern mittelal-
terlichen Westturm, der mit hohem achtseitigen
Spitzhelm abschließt, der weithin sichtbar den
Mittelpunkt des Ortes anzeigt.
Der von einer flachen Kassettendecke über-
spannte Innenraum birgt eine bemerkenswerte
Kanzel und eine 1630 datierte Sandsteintaufe.

316
 
Annotationen