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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0322
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Waake, „Herrschaftliches Wohnhaus - Garten Facade“, Gouache von W. Kretschmer, Mitte 19.Jh., Archiv Freiherr
von Wangenheim



Waake, Gutsanlage, Erbbegräbnis, um 1870, Entwurf, Ansichten, Grundrisse, Schnitt, Archiv Freiherr von
Wangenheim


eine aufwendigere Gliederung als die relativ
schmucklose Gartenfront des Gebäudes, die
lediglich durch eine zweiläufige Freitreppe und
einen kleinen Balkon aufgelockert wurde. Ak-
zentuiert wurde die Straßenseite durch einen
von G. L. F. Laves um 1825 geschaffenen porti-
kusartigen Vorbau - ein von vier dorischen Säu-
len getragener Balkon, der dem in der Mittel-
achse plazierten Haupteingang einigen Glanz
verlieh. Festgehalten ist der bauliche Zustand
des Herrenhauses in idealisiert dargestellten
Parkansichten in einer Reihe von Gouachen,
die W. Kretschmer (Göttingen) um die Mitte des
19.Jh. schuf. Im Jahre 1860 erfolgte durch die
Hinzufügung eines Mezzanins und die Um-
wandlung des zunächst hohen Walmdaches in
ein flach geneigtes, nun nicht mehr dominie-
rend in Erscheinung tretendes Vollwalmdach,
eine höchst bemerkenswerte Umgestaltung im
Sinne des Spätklassizismus. Die Erweiterung
um ein flaches Zwischengeschoß, die Ände-
rung der Dachform im Einklang mit einer streng
achsial gegliederten Fassade, deren Strenge
durch umlaufende Sohlbankgesimse und de-
zente Fenstereinfassungen unterstrichen wird,
führten insgesamt zu einem wohlproportionier-
ten Baukörper, der auch ästhetische Vorstellun-
gen befriedigt. Die Qualitäten dieses repräsen-
tativen Baues vermag leider nur noch die Abbil-
dung in „Die Rittergüter der Fürstentümer
Calenberg, Göttingen und Grubenhagen“ von
Gustav Stölting-Einbeckhausen und Borries
Freiherr von Münchhausen-Moringen“ von 1912
ansatzweise wiederzugeben. „In der Absicht,
die Urform (?) des Gebäudes wiederherzustel-
len“ (H. Lücke) erfolgte im Jahre 1955 unter der
Leitung des Göttinger Architekten Schulze-
Holzweissig und des Baumeisters Georg Dawe
ein die spätklassizistische Gestaltung völlig ver-
ändernder rigoroser Eingriff in die Bausubstanz.
Abgetragen wurden Obergeschoß und Mezza-
nin und an die Stelle des flach geneigten Voll-
walms tritt ein weit heruntergezogenes Krüppel-
walmdach, dessen Dachflächen durch Zwerch-
häuser und Dachhäuschen durchbrochen sind.
Gliedernd wirken die dreiachsigen Mittelrisalite.
Einhergehend mit der äußeren Umgestaltung
erfuhr auch das Innere eine Veränderung. Darü-
ber hinaus wurde im Jahre 1974, in Verbindung
mit der letzten einschneidenden Veränderung
des Baues, der ursprünglich für die Straßen-
front geplante laves'sche portikusartige Vorbau
an die Gartenseite versetzt, die nun zur eigentli-
chen Fassade des langgestreckten Herrenhau-
ses wurde.
Gutspark
Einblick in die Gesamtheit der Gartenanlage
des 18.Jh. ermöglichen die Flurkarten von 1732
bzw. 1750, die den Zustand des Gartenwerks
vor der Umgestaltung unter Georg August und
Philippine Juliane von Wangenheim dokumen-
tieren. In den Karten hebt sich das Areal des
heutigen Parks (Burgstraße 2), in den Grenzen
seit spätestens 1824 insgesamt etwa 24 Mor-
gen groß, deutlich durch seine dunklere Farb-
gebung ab: Es besteht aus „Korf Wiese“, ein
wohl mit Korbweiden bepflanztes Gelände,
„Baum Garten“, offenbar eine Obstbaumplanta-
ge und „Lust Garten“, bei dem es sich wohl um
ein aus sechs rechteckigen Kompartimenten
bestehendes Barockparterre handelte. Gleich-

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