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Papierschniheln.

Liebesbrief. Siebe Freundin«!

Sind Sie nicht böse das ich mir die Freiheit nehme und
Ihnen schreibe um mich ;u erkundigen warum sie sich nicht
mehr sehen lassen des Abends.

Ich bin so frei und ersuche sie aus das allerhöflichste wol-
len sie meine wertheste Geliebte nicht werden so haben Sie die
Güte und geben Sie mir eine schriftliche Antwort ob sie einen
Schreiber wollen ich bin schon besonnen mit Ihnen im Stande
der Geliebte zu tretten.

Meine Gründe muß ich Ihnen auch gleich schreiben

1) Dürfen Sie keinen mehr nachlaufen wenn ich Sie als Ge-
liebte habe wenn ich Ihnen gefalle.

2) Wenn ich Ihnen seh das Sie einen andern führen als
mich dann ist die Siebe aus.

3) Versprechen Sie mir Gewissenhaft das Sic keine Nacht-
schwärmere wo herumlaufen Sie keinen Beherbergen.

4) Versprechen Sie mir alle Siebe und Aufrichtigkeit wie es
einem Frauenzimmer zusteht.

5) Bleiben Sie mir Treu und Gehorsam schuldig und ich
Gewies auch Siebe Treu und Aufrichtigkeit schuldig wie
sie mir.

Und wir werden mit einander heiter und fröhlich sein am
Sonntag wenn sie weg können. Ich trage immer die Sorge
Sie haben mehr als dann mich, Sie müssen mir bei Hand
und Mund versprechen das Sie mir allein Treu bleiben.

Ich nehnie sie beute auf im Stande meiner Geliebte.

Ich schließe mein schreiben und verbleibe ihr neuer Geliebter
am Schluffe habe ich zu bemerken das Sie esNiemand leffen laffe.
Recht viele herzliche Grüße von ihrem neuen ergebenster
Kraxelhuder, Rentamts Skribent.

Wenden sie um.

Nachtrag.

Ich habe Ihnen noch Folgendes mitzutheilen was ich in
dem Brieflein vergeffen haben und dies Sautet.

1) Sollten Sie keine Susi Siebe und keine Aufrichtigkeit
haben oder das Sie mich vielleicht nicht wollen oder das Sie
sich vielleicht schämen an mir weil ich ein Schreiber bin.

So bitte ich recht schoen an Ihnen Siebe re. rc. Sie mö-
gen mir gleich wenn Sie mein Brieflein gelesen haben mir
schnell umgebend schreiben.

Meine weidere Bitte ist die wo Sie hier in Dienst hin-
kommen das ich mit Ihnen doch auch schwätzen kann. Dies
sind meine Neuigkeiten im ersten Brief Punkt 1. 2. 3. und 4.

Ich wiederhole meine hcrzliebende Bitte und bin gewies

überzeugt das wenn Sie keinen Geliebten in D.h

haben weil sie gern nach D.h fahren so meine und

fermuthe ich Sie haben einen dadrinnen — so hoffe ich das
Aller Beste Sie werden meine Bitte nicht verachten und wer-
den es annehmen, das Sie meine Geliebte noch werden müffen
das heißt wenn Sie wollen und wenn ich Ihnen gefalle.

Schreibe» Sie also ganz bestimmte eine schriftliche Antwort
und lassen Sie meine Brieflein Niemand leffen.

Sind Sie also nicht böse das ich so frei bin und ersuche
Sie meine Geliebte zu werden, unterdeffen schließe ich meinen
Brief und verbleibe ihr dienstbahrer

Krarelhuder, Rentamts Seribent

Quartals-Schluß. Referent. „Im Jahre 1843
wurden bei dem Bauern „Kornimhaus" 25 bayerische Gulden-
stülke, welche in einem ledernen von den beeideten Schätzleuten
auf 3 Ns. gewertheten Geldbeutel aufbewahrt waren, ohne aller
Auszeichnung entwendet. — Sebastian Hatihnschon, außerehe-
licher Seerhäuslerssohn wurde laut Gendarmerie-Anzeige g. n. i.
dieses Diebstahls verdächtig, gefänglich eingebracht und ist noch
immer verhaftet. — Obwohl das llntersuchungsgericht die Spezi-
aluntersuchung mit allem Fleiße und sorgfältigster Genauigkeit
durchgesührt hat und nur eine Jnstanzentlaffung in Aussicht
steht, so muß ich doch noch eine Ersetzung beantragen. Ein
Zeuge gibt nemlich an: er habe am fraglichen Tage um die
kritische Zeit den Inquisiten in das Damnifikathaus hinein und
nach drei Vaterunser Sänge wieder herausgehen gesehen. —Da
nicht hergestellt ist, wie lange Zeuge zur Abbetnng des Vater-
unsers Zeit nothwendig hat, so hat derselbe conim commissione
drei Vaterunser zu beten, wobei das Untersuchungs-Gericht
angewiesen wird, die so verbrauchte Zeitlänge aktenmäßig zu
machen."

Die Gemeinde-Wohnung. Ein Sandgerichts-Asseffor
ließ einen Gemeinde-Vorsteher zu Gericht rufen, und gab ihm
den Auftrag, daß für den N. N., der demnächst aus dem Straf-
arbeitshaus entlasten werde, eine Wohnung geschafft werden
müffe, weil er in der Gemeinde heimathsberechtiget sei; der
Gemeinde-Vorsteher entgegnete hierauf, das sei nicht noth-
wendig; denn beim Tag könne er in Haimgarten (auf Besuch)
gehen, und zur Nachtszeit gingen immer einige auf das Steh-
len aus, da könne er sich in das Bett von einem solchen legen."

Crwerbsräthliches. „Wenn Sie auch gerade jetzt kei-
nen Erwerb baben, es gibt ja hundert Mittel und Wege in
einer großen Stadt sich Etwas zu verdiene». Verlegen Sie
sich aufs finden verlorener Sachen. So ist gleich gestern
wieder ein zu Verlust gegangener Ring im Blättl ausgeschrie-
ben worden: Finden Sie ihn und Sie haben Ihren ge-
wissen Kronenthaler!"

Eheliche Affekuranz. „Sieber Freund, warum lassen
Sie sich nimmer bei mir sehen?"

„Und Sie mögen noch fragen, hat cs Ihnen Ihre junge
Frau nicht gesagt!"

„Weiß schon, weiß schon, daß Sie meiner Emilie zu grob
sind; mir sind aber gerade dies die liebsten Freunde im Haus,
mit denen meine Frau nichts zu thun haben will."
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