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Wie die Rathshcrren den Landgrafen empfangen.
Da rief der Bürgermeister: „Es kommen mir Ideen!"
Worüber hochverwundcrt die Rathshcrrn an sich sch'u,
„Ich Hab' es," rief er weiter, „ichhab' eS — Gott fei Dank —
Es soll dem Landgraf werden ein festlicher Empfang.
„Wir richten her in Eile den großen Rathhanssaal
Und lassen dort bereiten ein königliches Mahl,
Zwölf sind wir — nnv zwölf Schüsseln werben da servirt,
Bon denen Jeder eine dem Landgraf präsentirt."
„Ich trag' die erste Schüffcl, Ihr tragt die andern nach,
Und wie ich's vor Euch mache, so macht Ihr's Alle nach;
Gebt Acht ans mein Benehmen und schreitet würdevoll,
Daß man von Jedem sage: ein Rathsherr jeder Zoll."
Der Abend naht — die Sonne neigt sich zum Untergang,
Horch — da ertönt von Weitem gar lustiger Hüfthornllang,
Dazwischen Meutckläffen — und jetzt auf hohe». Roß
Sicht man den Landgraf reiten sammt seinem Jagcrtroß.
Er steigt vom Pferd und schreitet hinauf zum Rathhaussaal, ;
Er setzte sich zur Tafel und harret auf das Mahl,
Da öffnet sich die Thüre, aus welcher im Ornat
Mit einer großen Schüssel der Bürgermeister trat.
Und hinter ihm mit Schüsseln die Rathsherrn schreiten nach.
Und wie voran er schreitet, so schreiten Alle nach,
Sie tragen ihre Schüsseln so ernst und würdevoll —
Man muß von Jedem sagen: ein Rathsherr jeder Zoll.
Doch wie der Bürgermeister des Saales Mitt' erreicht
Und sich mit vielem Anstand tief vor dem Landgraf neigt — j
Da — stolpert er — am Boden er sammt der Schüssel lag —
Die Rathsherrn sehen'S — und stolpern pflichtschuldigst hinten nach.
Der Landgraf will erst zürnen, doch hat er sich bedacht Und wir —wir lachen mit ihm, obwohl wir uns gesteh'»
Und hat zum Schluß darüber aus voller Brust gelacht. Daß ähnliche Geschichten noch heutzutag gcschch'n:
Wie zwischen Fisch und Suppe und Braten und Salat Der Vorgesetzte stolpert — cö müßte also sein,
Am Boden hat gelegen der hohe Magistrat. Die Untergebenen glauben — und stolpern hinterdrein.
Wie die Rathshcrren den Landgrafen empfangen.
Da rief der Bürgermeister: „Es kommen mir Ideen!"
Worüber hochverwundcrt die Rathshcrrn an sich sch'u,
„Ich Hab' es," rief er weiter, „ichhab' eS — Gott fei Dank —
Es soll dem Landgraf werden ein festlicher Empfang.
„Wir richten her in Eile den großen Rathhanssaal
Und lassen dort bereiten ein königliches Mahl,
Zwölf sind wir — nnv zwölf Schüsseln werben da servirt,
Bon denen Jeder eine dem Landgraf präsentirt."
„Ich trag' die erste Schüffcl, Ihr tragt die andern nach,
Und wie ich's vor Euch mache, so macht Ihr's Alle nach;
Gebt Acht ans mein Benehmen und schreitet würdevoll,
Daß man von Jedem sage: ein Rathsherr jeder Zoll."
Der Abend naht — die Sonne neigt sich zum Untergang,
Horch — da ertönt von Weitem gar lustiger Hüfthornllang,
Dazwischen Meutckläffen — und jetzt auf hohe». Roß
Sicht man den Landgraf reiten sammt seinem Jagcrtroß.
Er steigt vom Pferd und schreitet hinauf zum Rathhaussaal, ;
Er setzte sich zur Tafel und harret auf das Mahl,
Da öffnet sich die Thüre, aus welcher im Ornat
Mit einer großen Schüssel der Bürgermeister trat.
Und hinter ihm mit Schüsseln die Rathsherrn schreiten nach.
Und wie voran er schreitet, so schreiten Alle nach,
Sie tragen ihre Schüsseln so ernst und würdevoll —
Man muß von Jedem sagen: ein Rathsherr jeder Zoll.
Doch wie der Bürgermeister des Saales Mitt' erreicht
Und sich mit vielem Anstand tief vor dem Landgraf neigt — j
Da — stolpert er — am Boden er sammt der Schüssel lag —
Die Rathsherrn sehen'S — und stolpern pflichtschuldigst hinten nach.
Der Landgraf will erst zürnen, doch hat er sich bedacht Und wir —wir lachen mit ihm, obwohl wir uns gesteh'»
Und hat zum Schluß darüber aus voller Brust gelacht. Daß ähnliche Geschichten noch heutzutag gcschch'n:
Wie zwischen Fisch und Suppe und Braten und Salat Der Vorgesetzte stolpert — cö müßte also sein,
Am Boden hat gelegen der hohe Magistrat. Die Untergebenen glauben — und stolpern hinterdrein.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie die Rathsherrn den Landgrafen empfangen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 498, S. 142
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg