M= 550.
Aus Detter Büdeles Waidmanns-Leben.
I. Vetlkr Büdele.
Betrachtet Euch einmal den kleinen braune» Mann mit
den faltigen lohfarbigen Wasserstiefeln an den kurzen Beinen,
den wcttcrgcschundcnc» Zagdrock um die Schultern, aus dem
graulichen Gelockt den grünen Filz, geschmückt mit GcmSbart
und Federn von mehr als zwanzigcrlci Flügelthicrc», an der
Unken Seite den speckige» Jägcrranze» an den sich eine Zwillings-
büchse waldrostgcbräunt anschmiegt, wie ein zartes Jungfräulcin
im traulichen Walddunkel an ihren Herzallerliebsten! Seht
diese buschigen vom Alter stark bereiften Augenbrauen unter
denen ein paar graue Augen gar frisch und keck hervorblitzen
und zwischen denen eine schwach gebogene kupfcrige Nase ent-
springt, unter der sich ein breiter Mund öffnet, dessen schmale
Lippen, übersprudclud von Späßen, Kraftausdrücken und kerni-
gen Sentenzen, eingefaßt sind von zahllosen Falten und Fält-
chcn. 'S ist. der Vetter Büdclc, und der krummbeinige
Dachshund mit dem zottigen Behänge ist sein treuer Waidgcnossc, l
der Waldmann.
Keine gewalttgcrn Waidgesellen sah jemals die Sonne.
Im düstern Dunkel, wo der Waldgeist aus den Blättern rauscht,
in der einsame» Waldschlucht, wo die silberne Quelle durch
; die Erle» murmelt, auf der starrenden Fclskuppe, wo das
letzte AlpcnröSlcin fein kümmerndes Dasein hinsiccht und die
dürre Raute ihr kärglich Fortkommen sucht,- auf der braunen
Haide, im nebclgcbärcnden Moor, am sumpfigen Teich aus
dessen Bläue die goldene» Seerosen lachen, die schlanken Binsen
nicken und das aufgeschossene Schilfgestaude wispert und flüstert,
da ist ihre Hcimath. Im eisigen NordwindSsturni, in der dörren-
den Sonnengluth, im blendenden Schneegestöber und durch-
j dringenden Regenguß, beim nebligen Abcnddämmerschein, sowie
im thauigcn Morgcngra» ist ihre Wonne, ist ihre Lust. Ja,
ich glaube wenn dereinst der Parforcc-Jäger Hain dem Vetter
Büdele daS „Hallali" blast, dann wird der liebe Herrgott ;
sagen: „aber mein Herr und Heiland, waS Ihun wir mit dem
Büdele im ewigen Frieden und in der ewigen Ruh' ? Mit dem
ewigen Schauen ist seiner armen Seel' nicht geholfen, und es
deucht u»S am beste», wir lassen ihn mit dem alten Hackelbcrg
auf der Erde hcrnmpürschcn, so lang daS alte Zeug zusammrnhält."
2. Wie Vetter
Wcnn'S recht malcfizisch regnet, daß cs nur so h,
schüttet, wie mit Kübeln, und kein Mond und kein St
am Himmel scheint und glitzert, wenn's mit einem Wo,
kuhranzcnfinstcr ist und der Wv>d um die Schoritstrine
Aus Detter Büdeles Waidmanns-Leben.
I. Vetlkr Büdele.
Betrachtet Euch einmal den kleinen braune» Mann mit
den faltigen lohfarbigen Wasserstiefeln an den kurzen Beinen,
den wcttcrgcschundcnc» Zagdrock um die Schultern, aus dem
graulichen Gelockt den grünen Filz, geschmückt mit GcmSbart
und Federn von mehr als zwanzigcrlci Flügelthicrc», an der
Unken Seite den speckige» Jägcrranze» an den sich eine Zwillings-
büchse waldrostgcbräunt anschmiegt, wie ein zartes Jungfräulcin
im traulichen Walddunkel an ihren Herzallerliebsten! Seht
diese buschigen vom Alter stark bereiften Augenbrauen unter
denen ein paar graue Augen gar frisch und keck hervorblitzen
und zwischen denen eine schwach gebogene kupfcrige Nase ent-
springt, unter der sich ein breiter Mund öffnet, dessen schmale
Lippen, übersprudclud von Späßen, Kraftausdrücken und kerni-
gen Sentenzen, eingefaßt sind von zahllosen Falten und Fält-
chcn. 'S ist. der Vetter Büdclc, und der krummbeinige
Dachshund mit dem zottigen Behänge ist sein treuer Waidgcnossc, l
der Waldmann.
Keine gewalttgcrn Waidgesellen sah jemals die Sonne.
Im düstern Dunkel, wo der Waldgeist aus den Blättern rauscht,
in der einsame» Waldschlucht, wo die silberne Quelle durch
; die Erle» murmelt, auf der starrenden Fclskuppe, wo das
letzte AlpcnröSlcin fein kümmerndes Dasein hinsiccht und die
dürre Raute ihr kärglich Fortkommen sucht,- auf der braunen
Haide, im nebclgcbärcnden Moor, am sumpfigen Teich aus
dessen Bläue die goldene» Seerosen lachen, die schlanken Binsen
nicken und das aufgeschossene Schilfgestaude wispert und flüstert,
da ist ihre Hcimath. Im eisigen NordwindSsturni, in der dörren-
den Sonnengluth, im blendenden Schneegestöber und durch-
j dringenden Regenguß, beim nebligen Abcnddämmerschein, sowie
im thauigcn Morgcngra» ist ihre Wonne, ist ihre Lust. Ja,
ich glaube wenn dereinst der Parforcc-Jäger Hain dem Vetter
Büdele daS „Hallali" blast, dann wird der liebe Herrgott ;
sagen: „aber mein Herr und Heiland, waS Ihun wir mit dem
Büdele im ewigen Frieden und in der ewigen Ruh' ? Mit dem
ewigen Schauen ist seiner armen Seel' nicht geholfen, und es
deucht u»S am beste», wir lassen ihn mit dem alten Hackelbcrg
auf der Erde hcrnmpürschcn, so lang daS alte Zeug zusammrnhält."
2. Wie Vetter
Wcnn'S recht malcfizisch regnet, daß cs nur so h,
schüttet, wie mit Kübeln, und kein Mond und kein St
am Himmel scheint und glitzert, wenn's mit einem Wo,
kuhranzcnfinstcr ist und der Wv>d um die Schoritstrine
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus Vetter Büdeles Waidmanns-Leben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 23.1856, Nr. 550, S. 169
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg