Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
»*MS

Erscheinen wöchentlich (InMal. Subscrlpli-nS. vvill Jjs,
- »33« ?«'« !ür Kn Band non 24 Wammen 3 fl. 36 fr. V V,IL

ober 2 Rlhlr. (Slnjelne Nummern kosten 12 ft. oder 4 Sgr.

Die verkauften Nasen.

(Fortsetzung.)

Die beiden Wucherer berathschlagtcn erst noch einmal
> heimlich, wie ihr Plan am Besten auSzuführcn sei. Sie mußten
' endlich zu einem Entschlüsse gekommen sein, denn plötzlich er-
hoben sich Beide und setzten sich einen Tisch näher nach dem
i frühstückenden Grasen hin, der sie jedoch gar nicht zu bemerken
schien. Noch waren drei unbesetzte Tische nach und nach ein-
zunehmen, ehe man sich ganz in der Nähe des Grasen befand,
dem es gewiß viel zu auffallend gewesen sein würde, wenn
i die beiden Juden mit einem Male um alle Tische vorgerückt
j wären. Nach Verlaus einer halben Stunde war da» schwierige
- Manöver glücklich beendet und Kapaun befand sich nebst Stern-
berg an demselben Tische, wo der Graf behaglich die letzten
Reste seine- Mahles verzehrte, ohne jedoch den beiden Ange-
rücktcn mehr Aufmerksamkeit zu bezeigen, als er eS vorhin
gethan hatte. Trotz Rücken mit den Stühlen und Räuspern
würdigte sie der Graf keines Blickes. Verlegen blickten sich
; die Beiden an, doch fand keiner einen Ausweg, der sie von
j dieser Befangenheit hätte befreien können.

„Kargo», »n verre tt'eau!" rief jetzt mit Donnerstimme

Die beiden Juden fuhren erschreckt zusammen, weil sie
gleich dachten, daß mit einem Manne, der so gewaltig schreien
könne, ein heimliches, stilles Geschäftchen gar nicht zu machen

Der Kellner brachte das Gewünschte und setzte eS mit
einer Verbeugung vor den Grafen hin, um sich dann wieder
;» entfernen.

„Herr Marköhr, haben Ce de Gütigkeit, mir ßu gicben
aach ahn GlaS verre ü'sau!" rief ihm Kapaun nach, der
l durch dieic Wendung ein Gespräch mit dem Grasen einleiten

wollte, aber dieser beachtete die Aeußcrung gleiche» Geschmackes
eben so wenig, wie er vorhin das Tischmanövcr bemerkt hatte.

Sternbcrg glaubte ein anderes Mittel anwenden zu müssen.
Er zog eine silberne Dose aus der Tasche, ein uneingelöstcS
Pfandstück irgend eine« unglücklichen Schuldners, und bot dem
Grafen eine Prise an. Dieser dankte mit einer flüchtigen Ver-
beugung. Verblüfft schauten sich die beiden Speculanten an,
weil auch dieses Mittel, ein Gespräch anzuknüpfen, erfolglos
geblieben war. Endlich hatte Kapaun wieder einen AuShülfe-
Gcdanken. Er griff rasch in die noch offene Dose Sternbergs,
nahm eine tüchttgc Prise und nieste darauf nach Leibeskräften.
Der Graf bemerkte jedoch auch diese Nascnanstrengung nicht.

„Affuffo!')" rief Sternberg.

„Boruch tihje!*)* entgegncte Kapaun.

»'S iS doch main Seel ahn wahrer Genuß vor de RaS,
so ahne Prise," fuhr Sternbcrg fort.

„Mer kennte sagen ahne Göttcrslust vor de Ra» iS ahne
Prise," bestätigte Kapaun.

Trotz der außerordentlichen Betonung, welche bei diesen
Reden auf daS Wort »Nase" gelegt wurde, wollte der Gras
noch immer nicht den Sprechern seine Aufmerksamkeit zuwen-
den. Da wandte sich endlich daS edle Paar leise an den
Kellner, um diesen zu einer Vermittlung mit dem Grafen zu
bewegen. Wirklich schien auch dieser bereit, sich dieses Auftrages
zu unterziehen und wandte sich unter den höflichsten Verbeu
gungen zu dem Naftnsammler, dem er daS Begehren der bei-
den Kinder Israels vorstelltc.

Der Gras schien Anfangs dem Anerbieten abgeneigt zu
sein und ließ sich nur nach wiederholtem Zureden teS Kellners
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen