Wie der Erfurter Schuster Bauman« auf einer Fußreise in einem Tage durch fünfzehn
deutsche Länder gekommen ist und was ihm dabei pasfirte.
(Zugleich ein Promcmoria sür die allgemeine deutsche Miiuzkousereoz.)
Daß die große Frage: Was ist dcS Deutsche» Vater-
land? — im praktischen Sinne noch immer durchaus nicht
befriedigend zu beantworten sei, das konnte man am Besten
wohl zu Anfang des gegenwärtigen Jahres, d. i. 1856 nach
Ehristi Geburt, erkennen. Im Jahre vorher hatte Preußen
nämlich gesetzlich bestimmt:
„daß vom 1. Januar 1856 alle Sorten ausländisches
„Papiergeld in den preußischen Staaten nicht mehr in
„den Verkehr gebracht werden dürften und die Verans-
„gabung solcher Gcldsorten sogar mit beträchtlicher Strafe
„zu belegen sei."
Nicht lange darauf kamen die kleinere» und kleinsten
Staaten mit demselben Gesetze und so war plötzlich die Un-
masse deS verschiedenen Papiergeldes in die hcimathlichen Lan-
deSgrenzen »erwiesen.
Die meisten Verwirrungen brachte dieses Machtgcbot i» !
der eigentlichen Mitte Deutschlands hervor, woselbst die Ge-
bictStheile und Landesgrenzen so enge beisammen liegen, daß
man zu deren Unterscheidung auf einer mittelgroßen General- (
Karte von Deutschland immer noch eines vorzügliche» MikroS- [
kopeS bedarf.
In dieser Gegend und zwar in der preußischen Festungs-
stadt Erfurt lebt ein biederer Schuster Namens Baumann, der
schon längst ein Verlangen trug, seinen Detter den Tischler
Naumann in Königscc zu besuchen, welches letztere Städtchen
bciläusig gesagt, etiva zehn bis elf Stunden südlich von Erfurt
im Schwarzburg-Rudolstädtischen liegt. Bauman» und Nau-
mann waren nicht bloS Vettern sondern auch alte, gute Freunde
! und statteten sich mindestens deS JahreS zwei bis drei Mal
regelmäßige gegenseitige Besuche ab. AlS Naumann zuletzt
zum Martini-Markt in Erfurt gewesen war, hatte ihm beim
Scheide» Baumann seinen Gegenbesuch zum Neujahr versprochen
und die milde, außerordentlich freundliche Witterung jener
Periode erinnerte den ehrlichen Schuster jetzt lockend an sein ■
Versprechen.
„Packe mir morgen meinen Quersack," sagte er am Ncu-
jahrStagc zu seiner Frau, „denn mit dem Frühesten breche ich
auf nach Königsee. Bei der milden Witterung nehme ich den
Fußweg über den Steigerberg und da jetzt in der Werkstatt
ohnehin nicht viel zu thun ist, so übernimm Du die Aufsicht
über Gesellen und Lehrling. Ich werde diesmal wohl so ein
acht bis zehn Tage drüben in Königscc beim Vetter Bau-
mann bleiben."
Gesagt, gcthan. Am andern Morgen nahm Bauman»
auS dem Schubfache zwanzig preußische Thalerscheine (denn er
wollte sich drüben in Königscc lustige Tage machen) und noch
deutsche Länder gekommen ist und was ihm dabei pasfirte.
(Zugleich ein Promcmoria sür die allgemeine deutsche Miiuzkousereoz.)
Daß die große Frage: Was ist dcS Deutsche» Vater-
land? — im praktischen Sinne noch immer durchaus nicht
befriedigend zu beantworten sei, das konnte man am Besten
wohl zu Anfang des gegenwärtigen Jahres, d. i. 1856 nach
Ehristi Geburt, erkennen. Im Jahre vorher hatte Preußen
nämlich gesetzlich bestimmt:
„daß vom 1. Januar 1856 alle Sorten ausländisches
„Papiergeld in den preußischen Staaten nicht mehr in
„den Verkehr gebracht werden dürften und die Verans-
„gabung solcher Gcldsorten sogar mit beträchtlicher Strafe
„zu belegen sei."
Nicht lange darauf kamen die kleinere» und kleinsten
Staaten mit demselben Gesetze und so war plötzlich die Un-
masse deS verschiedenen Papiergeldes in die hcimathlichen Lan-
deSgrenzen »erwiesen.
Die meisten Verwirrungen brachte dieses Machtgcbot i» !
der eigentlichen Mitte Deutschlands hervor, woselbst die Ge-
bictStheile und Landesgrenzen so enge beisammen liegen, daß
man zu deren Unterscheidung auf einer mittelgroßen General- (
Karte von Deutschland immer noch eines vorzügliche» MikroS- [
kopeS bedarf.
In dieser Gegend und zwar in der preußischen Festungs-
stadt Erfurt lebt ein biederer Schuster Namens Baumann, der
schon längst ein Verlangen trug, seinen Detter den Tischler
Naumann in Königscc zu besuchen, welches letztere Städtchen
bciläusig gesagt, etiva zehn bis elf Stunden südlich von Erfurt
im Schwarzburg-Rudolstädtischen liegt. Bauman» und Nau-
mann waren nicht bloS Vettern sondern auch alte, gute Freunde
! und statteten sich mindestens deS JahreS zwei bis drei Mal
regelmäßige gegenseitige Besuche ab. AlS Naumann zuletzt
zum Martini-Markt in Erfurt gewesen war, hatte ihm beim
Scheide» Baumann seinen Gegenbesuch zum Neujahr versprochen
und die milde, außerordentlich freundliche Witterung jener
Periode erinnerte den ehrlichen Schuster jetzt lockend an sein ■
Versprechen.
„Packe mir morgen meinen Quersack," sagte er am Ncu-
jahrStagc zu seiner Frau, „denn mit dem Frühesten breche ich
auf nach Königsee. Bei der milden Witterung nehme ich den
Fußweg über den Steigerberg und da jetzt in der Werkstatt
ohnehin nicht viel zu thun ist, so übernimm Du die Aufsicht
über Gesellen und Lehrling. Ich werde diesmal wohl so ein
acht bis zehn Tage drüben in Königscc beim Vetter Bau-
mann bleiben."
Gesagt, gcthan. Am andern Morgen nahm Bauman»
auS dem Schubfache zwanzig preußische Thalerscheine (denn er
wollte sich drüben in Königscc lustige Tage machen) und noch
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie der Erfurter Schuster Baumann auf einer Fußreise in einem Tage durch fünfzehn deutsche Länder gekommen ist und was im
dabei passirte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Deutschland <Motiv>