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Wie man Gehaltszulage erlangt.
(Schluß.)
„Also wohl verstanden, Herr Minister, wenn Sie meinem
Manne nicht augenblicklich die Zulage bewilligen, sage ich,
so sollen Sie sehen, was geschieht. Dann laufe ich hier mit
meinen beiden Rangen durch alle Straßen der Residenz und
wir schreien so lang Zeter und Mordio, bis Ihr Ministerium
gestürzt ist, sage ich. Wonach zu richten."
Hier machte Frau Lämmlein vor Erschöpfung eine Pause,
dann fuhr sie fort: „Siehst Du, so muß man es machen,
wenn mau Etwas durchsetzen will und so werde ich es machen, -
darauf gebe ich Dir mein Wort!"
Den Schluß von der Rede seiner Frau hatte Lämmlein
gar nicht mehr vernommen, denn schon zu Anfang waren ihm
fast die Sinne geschwunden, als er den gräßlichen Vorsatz seiner
Frau erfuhr. Er schlug die Hände über dem Kopfe zusammen
und seufzte einmal über das andere: „O Gott, o Gott! Ich
unglücklicher Mann! Frau, Du bringst uns Alle uni den
Hals, auf die Festung, außer Brod!"
Aber das glaubte die Caleulatorin durchaus nicht, sondern
versicherte ihrem Manne wiederholt, daß sie genau so thun!
würde, wie sic es jetzt beschrieben hatte. Da Lämmlein sie'
durchaus nicht von ihrem Plane abbriugen konnte, so bemühte
er sich jetzt, wenigstens einen Aufschub, eine Galgenfrist von
ihr zu erlangen.
„Bei dem Leben unsrer Kinder beschwöre ich Dich, Mal-;
chen, liebes, gutes Matchen," bat Lämmlein, warte mit!
Deinem Besuche bei Seiner Excellenz, dem Herrn Finanz-
minister, mindestens bis zum Januar. Ich will bis dahin
erst noch einmal versuchen, ob eine recht eindringliche Supp-
licatiou um Gehaltserhöhung nicht endlich das gewünschte'
Ziel erreicht. Hilft es wieder nichts, nun dann gehe hin
und stürze uns in das Verderben."
„Albernes Geschwätz, Verderben, Festung und dergleichen
mehr", hohnlachte Frau Lämmlein, „das kenne ich besser als
Du. Aber, damit Du siehst, wie gut und nachgiebig ich bin,
so will ich mich gedulden und erwarten, ob auf Dein Gesuch
endlich ein günstiger Bescheid einläuft. Heute Haben wir den
sechzehnten Dezember; ist also bis zum vierten, nein bis zum
fünften Januar keine Antwort, oder nur eine abschlägige da,
so mache ich mich Tags daranf auf den Weg zur Residenz
und dort sollen sie zittern und beben, wenn die Frau Cal-
culatorin Lämmlein einmal so von der Leber weg spricht."
Der arme Calculator war ganz außer sich und seiner
Glieder nicht mehr Herr. Vollkommen vernichtet blieb er in
seinem Stuhl sitzen als sich jetzt seine Fran entfernte nnd
erst nach und nach ordneten sich seine armen, geplagten Ge-
danken wieder. Aber es war immer nur eine sehr traurige
Ordnung, in die er seine Ideen zu bringen vermochte. Einen
Aufschub hatte er erlangt, aber weiter nichts. Was er in
dieser Zeit thun sollte, das war ihm selbst noch nicht klar.
Eine Bittschrift abzuschicken wagte er bei seiner großen Aengst-
lichkeit durchaus nicht, denn er sagte sich immer wieder, daß
man ihm gewiß längst würde an Gehalt zugelegt Haben, wenn
er es wirklich verdiente.
Tag und Nacht fand Lämmlein seit diesem Augenblicke
keine Ruhe mehr. Die Zukunft hatte für ihn gar zu düstere
Farben und dabei war er viel zu bescheiden, um sich eine
wenn auch noch so geringe Hoffnung zu göuuen. Fran
Lämmlein fragte zu seinem größten Entsetzen fortwährend
nach der Bittschrift, die er absenden sollte und wiederholte
täglich ihre staatsverbrecherischen Drohungen gegen den Minister.
In seiner Verzweiflung hatte der Calculator schon an
Selbstmord gedacht, aber die Furcht vor der allzugroßen Sünde