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Ein Baucrnstücklein.

worden war. So gnädig war der gnädige Herr noch nie ge-
wesen. Nur Eines wurden sie sofort mit unangenehmer Über-
raschung gewahr ... es war das Zimmer nicht geheizt!
Der Gutsherr aber schien hierauf nicht zu reslektiren, ermahnte
die Leute, nun nach Belieben zu trinken, und schritt sodann,
in seinen pelzbesetzten Schlafrock gewickelt und eine frische Pfeife
anzündend, in der besten Laune auf und ab, während des Wir-
thes Christian auf sein Geheiß anzapfte und die Gläser füllte.
Die Schwaben aber sein gescheidte Leut' und auch unsere Bau-
ern hatten bald weg, wo das Ganze hinaus sollte. „Jäckle",
wisperte der Schulz und stieß seinen Nachbar an, „nun wol-
len wir uns warm trinken, hörst Du!" und der Jäckle stieß
den Gischpel und der Gischpel den Obernberger, und so fort,
und alle blinzelten verschmitzt einander zu, als Antwort: „Wohl-
verstanden!" — Run fingen die Bauern an zu trinken, daß
es dem Gutsherrn angst und bang wurde. „O weh', mein
Bier," klagte er heimlich, „so war's nicht gemeint." Immer
rascher schritt er die Stube auf und ab, endlich verschwand er
und — o blaues Wunder! — nicht lange dauerte es, so
krampelte es im Ofen herum und fing das Feuer an zu kni-
stern, daß den Bauern das Herz im Leibe lachte. „Wohl,"
calculirte der Gutsherr, „kann euch Baren die Kälte nicht ver-

treiben, so soll's die Hitze; Sabina, schür' ein, aber tüchtig!"
Bald wurde es gemüthlich warm, das Wasser lief von den
aufthauenden Fensterscheiben herab, die Nasen verloren ihren
rosigen Schimmer, beim Bierglase wurde es behaglich, — bald
aber wurde die Wärme zur Hitze, die Bauern rückten hin und
her, der wieder eingetretene Herr legte die Pfeife weg und
lüftete den Rock, lächelte aber vor sich hin, denn er meinte,
es nun recht angefangen zu haben. Aber der Schulze hatte
bald wieder ein probates Gegenmittel gefunden. „Jäckle,"
sagte er leise und zwickte seinen Nachbar in's Bein, „warm
sind wir, nun wollen wir uns wieder kühl trinken, hörst
Du!" — und der Jäckle lachte und zwickte den Gischpel, und
der Gischpel den Obernberger und so fort, und alle blinzelten
wieder, als Antwort: „Wohlverstanden!" — So ging denn
zu des Gutsherrn argem Verdruß das Fäßchen, das eigentlich
nur schandenhalber hingestellt war, bald zu Ende, und das
Letzte ließ sich der Christian in's Glas und sagte: „Für's Ein-
schcnken! Des Gnä' Herrn Wohlsein!" Nun standen alle auf,
reichten dem Gutsherrn die Hand, bedankten sich schön und
gingen an ihre Schlitten. Wer aber die lange Nase davon-
trug, das war dießmal der Gutsherr. —


Freundschaftsdienst.
In einer kothigen Straße wanken zwei Freunde, des süßen
Weines voll, hin und her. Endlich fällt der Eine und bittet
den Andern, ihn doch nicht da liegen zu lassen, sondern ihm
aufzuhelfen. „Aufheben, Freundchen," erwiderte dieser, „kann
ich Dich nicht, aber zu Dir legen will ich mich!"

Gute Antwort.
Einen Bettler fror und hungerte. — „Würdest Du Dich
lieber wärmen, oder satt essen?" fragte ihn Jemand.
„Am liebsten briet ich mir ein Stück Fleisch," cntgeg-
nete er.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Bauernstücklein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Gutsherr
Trinken <Motiv>
Fass
Tabakspfeife <Motiv>
Karikatur
Bauer <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 24.1856, Nr. 563, S. 87
 
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