Schreibebrief von Jtzig Wertheim an feinen Freind Mofes Löwenstei«,
aß worein szu lesen de Beschreibing von den grausten Gebortstage vom Herrn Amschel Meyer un Companie, mächt'ges
Bankierhaus in Frankfort, was da liegt an den Maine.
Moses lieb!
„Mer sagt immer: Niemand wahß, was eine Sache is
un das is auch ivahr, aber, Mvsesleben. itzt wahß ich's doch
un noch derzn wahß ich, was eine Hauptsache is.
Eine Hauptsache is der grauße Gebortstag vuu Amschel
Meyer un Companie in Fraukfort! Un ich bin derbei ge-
wiesen, aß ich dabei gewiesen bin! Mei Herze bumbert mer
immer noch vor lauter Fraidigkeit nn Entzicktsanikeit wenn
ich dran denke, was for e rare Bergnigung das is gewiesen. .
Aß De iverst wissen, steh ich in's Kontekorenz mit ^
Amschel Meyer un Companie un mer machen mitenander ,
alle Jahre doch ä ganz nettes, feines Geschäftche. Wie ich !
nn bin gekiinmen ßn fahren nach Frankfort nn will de Bi- j
lanze abwickeln, sagt Amschel Meyer nn Companie: „Gott's
Wunder," sagt er, „aß ich mer freie >vie ä Kind, daß Se
sein gekiinmen ßn fahren grade af den heintigen Tag, was !
is mei Jvmlide*)." Un dann drückt er mer de Hand nn sagt:
„Wertheimleben," sagt er, „heint sein Se mei Gast. Uni :
Uh re Drei werd geachelt^) s'Dineh, dann ßeig ich der Ge-
sellschaft mein Park un Abends hob ich gearanschirt eine
grauße, macht'ge Soharei mit Mnsikkimpenirings, estethliche
Deklemazinn, Feierwerk, Thee, Bntterbrod nn Alles, >vas Se
sich denken können. Wertheimleben, Se sollen glaben, Se
weren bei Rothschilden, paßen Se auf, was ich Se sage." —
Na, Moses, De Werst doch nich denken, daß ich sage: „Nee, '
ich kimin nich" — im Gegentheil, ich sag: „Herr Amschel
Mayer nn Companie, Gott soll Se schenken langes Leben,
eine starke Familche un kein Geschäftchen unter vierßig, fnfßig
Perßent", sag ich. Mosesleben, das hettest De sehn sollen, '
wie'n meine Gratilazion hat gerührt, er hat geplanchent^) ^
>vie ä Kind, aber ich weiß nich, ob er is mehr gerührt ge- !
wesen von wegen de Familche, oder von wegen das lange
Leben, oder von wegen de Perßentchers. Er is mer ge-
fallen nnl'n Hals UN hat gesagen: „Wertheimleben, Se
haben mich gerihrt, ich kann Se's nich sagen, lute gerührt Se
') Jomlide, Geburtstag.
2) geachelt, gespeist.
3) planchenen, weinen.
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aß worein szu lesen de Beschreibing von den grausten Gebortstage vom Herrn Amschel Meyer un Companie, mächt'ges
Bankierhaus in Frankfort, was da liegt an den Maine.
Moses lieb!
„Mer sagt immer: Niemand wahß, was eine Sache is
un das is auch ivahr, aber, Mvsesleben. itzt wahß ich's doch
un noch derzn wahß ich, was eine Hauptsache is.
Eine Hauptsache is der grauße Gebortstag vuu Amschel
Meyer un Companie in Fraukfort! Un ich bin derbei ge-
wiesen, aß ich dabei gewiesen bin! Mei Herze bumbert mer
immer noch vor lauter Fraidigkeit nn Entzicktsanikeit wenn
ich dran denke, was for e rare Bergnigung das is gewiesen. .
Aß De iverst wissen, steh ich in's Kontekorenz mit ^
Amschel Meyer un Companie un mer machen mitenander ,
alle Jahre doch ä ganz nettes, feines Geschäftche. Wie ich !
nn bin gekiinmen ßn fahren nach Frankfort nn will de Bi- j
lanze abwickeln, sagt Amschel Meyer nn Companie: „Gott's
Wunder," sagt er, „aß ich mer freie >vie ä Kind, daß Se
sein gekiinmen ßn fahren grade af den heintigen Tag, was !
is mei Jvmlide*)." Un dann drückt er mer de Hand nn sagt:
„Wertheimleben," sagt er, „heint sein Se mei Gast. Uni :
Uh re Drei werd geachelt^) s'Dineh, dann ßeig ich der Ge-
sellschaft mein Park un Abends hob ich gearanschirt eine
grauße, macht'ge Soharei mit Mnsikkimpenirings, estethliche
Deklemazinn, Feierwerk, Thee, Bntterbrod nn Alles, >vas Se
sich denken können. Wertheimleben, Se sollen glaben, Se
weren bei Rothschilden, paßen Se auf, was ich Se sage." —
Na, Moses, De Werst doch nich denken, daß ich sage: „Nee, '
ich kimin nich" — im Gegentheil, ich sag: „Herr Amschel
Mayer nn Companie, Gott soll Se schenken langes Leben,
eine starke Familche un kein Geschäftchen unter vierßig, fnfßig
Perßent", sag ich. Mosesleben, das hettest De sehn sollen, '
wie'n meine Gratilazion hat gerührt, er hat geplanchent^) ^
>vie ä Kind, aber ich weiß nich, ob er is mehr gerührt ge- !
wesen von wegen de Familche, oder von wegen das lange
Leben, oder von wegen de Perßentchers. Er is mer ge-
fallen nnl'n Hals UN hat gesagen: „Wertheimleben, Se
haben mich gerihrt, ich kann Se's nich sagen, lute gerührt Se
') Jomlide, Geburtstag.
2) geachelt, gespeist.
3) planchenen, weinen.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schreibebrief von Itzig Wertheim an seinen Freind Moses Löwenstein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)