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76 Auf Helgoland.

! kann ich Ihnen unmöglich schildern; so reizend der Aufenlhalt
\ auf diesem Eilande im Sommer ist, so unterhaltend während
- der belebten Jahreszeit, so reizlos und trübselig, so lang-
? weilig ist er in, langen Winter. Ich war mit sehr wenig
! Unterbrechung fast immer auf mein Ziminer beschränkt, ich
> mußte allein essen, ich war der einzige Gast, ich hatte Niemand
l zum Umgänge — die tödtiichste Langeweile zehrte an meinem
! Geiste und an meinem Körper. Ich suchte zwar keine Gefell-
j schaft auf, — es war nicht wohl möglich, eine solche zu finden
j ■ — icfj sah aber oder glaubte doch zu sehen, daß man mich
! absichtlich verniied, und sogar der sonst so wortreiche Wirth
! war höchst einsilbig in seiner Unterhaltung mit mir.

Ich schrieb an den Geistlichen und bat ihn um Bücher
! — ich erhielt keine Antwort; — ich suchte ihn auf, aber ich
j überzeugte mich bald, daß auch er dem gegen mich
geschmiedeten Complotte beigetreten war, denn er
überhäufte mich mit Vorwürfen, daß ich das arme
Mädchen verlassen wolle, und drohte mir mit zeit-
j lichen und ewigen Strafen, wenn ich noch länger
in meinerBerstocktheit verharren und „ meineBraut,"
wie er zu sagen beliebte,unglücklich machen würde. Ich
l war froh, wie ich wieder in meiner Einsamkeit war."

Dieses erzählte wir Sir William mit vielen
Unterbrechungen, indem er dieZwischenräume seiner
Mittheilung mit Ausrufen und Betheuerungen aller
Art ausfüllte. Ich benutzte eine Pause zu der Frage:

„Und das Mädchen, — die arme Frieda, wie
! benahm sie sich bei diesen ärgerlichen Händeln?"

„Die habe ich jetzt ein ganzes Jahr nicht
^ gesehen," antwortete Jener. „Ich weiß nicht, obste
! sich hier aufhält, oder ob sie von ihrem Großvater
| weggebracht worden ist. Ich habe natürlich ver-
; mieden, nach ihr zu fragen und ans freien Stücken
j hat man mir nichts von ihr gesagt."

„Haben Sie denn nicht seither Ihre Flucht-
; versuche fortgesetzt?" fragte ich weiter.

„Ganz gewiß!" erwiderte der trostlose Ge-
fangene, indem er mit beiden Händen in seinen
Haaren wühlte, „mit aller Energie und Beharr-
lichkeit, aber leider, wie Sie sehen, stets mit dem-
selben ungünstigen Erfolge. — Ich schrieb an
einen Freund unseres Hauses in Hamburg und
versah ihn mit den nöthigen Geldmitteln, um ein
eigenes Schiff zu miethen, das mich hier abholen
sollte. Bald kam auch ein solches Schiff hier an,
es war aber wieder fort, ehe ich von seiner An-
wesenheit Kenntniß erhalten hatte. Nach einigen
Wochen schrieb mir mein Geschäftsfreund, der
hiesige Gemeindevorsteher habe dem Schiffer sagen
lassen, ich hätte mich anders besonnen und wolle
noch einige Wochen hier bleiben. So kani es,
daß das Schiff unverrichteter Sache zurückfuhr.

Ich eilte alsbald zu dem Vorsteher und stellte Preuße. „Sag' mich mahl, Männecken, wie heeßt denn Du?" —

ihn deßhalb zur Rede — er läugnete aber irgend ' Russe. „Pschtschichoff." — Preuße. „Zur Jenesung!"

etwas davon zu wissen. Ich machte dann noch einen Versuch,
das Schiff kam noch einmal hier an, der Schiffer selbst kam
an das Land und suchte mich auf. Ich fiel ihm vor Freude
h um den Hals und beauftragte ihn, meine stets gepackten Effecten
an Bord zu nehmen. Er eilte fort, um einen Kahnführer zu
! bestellen — nach einer Stunde jedoch kam er wieder und be-
richtete mir, alle Kahnführer weigerten sich auf das Bestimmteste,
mich und meine Effecten an Bord zu bringen — er selbst
aber dürfe mich nicht am Strand abholen, die hiesigen Kahn-
führer hätten das Recht, alle Fremden von und nach den
; ankommenden Schiffen zu bringen; auch habe man ihm ge-
sagt, wenn er sich etwa beigehen lassen würde, einen Versuch
zu meiner heimlichen Fortschaffung zu machen, so werde er
nie mehr zugelaffen, Fremde nach Helgoland zu bringen. (F. f.)

Zur Genesung.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zur Genesung""
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Name
Grenzsoldat
Wappen <Motiv>
Sprachverstehen
Missverständnis
Rhinitis
Karikatur
Uniform <Motiv>
Grenze <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Preußen
Russen <Motiv>
Thema/Bildinhalt (normiert)
Schranke <Motiv>
Grenzpfahl <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 586, S. 76

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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