Fliegende Blätter (25.1856 (Nr. 577-600))

Redaction: CaSp. Drau» und Friede. Schneider. — München. Verlag von Braun 8 Schneider.

Schnellpressendruck von E. R. Schurich in München.

88 Cin Milderungsgrund.

Ein bei Erbrechung eines Kastens ertappter Dieb wurde
bei der Schlußverhandlung mit der Strafe von zwei Jahren
Kerker belegt, dieselbe jedoch mit Rücksicht, als sich in dem Kasten
wenig befand, sonach kein großer Schaden erwachsen konnte, auf
ein Jahr herabgesetzt.

Präsident (zum Sträfling). „Haben Sie vielleicht Et-
was anzuführen?"

Sträfling. ,,J' thät' bitten, wann Euer Gnaden be-
rücksichtigen möchten, wie ich mich plagt Hab' dabei und nach-
her erst nichts gefunden hätt', so könnten's mir leicht das eine
Jahr dafür auch noch schenken."

Dorfgeschichte.

1.

Förster. „He, Hans, was macht die Gret'?"

Hans. „Seh'n Se, bi Gott, Herr Förster, ich heb' jetzt !
mini sechs Kronenthaler hingäbe,"

Förster. „Warum das, was ist damit?"

Hans. „Des isch's Handgeld für de Verspruch. Des
isch so bei uns im Ort der Brauch."

Förster. „So, gratulir!"

2.

Förster. „He, Hans, wann ist jetzt Hochzeit?"

Hans. „Will nir mehr dervo wisse,"

Förster. „Was hat es abgesetzt?"

Hans. „Sind dumme Lüt, die Alte, Sie sind z' züm-
pferlich. Und die Gret' ischt au nit für mi."

Förster. „Nun, auch gut."

HI.

Förster. „He, Hans, jetzt habt Ihr die Gret' ja doch
geheirathet!"

Hans. „Hä, i heb doch mi sechs Krone nit in Stich
lasse könne."

Die theuern Beine.

„Aber, liebes Kind, iß nicht so viel, Du wirst sonst krank
und mußt sterben!" — „Schad't nichts, liebe Mama, der
Klapperstorch bringt mich doch wieder!"

Salomon Jtzig. „Gott, wie se tanzen, die zwei Elsen,
ma könnte glaben 's waren wirkliche Elfen und kane Tänze-
rinen! und was se haben for Beine!" — Ein Herr. „Tra-
gen ihnen auch Geld, diese Beine; einer jeden 4000 Thaler
jährlich!" — Jtzig. „Gott, so viel! 4000 Thaler das Jahr!
also 2000 auf das Bein! Gott, was für theures Elfenbein!"

Kindlicher Trost.