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Börsenmeyer's häusliche Zustände.

Ich Hab mer nach lassen verschlagen iu's Casino, wo nur
seine Adlige un de reichsten Kahfleite. Wenn de Löwenthals
nn de Mosese un de Benjamins sein dort Mitglieder, werd der
Meyer doch nach hingehören!

Heint Abend mach Deine Bisit bei de Frah Presendenten
von de Regiernngsräthe, was hat itzt gesammelt de große
Sammlung vor's Naßionaldenkmal nn wenn De hinkommst ßur
Frah Presendenten, sagst De eit schönes Kimplement von
mir nn ich wär so frei nn schickte hier ßweih ondert Golden
for's Naßivnaldenkmalche. Wenn se das werden lesen ge-
druckt ßn finden in de Szeitung, werden se mer machen ßum
geheimen Hofrath oder ßnm Hofbanquier, >vas mer is noch
lieber, ßnmal wenn dabei is cn kleines Ordenssternche.

Un das haben doch alles gemachen de Creditchens! S'geht
doch nix iber deSpekilaßion in diese franßöschePabicrerfindnng.
Fifat hauch de Creditinvbilches!"

Schattenseiten.

a. Börsenmeyer's häuslicher Zustand, wenn die Creditmobiliers

plötzlich wieder 5°/o gefallen sind.

Börsenmeyer (kommt athemlos nach Hause.) „Wo is
meine Frah? Frah, wo bist De? Kimmst De endlich? Hab
ich doch gerufen ßwanßig Mal. Hast De schon hingetragen
de ßweihondert Golden fer's Naßionaldenkmal? Wie, De
hast se schon hingetragen? Konntest De denn nich warten
bis heint, mnßte's denn so ßeitig gelahsen sein. Ich hätte's
befohlen ßu gehen sogleich? Das is schon wahr, aber muß
mer denn bei solche Geldangelegenheiten sein so hitzig? Kann
mer nich warten en Dag, daß mer sich's überlegte noch en
Mal ganz genau?

Sein doch de Credits heint gekimmen finf Prvßent schlechter,
weil aus Paris eingetroffen faule Berichte. Un ich sitz drin

mit so un so viel! Waren nich mal mehr anßnbringen ßnm
Schlnßkorsche un de Spiknlanten sein rumgelahfen wie vor de
Köpp geschlagen. Nur der Goldschmidt hat sich gefreit, weil
er hat spikulirt ahf de Bässe. Un mit de Aagen hat er ge-
ßwinkert, wie er mich hat angegnckt. Aber verschwärzen soll er
mit seine Bässe. Weren doch morgen sein de Credits wieder
finf Proßent höher nn dann wollen wer sehen, wer mit de
Aagen ßwinkert.

Wie? Warum ich nich verkahft Hab? Sollte mer doch
fehlen. Wer weiß, werd's doch sein gewesen nur en Pariser
Schreckschoß; warum soll ich also gleich verkahsen! Jberhaupt
bitt' ich Dir, Frah, red mer nich in's Geschäft, aß De nix
verstehst von de Spikulaßion, mußt De aach nich wollen mit
'neinsprechen."

„En Kuß willst De haben? Sollte mer fehlen! Glaabst
De, de Kiß schmecken noch, wenn de Creditche sein gefallen um
finf Proßent?

Ob ich im Hotel speisen will, oder ob De sollst Cham-
pagner holen lassen? 'S fallt mer nich ein, weder 's Eine,
noch 's Andere. Ich will heint leben in der größten Szurück-
geßogenheitnnkommemerja nich mit heisliche Unterbrechungen."

„Sag' dem Johann, er soll nich mehr anßieh'n das rothe
Liwröhkostihm, weil mer heint jede Auffälligkeit so sehr die
Rerfen stört."

„Un nn laß mer allein!"

b. Börsenmeyer's häuslicher Zustand, wenn die Creditmobiliers noch
10 Prozent gefallen sind.

Börse nm eh er (der zu Fuß nach Hause gekommen ist).
„Johann! Hier ist Dein Salör fer den halben Monat, De
bist entlassen. Ich Hab' geheime Grinde, mit Dir sehr unßu-
frieden ßu sein. Widersprech' mer nich, ich laß mer ahf keine
Einßelkeiten ein."

„Nu, Frah, was siehst De mer so an? Blaß thät' ich
ausseh'n? Sollst Recht haben. 'S wundert mich doch, daß
ich iberhaupt noch ausseh. Wo soll der Mensch de Färb Her-
kriegen, wenn de Credits sein gefallen in einen einßigen Korsch-
tage ßehn Perßent? Hat mer so was schon erlebt? Itzt fehlen
nur noch en paar Perßentche, un ich bin en rnjenirter Mensch."

„Aber der Goldschmidt, der Goldschmidt! Hätt mer's dem
Eselskopp angeseh'n, daß er so enne feine Ras hat gehaben?
Is er doch geworden in die ßwei Tag en reicher Mann nn
geht herum ahs de Börsch tvie en Baruhn. Un hinter 'm drein
lahfen alle Spiknlanten un alle Fixer. Aber ich! Oh, weih
mer! Bin ich da gestanden ganz alleine nn nur manchmal is
Einer gekimmen un hat mich heimlich in's Ohr gefragen:
„Wie is es denn, Meyerche, se haben doch Deckung ßum Ul-
temo fer de Disferenßen?" Hätt ich bei mir getragen en Dolch, j
oder cn Degen, ich hätt die Lumpenkerls niedergeschossen ahf
der Stell. Szuletzt is noch gekimmen der Goldschmidt nn hat
mer gefragen, ob ich 'n wollt verkahsen meine Ekipasch. Hab
ich mer aber 'rnmgedreht un Hab gesagen: „Goldschmidt, Se
sein doch gegangen ßu Fuß so lauge, was wollen Se fahren
itzt mit Gewalt. Wenn Se wollen fahren, nehmen Se en
Fiaker. Un was antwort mer dadrahf der Goldschmidt?. Sollt

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Börsenmeyer's häusliche Zustände"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Verlust
Ehefrau <Motiv>
Trost
Börsenspekulation
Börsenmakler
Frustration
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Juden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 589, S. 99

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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