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■ Großes Unglück durch Crenolinröcke.

um zu helfen, da sie die ganze Größe der Gefahr nicht er-
kannten. Doch auch ihre Freude wandelte sich in Schrecken,
als sie jetzt beide Damen, Ada einem halben Ballon, Emma
einem halb geöffneten Fallschirm ähnlich, in die Lüfte fahren
sahen. Zwar sprangen jetzt jene vor der Thüre hinzu, aber
ach — zu spät!

Immer höher hoben sich dir Damen, eine nordwestliche
Richtung nehmend. Eine Zeit lang hielt sich Emma krampf-
haft fest, dann aber ließ sic los, wohl nicht ahnend, in welcher
grausige» Höhe sie sich bereits befand. Jda schoß nun wie ein
Pfeil aufwärts; Emma dagegen senkte sich ziemlich rasch, fing
sich mit dem Crenolinrocke in dem Schnabel des Domkrah-
nens und hing dort etwa eine Stunde lang wie ein Schützen-
Vogel auf der Stange, bis es den bei dem Dombaue beschäf-
tigten Künstlern gelang, sie von dort herab zu holen, und so
zu erretten.

Jetzt freilich ergänzt man die schadhafte Stelle der Gas-
leitung, aber — Jda ist fort! Was wird der arme Otto sa-
gen und empfinden, wenn er die Schreckensbotschaft vernimmt?
Emma ist schwer erkrankt.

Der Oberprokurator hat, neben einer Personal-Beschreib-
ung, eine Aufforderung erlaffen, worin die Behörden aller
Länder, namentlich jene auf der Grenze zwischen Holland und
Belgien, der Ostküste von Schottland, von Island und von
Grönland, wohin Jda ihre nächste Richtung »ahni, collegialisch
ersucht werden, von ihrer allenfallsigen Niederkunft sofort hie-
her zu berichten. Hoffentlich erfahren wir bald etwas — ob-
gleich man sonst gewöhnlich von der Niederkunft der Fräulein
in der Fremde nichts erfährt.

Die Kräuter-Pro-e.

Bauer. „Hansel, thu'st a Gras holen?"

Hansel. „Was, Gras holen! Kräuter such' i, da macht
ja mein Vater den guten G'sundheits-Kräutersaft d'raus!"

Bauer. „So, Du such'st Kräuter! mir scheint, Du
nimmst Alles, was grün ist, da wird Dei' Vater z'Haus stu-
dir'n müssen, was die guten Kräuter d'rin sind?"

Hansel. „Mei Vater, o ne, der nit, aber schauen's,
er gibt allemal a Hand voll davon unsrer Kuh Liese zum Va-
kosten, „wenn's die frißt und 's der nir thut," sagt der Vater,
„da kann unmöglich was G'sundheits- Schädliches d'rin ent-
halten sein."

Zeit-Fortschritte.

Im Koran heißt es: Der Mann hat das Recht, sich die
Mutter für seine Kinder zu wählen.

In Amerika heißt cs seit neuester Zeit: Die Frau hat
das Recht, sich den Vater für ihre Kinder zu wählen.

Nun wird cs demnächst heißen: Die Kinder haben das
Recht, sich ihre künftigen Eltern zu wählen.

Mitleid aus komischen Gründey.

Daß im bayerischen Walde die Wege nicht die besten
und namentlich für alte Beine nicht die angenehmsten sind,
davon kann Jeder Zeugniß ablegen, der einmal dort zu gehen
gehabt. Und so ließ denn auch ganz natürlich der Pfarrer eines
dortigen Ortes die Besuche, Provisuren rc. in die herumliegen-
den Flecken seinem Cvoporator, einen jungen, rüstigen Mann,
machen. Aber eines Abends, da es vom Himmel goß, was cs
konnte, wird noch ziemlich spät am Pfarrhausc gepocht, und
eine Person bittet den Pfarrer, zu einer Kranken zu kommen,
die wohl s/4 Stunden von da entfernt sein mochte, und setzte
noch hinzu, es möchte doch der Herr Pfarrer selbst kommen. Also
machte sich denn der gute Pfarrer auf, und ging bei Sturm
und Regen zur Kranken. Als er seine geistlichen Pffichten voll-
zogen, glaubte er, die Frau werde ihm nun noch etwas Beson-
deres anzuvertrauen haben, weil sie gerade ihn habe holen las-
sen, und er fragte sie, was sie denn wolle. Aber die Frau
sagte, sie wünsche weiter gar nichts. „Aber, warum habt Ihr
denn gerade mich und nicht den Cooporator holen lassen?"
fragte sie nun der Pfarrer. „Ach", entgegnete die Kranke, „es
wäre doch schade gewesen bei dem schlechten Wetter um das j
junge Herrle."

Oesfentlicher Dank.

Lange sah man im Städtchen K. keine so „schöne Leiche,"
als die des Herrn Braumeisters. Wohl hundert Menschen,
von Neugierde und schönem Wetter angelockt, folgten ihr bis
weit, zum Friedhof. Ein Verwandter aus der Hauptstadt rieth
der trostlosen Wittwe, im Lokalblättchen für die rege Theilnahme
zu danken.

Gleich wurde Seppi, der älteste Sohn, mit dieser Com-
mission betraut. „Der Herr Dintenmeyer wird's schon machen,"
hieß es.

Seppi kömmt in's Redactionsbureau und wartet bescheiden
in einer Ecke.

„Was wünschen Sie, mein Lieber?" srägt endlich der
Redacteur.

Seppi. „Wiffen's, mein Vater ist gestorben und da läßt
sich die Mutter bedanken."

Schultheißen-Zeugniß.

„Dem Peter Wetzet aus Linden wird hierdurch auf Ver-
langen der Wahrheit gemäß bezeugt, daß er während seiner
letzten Krankheit unpäßlich gewesen ist. Der Physikus weiß.es i
besser."

Am 11. November 1856.

Weißhuber, Schulz.
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