I
6
Was giebts jetzt?!
Die Waage der Gerechtigkeit.
Ursach', warum der Polizeisoldat Maier gar so sehr
gelaufen ist:
Wirth: „Sie sind a Schlaucherl, Herr Polizeisoldat
Maier, g'rad is frisch angezapft worden."
I.
Einstmals sitzen zwei Katzen auf dem Fenstergesims der
Speisekammer; sie schlafen nicht, sie wachen nicht, sondern nicken
l
i
mit dem Kopfe, wie es die Katzen im Brauch haben, und spin-
nen dazu. Ans einmal hebt die Eine den Kopf ans »nd spricht:
„Morle — schläfst bu?"
„Wie werd' ich denn schlafen. Warum, Mizi?"
„Ich mein' halt ob du nichts siehst?"
„Ich seh' nichlsz" sagt's Morle und spinnt weiter.
Darauf wird's wieder still. — Es dauert nicht lange,
da fängt ’g Mizi wieder an:
„Morle, — riechst du nichts?"
„Ja freilich riech' ich >vas."
„Riechst du vielleicht den Käs, der dorr hinten ans
dem Kasten liegt?"
„Ja, der sticht mir schon lange in die Nase."
Nachher wird's wieder still. Nach einer Weile fangt
das Mizi wieder an:
„Morle, — wie ist's?"
„Was svll's sein?"
„Nun, ich mein' halt, ob du Courage hättest?"
„Courage! zu was denn?"
„Nu, — wegen dem Käs! Ich mein' da wär' ein Ge-
schäft zu machen."
„Ich Hab' selber schon d'ran gedacht. — Aber der Teufel
trau'; es ist doch nicht recht und wenn wir erwischt wurden!"
„Ah, paperlapap! wir werden nicht gleich erwischt
werden. Du bist doch sonst nicht so blöd und zu allen
Lumpereien aufgelegt — jetzt auf einmal thust du so ge-
wissenhaft; es ist wahrhaftig zum Lachen mit dir. Ich sag'
dir — das könnt' ein ganz gutes Geschäft werden. — Geh' zu,
verstell' dich nicht so und tl,n' nicht so zimpferlich." —
„ Nun meinetwegen, wenn du mir denn gar keine.Ruhe
lägt. Aber schnell muß es nachher gehn — und was die
Hauptfach' ist, halb Part! fünfzig Procent!"
„Top! eingeschlagen!"
„Es gilt!"
II.
Im nächste» Augenblick sitzt 's Morle am Kasten, packt
den Käs, wirft ihn dem Mizi zu; die fängt ihm und staub-
aus geht's über den Hof und durch den Garten bis hinten
zum Zaun. Hier wird Halt gemacht und niedergesetzt.
„Das Geschäft wäre gemacht — Teufel noch einmal,
das wird schmecken! Ich wär' fast außer Athen: gekommen,
so bin ich gelaufen. Es hat uns doch Niemand gesehen?"
„Kein' Seel."
„Aber ich mein' wir fressen ihn gleich — es ist doch
gut, ivenn er wegkommt. Gieb' her den Käs, ich will ihn
theilcu!"
„Ja, ja, es ist mir ganz recht. Aber — aufrichtig
gesagt — siehst du, du bist mir recht lieb und werth, aber
mit dem Theilcu — das ist so eine kitzliche Sach' — du
weißt, ich trau' keiner Katz' — du nimmst das nicht übel;
ich bin ja selber eine."
„Meinetwegen, so theil' ihn du — ich Hab' nichts da-
gegen."
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Was giebts jetzt?!
Die Waage der Gerechtigkeit.
Ursach', warum der Polizeisoldat Maier gar so sehr
gelaufen ist:
Wirth: „Sie sind a Schlaucherl, Herr Polizeisoldat
Maier, g'rad is frisch angezapft worden."
I.
Einstmals sitzen zwei Katzen auf dem Fenstergesims der
Speisekammer; sie schlafen nicht, sie wachen nicht, sondern nicken
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mit dem Kopfe, wie es die Katzen im Brauch haben, und spin-
nen dazu. Ans einmal hebt die Eine den Kopf ans »nd spricht:
„Morle — schläfst bu?"
„Wie werd' ich denn schlafen. Warum, Mizi?"
„Ich mein' halt ob du nichts siehst?"
„Ich seh' nichlsz" sagt's Morle und spinnt weiter.
Darauf wird's wieder still. — Es dauert nicht lange,
da fängt ’g Mizi wieder an:
„Morle, — riechst du nichts?"
„Ja freilich riech' ich >vas."
„Riechst du vielleicht den Käs, der dorr hinten ans
dem Kasten liegt?"
„Ja, der sticht mir schon lange in die Nase."
Nachher wird's wieder still. Nach einer Weile fangt
das Mizi wieder an:
„Morle, — wie ist's?"
„Was svll's sein?"
„Nun, ich mein' halt, ob du Courage hättest?"
„Courage! zu was denn?"
„Nu, — wegen dem Käs! Ich mein' da wär' ein Ge-
schäft zu machen."
„Ich Hab' selber schon d'ran gedacht. — Aber der Teufel
trau'; es ist doch nicht recht und wenn wir erwischt wurden!"
„Ah, paperlapap! wir werden nicht gleich erwischt
werden. Du bist doch sonst nicht so blöd und zu allen
Lumpereien aufgelegt — jetzt auf einmal thust du so ge-
wissenhaft; es ist wahrhaftig zum Lachen mit dir. Ich sag'
dir — das könnt' ein ganz gutes Geschäft werden. — Geh' zu,
verstell' dich nicht so und tl,n' nicht so zimpferlich." —
„ Nun meinetwegen, wenn du mir denn gar keine.Ruhe
lägt. Aber schnell muß es nachher gehn — und was die
Hauptfach' ist, halb Part! fünfzig Procent!"
„Top! eingeschlagen!"
„Es gilt!"
II.
Im nächste» Augenblick sitzt 's Morle am Kasten, packt
den Käs, wirft ihn dem Mizi zu; die fängt ihm und staub-
aus geht's über den Hof und durch den Garten bis hinten
zum Zaun. Hier wird Halt gemacht und niedergesetzt.
„Das Geschäft wäre gemacht — Teufel noch einmal,
das wird schmecken! Ich wär' fast außer Athen: gekommen,
so bin ich gelaufen. Es hat uns doch Niemand gesehen?"
„Kein' Seel."
„Aber ich mein' wir fressen ihn gleich — es ist doch
gut, ivenn er wegkommt. Gieb' her den Käs, ich will ihn
theilcu!"
„Ja, ja, es ist mir ganz recht. Aber — aufrichtig
gesagt — siehst du, du bist mir recht lieb und werth, aber
mit dem Theilcu — das ist so eine kitzliche Sach' — du
weißt, ich trau' keiner Katz' — du nimmst das nicht übel;
ich bin ja selber eine."
„Meinetwegen, so theil' ihn du — ich Hab' nichts da-
gegen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was giebts jetzt?!" "Die Waage der Gerechtigkeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
abweichende Titelschreibweise: "giebts" statt "giebt's"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 601, S. 6
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg