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Ein altes Brautpaar.
rechteste» Vorwürfen überschüttete, daß er sie leichtsinnig der
Hand eines elenden Stümpers, eines erbärmlichen Quacksalbers
Preis gegeben, bemerkte dieser mit Entsetzen den Grund ihres
maßlosen Zornes. Der ungeschickte und seinem Fache nicht ge-
wachsene Künstler hatte nämlich der Aermsten mehrere Zähne,
die sich wenigstens dem Anscheine nach bisher als gesund aus-
sehcnd erwiesen, bei der Operation ausgcbrochen und dadurch
ihren Mund vollends zur Ruine umgewandelt. Der Schreck
über diese Entdeckung raubte im Anfang dem Andreas die
Sprache, als er aber einige entrüstete Worte über das alles
Maaß überschreitende Benehmen Gcrtrudcs hingcworfen, brannte
i» der nächsten Secundc ein gewaltiger Backenstrcich von der
Hand der Wüthendcn auf seiner Wange.
Einen Moment stand, von dieser Begegnung ganz betäubt,
der Korporal regungslos da und Leichcnblässe bedeckte sein Ant-
litz, während das Mädchen laut heulend ihr Gesicht mit den
Händen bedeckte. „Gcrtrude," stammelte er endlich mit beben-
den Lippen, „wir sind von jetzt an auf ewig geschieden, lebe
wohl, auf Nimmerwiedersehen!"
Und über den Hof weg rannte er nach dem Stalle, in
welchem sich sein Pferd befand. Gcrtrude schrie ihm einige
unartikulirte Töne nach und taumelte der Treppe zu, auf wel-
cher sie alsbald verschwand.
Eine Viertelstunde später sprengte Andreas auf seinem
Rosse zum Hofe hinaus, das Mädchen aber verschloß sich in
ihrer Kammer und ließ sich drei Tage vor J^iemand sehen.
Gerade so viel Zeit bedurfte Andreas Amberg, um seine An-
gelegenheiten zu ordnen, sein Gut vor der Hand der Verwal-
tung eines rechtschaffenen Oekonomen zu übergeben und dann
spurlos zu verschwinden. Von dem Zahnkünstlcr aber hat seit
dieser Zeit Niemand in der Gegend wieder Etwas vernommen.
(Fortsetzung folgt.)
Das Geburtstags-Angebinde.
„Also, mein guter Sohn, ich gratulire Dir recht schön zu Deinem 12tcn Geburtstage, wünsche Dir alles Glück, Segen
und Wohlergehen und zur Belohnung für Deinen bisher bewiesenen Fleiß und tugendhaften Lebenswandel und zum immerwäh-
renden Andenken au Deinen Dich liebenden Vater, soll Dir der Herr Doctor de» bösen Zahn ausziehen, der Dir bisher gar so
viel Schmerzen gemacht hat!!"
Ein altes Brautpaar.
rechteste» Vorwürfen überschüttete, daß er sie leichtsinnig der
Hand eines elenden Stümpers, eines erbärmlichen Quacksalbers
Preis gegeben, bemerkte dieser mit Entsetzen den Grund ihres
maßlosen Zornes. Der ungeschickte und seinem Fache nicht ge-
wachsene Künstler hatte nämlich der Aermsten mehrere Zähne,
die sich wenigstens dem Anscheine nach bisher als gesund aus-
sehcnd erwiesen, bei der Operation ausgcbrochen und dadurch
ihren Mund vollends zur Ruine umgewandelt. Der Schreck
über diese Entdeckung raubte im Anfang dem Andreas die
Sprache, als er aber einige entrüstete Worte über das alles
Maaß überschreitende Benehmen Gcrtrudcs hingcworfen, brannte
i» der nächsten Secundc ein gewaltiger Backenstrcich von der
Hand der Wüthendcn auf seiner Wange.
Einen Moment stand, von dieser Begegnung ganz betäubt,
der Korporal regungslos da und Leichcnblässe bedeckte sein Ant-
litz, während das Mädchen laut heulend ihr Gesicht mit den
Händen bedeckte. „Gcrtrude," stammelte er endlich mit beben-
den Lippen, „wir sind von jetzt an auf ewig geschieden, lebe
wohl, auf Nimmerwiedersehen!"
Und über den Hof weg rannte er nach dem Stalle, in
welchem sich sein Pferd befand. Gcrtrude schrie ihm einige
unartikulirte Töne nach und taumelte der Treppe zu, auf wel-
cher sie alsbald verschwand.
Eine Viertelstunde später sprengte Andreas auf seinem
Rosse zum Hofe hinaus, das Mädchen aber verschloß sich in
ihrer Kammer und ließ sich drei Tage vor J^iemand sehen.
Gerade so viel Zeit bedurfte Andreas Amberg, um seine An-
gelegenheiten zu ordnen, sein Gut vor der Hand der Verwal-
tung eines rechtschaffenen Oekonomen zu übergeben und dann
spurlos zu verschwinden. Von dem Zahnkünstlcr aber hat seit
dieser Zeit Niemand in der Gegend wieder Etwas vernommen.
(Fortsetzung folgt.)
Das Geburtstags-Angebinde.
„Also, mein guter Sohn, ich gratulire Dir recht schön zu Deinem 12tcn Geburtstage, wünsche Dir alles Glück, Segen
und Wohlergehen und zur Belohnung für Deinen bisher bewiesenen Fleiß und tugendhaften Lebenswandel und zum immerwäh-
renden Andenken au Deinen Dich liebenden Vater, soll Dir der Herr Doctor de» bösen Zahn ausziehen, der Dir bisher gar so
viel Schmerzen gemacht hat!!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Geburtstags-Angebinde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 602, S. 12
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg